Volltext: Alpenkrieg

ser Wirklichkeit wuchsen Befestigungen aus dem har¬ 
ten Felsboden der Alpen, hüben und drüben. Die Ita¬ 
liener umgaben in erster Linie Oesterreichs Südtiroler 
Bastion mit einem Kranz von Sperrwerken und Tal¬ 
sperren, die sich namentlich auf der Hochfläche der 
Sieben Gemeinden und ihrer weiteren Umgebung zu 
einem dichten Befestigungsnetz häuften. 
Conrad kämpfte einen jahrelangen Kampf gegen die 
widerstrebenden Parlamentarier in Wien, um den Aus¬ 
bau Südtirols zu erreichen. Solange dieser weit nach 
Italien reichende Zipfel in österreichischer Hand war, 
gab es für einen Krieg an der Südwestgrenze nur einen 
Plan, eine Möglichkeit: Angriff in der Richtung Venedig. 
Der Beharrlichkeit Conrad von Hötzendorfs gelang es 
denn auch, in acht Jahren die Sperren von Lavarone 
und Folgaria zu erbauen und damit die Grundlage sei¬ 
nes Offensivplanes zu sichern. 
Das Jahr 1915 und die drohende Kriegserklärung 
Italiens zwangen zu einem vorläufigen Fallenlassen aller 
Angriffsabsichten. Es galt eine reine Verteidigung. Dazu 
mußte die Front im Alpenbogen möglichst verkürzt wer¬ 
den, ohne lebenswichtige Teile abzutrennen. Von den 
450 Kilometern des Grenzzuges fielen durch diese Kür¬ 
zungen ungefähr 100 weg. 
Eine weitere Sorge bildete die Sicherung der Puster¬ 
tal-Bahn vor einem feindlichen Zugriff. Es war dies 
nur eine eingleisige Strecke, aber neben der Westbahn¬ 
linie über Innsbruck—Brenner die einzige Verbindung 
zwischen Südtirol und dem Inneren der Monarchie. Ihr 
wundester Punkt lag bei Toblach. Dort schob sich die 
italienische Grenze bis auf 12 Kilometer Entfernung an 
die Bahn heran, und es war vorauszusehen, daß die 
Italiener alles aufbieten würden, tun diese 12 Kilometer 
durch einen Vorstoß zu überwinden. Artilleriefeuer 
allein genügte nicht, wie die späteren Ereignisse be¬ 
wiesen. Der Zugverkehr im Pustertal war wohl zeit¬ 
weise unterbrochen, wurde aber immer wieder aufge¬ 
nommen. 
Gegen einen Vorstoß an diesem heiklen Punkt 
konnte man nur eine Mauer aus Fleisch und Blut 
setzen. Die beiden Werke der Sperre Sexten stammten 
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