Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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stellt. 120 Häuser samt Kirche, Pfarrhof und Schule fielen dem Feuer 
zum Opfer. Ein Augenzeuge berichtete folgendes: „Ist der Markht Perg 
Layder gott Erbarmens, seither 1632, 1657, 1686 und Aniezo den 16. July 
zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags, maist in Ainer halben Stundt 
120 Häußer, ganz verderblich in Prandt Und Aschen gelögt Worden, 
ohnne das Mann Wissen Vnd Erfahren khönnen (obwohl zwar das 
Feuer Bey Hanß Petzlönder, Fleischhackher, zwischen Herrn Gregory 
Proyerseel Vnd Franz Prunner Khupserschmied, Beiden Burgers- 
heußern Ligent, Weilen sye damals khein Feuer im Hauß gehabt. 
Vnd hindten Bey Seinem Stadl Außkomben). Wie Solche Feuersprunst 
So gähling entstanden, mutmassent Vnd für gwis zu halten, daß durch 
Lose Leuth Angelegt worden. Run Weillen Es Gott geben, Vnd Wider 
genomben, wird Ers auch khünsstig durch Seinen Segen Uns alles 
Wider zu Seinem Gnaden Ersprießlich schickhen." In Anbetracht des 
Unglückes vom 16. Juli 1708 wendete sich der Markt an die Ver¬ 
ordneten des Landes ob der Enns, um „Verwilligung" einer ergötzlichen 
Brandsteuer. In ihrem Gesuche führten sie unter anderem an, „daß sie 
bis jetzt nicht imstande gewesen, auf die Kirche einen Dachstuhl aufzu¬ 
setzen (obwohl benachbarte gute Freunde gutes Holzwerk dargereicht), 
um das Mauerwerk vor dem Regen zu bewahren, um das Gewölbe, 
welches an hölzernen Schließen gehangen, da schon 1645 Bauschäden 
an der Kirche festgestellt wurden, die auch ausgebrunnen, vor völligem 
Eingang zu bewahren. Diese Kirche sei jetzt das ärmste Gotteshaus im 
Lande, denn sie besitzt nichts. 300 sl., welche sie besaß, mußten zur 
Reparierung des Pfarrhofes verwendet werden) die Verordneten möch- 
ten Gott und dem hl. Jakob zur Ehr und der armen Pfarr zur sonder¬ 
baren Consolation eine ergöbige Brandsteuer verwilligen, welche Gott 
als Belohner alles Guten mittelst des hl. Apostels Iakoby, des beson¬ 
deren Apostels des königlichen Hauses Spanien, durch kräftige Für¬ 
bitte ersetzen und das Reich lang mit herrlichen Viktorien erfreuen, bis 
der erwünschte Friede erlanget sey". 
Ein gleiches Ansuchen an die österreichische Regierung wurde ab¬ 
schlägig beschieden, später aber doch gewährt, weil auch in Nieder¬ 
österreich, größtenteils in den Klöstern, gesammelt wurde, wie aus den 
Aufzeichnungen eines eigens dazu angelegten Spendensammelbuches 
hervorgeht. Dieses Buch gab Pfarrer Alanns dem geschworenen (beeide¬ 
ten) Sammler Matthias Oehlhardt, Bürger von Perg, mit auf die 
Sammelreise und hatte folgende Aufschrift: 
„Alle Herren Maecenatus und Mildreiche Guetthäter e Dignität, 
Stand oder Würdigen die Respective seyn, werden nächst demütiger 
Empfehlung höflichst ersucht, Ihrem Belieben zu lassen, das reichende 
heylige Almosen in dem dazu bestimmten gegenwärtigen Handbuch 
taxierter einzutragen und vorzumerken, damit das arme abgeprunnene 
Gotteshaus und Pfarrkirchen des Heyligen Almosens desto sicherer möge
	        
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