Volltext: Briefe und Aufzeichnungen des Generalfeldmarschalls aus Krieg und Frieden

Beginn der Vor fr Ledens Verhandlungen mit Rumänien 
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wurden die Verhandlungen vorläufig abgebrochen. „Die Rumänen versuchen nach 
dem Muster von Brest Litowsk Verschleppungen", schreibt Mackensen. „Wir treten 
diesen mit Entschiedenheit entgegen. Bis zum Sonntag (io. Februar) müssen sie mit 
ausreichenden Vollmachten nach Focsani zurückgekehrt sein. Andernfalls kündigen 
wir den Waffenstillstand." 
Der Sonderfriede, den die Vertreter der provisorischen Regierung der blkraine am 
9. Februar trotz aller Proteste TrotzkiS Ln Brest Litowsk mit den Mittelmächten 
schlossen, zerstörte die Hoffnungen, die die rumänische Regierung auf ein Zusam 
mengehen mit der Ukraine gesetzt hatte. Infolgedessen trat daS Ministerium Bratianu 
in Jassi zurück. General LupeScu bat, die Verhandlungen in Focsani erst nach Bil 
dung eines neuen Ministeriums wieder aufzunehmen. Der Feldmarschall erwiderte 
darauf in einem an den rumänischen Oberbefehlshaber General Presan gerichteten 
Schreiben, er müsse bei voller Würdigung der Gründe, die zu diesem Ansuchen ge 
führt hätten, im Namen der verbündeten Obersten Heeresleitungen und Regierungen 
die feste Erwartung aussprechen, daß eS trotzdem möglich sein werde, binnen 48 Stun 
den, also spätestens bis zum 12. Februar, die Ankunft von Vertretern zu melden, 
die mit den gewünschten Vollmachten versehen imstande seien, die den Mittelmächten 
unerläßliche Klärung der Lage in politischer und militärischer Richtung herbeizuführen. 
Am 13. Februar erschien im Auftrage des Generals AvereScu, der Nach 
folger BratianuS geworden war, ein Abgesandter der neugebildeten Regierung auS 
Jafsi beim Feldmarschall mit der Meldung, daß die rumänische Regierung ernstlich 
entschlossen sei, Frieden zu schließen. „Also Rumänien will Frieden", schreibt Macken 
sen am folgenden Tage. „DaS ist die Hauptsache. Heute werden ihnen unsere Be 
dingungen und Forderungen für den Frieden schriftlich übergeben und mündlich er 
läutert werden, und dann können sie wieder abreisen und morgen in Jafsi berichten. 
Ich habe AvereScu unser Entgegenkommen angekündigt, aber als Beweis für die 
Aufrichtigkeit feines Wunsches die Entfernung aller Entente-Offiziere und Agenten 
aus dem rumänischen Heer und der Regierung verlangt. Außerdem wird seinen Send 
boten Gelegenheit gegeben, sich auch mit den hiesigen Politikern zu besprechen, damit 
sie die Stimmung im besetzten Gebiet genau kennen lernen." 
Am 16. Februar fand auf Bitte AvereScuS eine Begegnung zwischen ihm und 
dem Feldmarschall in Buftea statt. Dieser berichtet darüber: „Die Zusammenkunft 
ist ohne Reibung verlaufen. Wir konnten die Erinnerung an Begegnungen beim 
Kaisermanöver in Stettin 1693 und gelegentlich meiner Flügeladjutantenzeit in Berlin 
austauschen?') DaS Ergebnis der Besprechungen war meine Überzeugung vom festen 
Willen deS Generals, Frieden zu schließen und mit dem Bratianuschen System völlig 
zu brechen, das heißt also auch mit der Entente. In wesentlichen militärischen Fragen 
hat er sein Einverständnis ausgesprochen. In meinen Forderungen blieb ich fest. 
Der rumänischen Armee will ich gern ihre Ehre lassen, aber sie ist die besiegte, und 
die Regierung muß sich dieser Tatsache fügen. Ich habe als Soldat Mitgefühl für 
General AvereScu und ließ eS bei aller Bestimmtheit an persönlicher Rücksichtnahme 
nicht fehlen. Wir trennten unS in kameradschaftlicher Weise. Am 22. wird der General 
wieder nach Buftea kommen und dort mit Graf Czernin und Kühlmann zusammen 
treffen, um die diplomatischen und rein politischen Fragen mit ihnen zu besprechen. 
Ich nehme an, daß eS noch in dieser Woche zu einem Vertrag kommen wird, der den
	        
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