Volltext: Ein Volk in Waffen

Englische Gefangene von Upern. 
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Wollt ihr unser Los verbessern, wenn wir hungrig sind und kalt, 
Sei bei uns wie bei den andern das Gehalt wie der Gehalt. 
Sind auch schäbig die Monturen, darum doch bekennet frei, 
Daß ein Ehrenkleid des Königs Rock in jedem Falle sei. 
Tommy hier und Tommy da. „Tommy? Schmeißt hinaus den Schuft!" 
Aber: „Landesretter Atkins!", wenn von Schüssen kracht die Luft. 
(Deutsche Übersetzung nach der Kölnischen Zeitung Nr. 220 vom 2. März 1915.) 
In dem großen Saal lagen nun Tommy Atkins und seine Kame¬ 
raden und ruhten im Stroh. Sie sahen frisch und munter aus, und 
viele hatten sympathische, männliche Züge. Als ich vor einer Gruppe 
stehenblieb und mich mit den Leuten unterhielt, blieben sie ungeniert 
liegen, antworteten aber sehr höflich und mit der unerschütterlichen Ruhe, 
die für ihre Rasse charakteristisch ist. Sie gestanden offen zu, daß sie 
mit der Behandlung, die sie erfuhren, und mit ihrer Kost zufrieden 
seien. Einer von ihnen fand, man könne es im Kriege gar nicht besser 
haben. Das einzige, was ihnen nicht gefiele, wäre, daß sie im Saal 
nicht rauchen dürften. Ein deutscher Offizier, der neben uns stand, 
erklärte ihnen, der Saal sei feuergefährlich, nicht zum wenigsten wegen 
des trockenen Strohs, und die Deutschen wünschten nicht, daß ihre eng¬ 
lischen Gefangenen hier verbräunten. 
In einem großen, gemütlichen Zimmer im ersten Stock wurden drei 
englische Offiziere gefangengehalten, ein Hauptmann und zwei Leutnants, 
dazu ein französischer Hauptmann. Jeder von ihnen hatte sein gutes, 
reinliches Bett und im übrigen Tisch und Stühle und andere notwendige 
Möbel. Der Franzose war in Zivilkleidung und erklärte auf meine 
Frage, woher das käme, er wohne in Roubaix und hätte die Erlaubnis 
erhalten, sich neue, reine Sachen aus seinem Hause zu holen. Er hatte 
sich ebensowenig wie die andern irgendwie zu beklagen, war aber sehr 
niedergeschlagen und verzweifelt wegen des Unglücks, das Frankreich 
betroffen hatte. Er weinte wie ein Kind, wenn er davon sprach, aber 
er tröstete sich mit der Überzeugung, daß das Pendel bald nach der 
andern Seite ausschlagen werde. Deutschland könne nicht aus die 
Dauer den vereinigten Armeen und Flotten von Frankreich, England, 
Rußland und Japan standhalten, nicht einmal mit Hilfe der österreichisch¬ 
ungarischen Streitkräfte. Seine Hoffnung schien jedoch nicht allzu stark 
zu sein, denn die Tränen kamen ihm immer wieder in die Augen.- Der
	        
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