Englische Gefangene von Upern. 475 Wollt ihr unser Los verbessern, wenn wir hungrig sind und kalt, Sei bei uns wie bei den andern das Gehalt wie der Gehalt. Sind auch schäbig die Monturen, darum doch bekennet frei, Daß ein Ehrenkleid des Königs Rock in jedem Falle sei. Tommy hier und Tommy da. „Tommy? Schmeißt hinaus den Schuft!" Aber: „Landesretter Atkins!", wenn von Schüssen kracht die Luft. (Deutsche Übersetzung nach der Kölnischen Zeitung Nr. 220 vom 2. März 1915.) In dem großen Saal lagen nun Tommy Atkins und seine Kame¬ raden und ruhten im Stroh. Sie sahen frisch und munter aus, und viele hatten sympathische, männliche Züge. Als ich vor einer Gruppe stehenblieb und mich mit den Leuten unterhielt, blieben sie ungeniert liegen, antworteten aber sehr höflich und mit der unerschütterlichen Ruhe, die für ihre Rasse charakteristisch ist. Sie gestanden offen zu, daß sie mit der Behandlung, die sie erfuhren, und mit ihrer Kost zufrieden seien. Einer von ihnen fand, man könne es im Kriege gar nicht besser haben. Das einzige, was ihnen nicht gefiele, wäre, daß sie im Saal nicht rauchen dürften. Ein deutscher Offizier, der neben uns stand, erklärte ihnen, der Saal sei feuergefährlich, nicht zum wenigsten wegen des trockenen Strohs, und die Deutschen wünschten nicht, daß ihre eng¬ lischen Gefangenen hier verbräunten. In einem großen, gemütlichen Zimmer im ersten Stock wurden drei englische Offiziere gefangengehalten, ein Hauptmann und zwei Leutnants, dazu ein französischer Hauptmann. Jeder von ihnen hatte sein gutes, reinliches Bett und im übrigen Tisch und Stühle und andere notwendige Möbel. Der Franzose war in Zivilkleidung und erklärte auf meine Frage, woher das käme, er wohne in Roubaix und hätte die Erlaubnis erhalten, sich neue, reine Sachen aus seinem Hause zu holen. Er hatte sich ebensowenig wie die andern irgendwie zu beklagen, war aber sehr niedergeschlagen und verzweifelt wegen des Unglücks, das Frankreich betroffen hatte. Er weinte wie ein Kind, wenn er davon sprach, aber er tröstete sich mit der Überzeugung, daß das Pendel bald nach der andern Seite ausschlagen werde. Deutschland könne nicht aus die Dauer den vereinigten Armeen und Flotten von Frankreich, England, Rußland und Japan standhalten, nicht einmal mit Hilfe der österreichisch¬ ungarischen Streitkräfte. Seine Hoffnung schien jedoch nicht allzu stark zu sein, denn die Tränen kamen ihm immer wieder in die Augen.- Der