Volltext: Unteilbar und untrennbar (1,1919)

Belgische Ulanen. 
Belgien. 
hatten sie den Martyr-Zeugen für 
ihre Sache! Mit seinen unüberwind- 
lichen Festungen und tapferen Sol-- 
baten leistete Belgien der Entente 
lange nicht so gute Dienste wie mit 
seiner argen, von Engländern und 
Franzosen künstlich verlängerten 
Kriegsnot. Da war ein „Opfer" 
wie sie's brauchten für die Stim- 
mungsmache gegen Deutschland. 
Armes Belgien! Erst hetzten sie es 
tatsächlich, dann als Schlagwort zu 
Tode. Für allen Unflat, der gegen 
Deutschland gesprochen und geschrie- 
ben wurde,gab es den guten Vorwand. 
Und kam auch der Tag, da Belgien 
notgedrungen aufhören mußte, ein 
Lieferant von Soldaten und Kanonen 
für den Dreiverband zu sein—uner- 
schöpflich blieb es doch als Lieferant 
von agitatorischem Material! Die 
neutrale Welt fiel ja auch so ziemlich 
auf den Trugschluß hinein: daß, weil 
Belgien ein Opfer, Deutschland ein Vergewaltiger sein müsse. 
Heute fließt im eroberten Belgien der lang gestockte 
Strom industriellen und wirtschaftlichen Lebens fast schon 
so kraftvoll wieder wie in Friedenszeit. Von den 29451 
Quardatkilometern belgischer Erde sind bis auf wenige alle in 
deutschem Besitz. Und überall rauchen die Fabrikschlote, werden 
die Felder bebaut, rollt Zug auf Zug auf dem eng geschlungenen 
Schienennetz. Nicht weniger als 8660 Kilometer Voll- und 
Vizinalbahnen nannte Belgien bei Kriegsausbruch sein Eigen! 
Ein Eisenbahnnetz, wie es dem industriereichsten, dichtest be- 
völkerten Land der Erde, das ist Belgien, entspricht. 7,6Mil- 
lionen Einwohner, Vlämen und Wallonen, leben in' ihm. 
Belgische Infanterie. 
König Albert I. aus dem Hause Sachsen-Koburg-Gotha, seit 
16. Dezember 1909 regierend, hielt es aus Temperament und 
Neigung mit den Wallonen, obzwar die Majorität im Lande 
vlämisch ist. 3,3 Millionen der Einwohner sprechen nur diese 
Sprache, 2,9 Millionen nur französisch, 0,9 Millionen beides, 
und ein Bruchteil, 0,1 Millionen französisch und deutsch. 
Für das glänzend entwickelte Wirtschaftsleben Belgiens 
zeugen die Ziffern der Statistik. 757 654 649 Franks betrugen 
die Staatseinnahmen im Jahre 1913, die Ausgaben :77a 347437 
Franks, die Staatsschuld zirka 3V10 Milliarden. Waren im 
Wert von zirka 5 Milliarden Franks kamen 1912 ins Land, 
Waren im Wert von zirka 4 Milliarden Franks verließen es. 
Im gleichen Jahre liefen 
il 250 Schiffe mit 16,5 Mil- 
lionen Tonnengehalt die bel¬ 
gische Küste an, 11214 Schiffe 
mit zirka 16,4 Millionen Ton- 
nengehalt dampften aus ihren 
Häfen über den Ozean. Fast 
4? Millionen Meterzentner 
Getreide und Kartoffeln pro-- 
duzierte im Jahre 1913 Bel- 
giens Boden, und über 3 Mil- 
lionen zählte sein Besitz an 
Nutztieren. 
Solchem stattlichen Reich- 
tum an Getreide und Vieh 
gesellen sich noch die Schätze, 
die belgischer Bergbau zu Tage 
fördert, und die ungeheuren 
Werte, die aus der Kongo- 
kolonie ins Mutterland strö- 
men. 2 365 ovo Quadratkilo- 
meter beträgt der Umfang die- 
fer Kolonie, fast 20 Millionen 
Seelen bewohnen sie, mit 
401/2 Millionen Franks sind 
die Einnahmen, mit 51 Mil- 
lionen Franks die Ausgaben 
des belgischen Kongostaates —
	        
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