Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Einkreisung auf dem Kosovo polje. 
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nach Ost gerechnet, standen sie jetzt halbwegs zwischen Hanovi 
Tresnjevica und Hanovi ViSnjevica auf den über PoZeginje 
erreichten Höhen um Donja Korita sowie auf den südlich 
Dolce und Uglo und südwestlich und südlich von Suhodol 
fich erhebenden — also durchwegs auf montenegrinischem 
Boden. Die Hauntkraft der Gruppe und der mit ihr zu-- 
fammen operierenden 20. Landsturmgebirgsbrigade hielt 
indessen noch um Sjenica. Die genannte Brigade schied nun 
aus und marschierte, mit der Bestimmung nach der Bocche, 
am 10. Dezember ab. Auch FML. v. Sorsich und sein 
Stab gingen, den schon vorher dorthin abgegangenen Bri- 
gaden GM. Schieß und S t r e i t h der Gruppe nach- 
folgend, nach der Bocche ab. Die von der Gruppe noch bei 
Sjenica verbliebenen Brigaden GM. Schwarz und 
17. Landsturmgebirgsbrigade bil- 
deten nun die — insoferne neu- 
formierte—5Z. Jufanterietruppen- 
division GM. P 0 n g r ä c z de St. 
Miklos et Ovär, deren 21. Land- 
sturmgebirgsbrigade, nach Novi- 
pazar abmarschierend, in den Ver- 
band des viii. Korps trat. Vom 
XIX. Korps blieb somit bloß die 
53. Infanteriedivision als geschlos¬ 
sener Heereskörper auf diesem Teil 
des südöstlichen Kriegsschauplatzes, 
denn auch der Korpskommandant, 
FML. T r 0 l l m a n n und das 
Korpskommando gingen nach der 
Bocche ab. 
Der ?z. Infanteriedivision fiel 
die Aufgabe zu, auf der Nord- 
front von Montenegro möglichst 
starke Kräfte zu fesseln. Sobald 
sich aber die Nachschubverhältnisse 
bessern würden, hatte sie gegen 
Bijelopolje vorzurücken. Sie tat 
es, da es nötig wurde, sogar noch 
früher. Dabei übergriff sie ganz 
auf den montenegrinischen Kriegs- 
schauplatz, auf dem wir ihr im 
bezüglichen Abschnitt des Werkes 
wieder begegnen werden. 
Vom xxii. Reservekorps der z. Armee hielt am 20. No- 
vember, an welchem Tag unsere zu den Ereignissen an der 
Nebenfront der Armee sich gewendete und der Zeit voraus- 
eilende Schilderung ihre Hauptfront verließ, der Großteil 
des Alpenkorps in RaSka, sein als rechte Kolonne des Reserve- 
korps vorgegangenes bayrisches Jägerregiment z besetzte 
kampflos das reiche Beute bergende Novipazar, die Mitte 
des Korps, Teile der 44. Reservedivision — die übrigens der 
verkürzten Front wegen bald gänzlich ausscheiden sollte — 
gelangte auf den Podbukovik, die linke Kolonne kam bis 
Pavkovo im Jbartale. 
Die 18. Gebirgsbrigade des VIII. Korps, deren Losung 
war den Feind nicht los zu lassen, hatte sich zur Gänze nach 
Süden gewendet. An ihrer Spitze ging das Detachement 
Obstlt. v. Klempa: die zer und ein Halbbataillon der 
15 er Feldjäger. Diesem Detachement stellte sich der Feind 
auf der KruZbenica mit Infanterie und 4 Feldgeschützen 
entgegen. Die Jäger griffen ihn, obwohl er ihnen an Zahl 
weit überlegen war, ohne weiteres an. Und mit den Mutigen 
war das Glück: sie schlugen die Serben zurück. Wohl war dies 
GM. Franz Ävor. 
nebst der Unerschrockenst und Tapferkeit der Jäger auch dem 
Umstände zu verdanken, daß die Widerstandskraft der feind- 
lichen Infanterie, erschüttert durch die Ereignisse des Vor- 
tages, gesunken war. Darum gab es auch an diesem Tage 
Gefangene, Überläufer und Beute wieder genug. Nicht zu rech- 
neu, was sonst noch aus den Kampfreihen des Feindes schied. 
Es waren dies nicht wenige; jene, die Waffen und Rüstung, 
ja ganze vollbeladene Trainwagen in den Jbar warfen und 
dann flohen, wohin und was sie die Füße trugen. Ohne sich 
weiter um sie zu bekümmern, folgte die Brigade den gefchla- 
genen, doch immerhin noch in Ordnung zurückgegangenen 
Abteilungen des Feindes bis auf die Höhen nördlich Ljepo- 
savic nach; jene hielten jenseits der Ljeposavica an. 
Die 9. Gebirgsbrigade der 59. Infanteriedivision war, mit 
der Bestimmung, ihrer Schwester- 
brigade nachzufolgen, über Bkjjevo 
hinausgelangt. Die 57. Infan¬ 
teriedivision stand noch dort, wo 
sie bisher gestanden. 
Am 21. November kämpften 
vom XXII. Reservekorps die 
10. Gebirgsbrigade und das 
bayrische zer Jägerregiment auf 
den Höhen östlich Novipazar gegen 
etwa 3serbische Bataillone. Diese 
schlugen sich zwar tapfer, ent- 
gingen aber natürlich nicht ihrem 
Schicksal und verloren überdies an 
300 Gefangene. Trotz dieser har- 
ten Niederlage zogen sie in guter 
Ordnung ab, ja sie faßten schon 
unweit, beim Brgjanihan südöst- 
lich Novipazar und auf dem Mno- 
rog südöstlich des vom Jäger¬ 
regiment des Alpenkorps besetzten 
Ortes Jablanica, wieder Fuß. 
Beim VIII. Korps holte sich die 
18. Gebirgsbrigade GM. Skv 0 r 
neuen Lorbeer. Kaum tagte es, 
griff sie mit dem Spitzendetache- 
ment Obstlt. v. K l e m p a den 
ihr gegenüberstehenden Feind auf 
den Höhen südlich der Ljeposa- 
vica an, warf ihn hinab und drängte ihm unverweilt scharf 
nach. Indes, das ungemein schwierige Gelände stellte dem 
Vordringen Hindernis auf Hindernis entgegen. Überdies 
sperrte die sehr genau schießende feindliche Artillerie den 
direkten Weg im schmalen Jbartal und zwang die Brigade 
zur behutsamen, zeitraubenden Vorrückung ausschließlich 
über die Berge des östlichen Ufergeländes. Dennoch gelangte 
sie nicht um vieles später als die von ihr zurückgeworfenen 
Serben vor deren zweite, bei der Karaula Höhe 521, Karaula 
Sokanica und auf dem Dubrava brdo vorbereitete Stellung. 
Nun kostete es sie aber gehörige Mühe, die Mühe eines 
mehrstündigen Kampfes, sich an diese Stellung nahe heran- 
zuarbeiten. Die Serben — Bataillone des 7. Regiments 
waren es — hielten sich ungeachtet ihrer schweren Verluste 
außerordentlich tapfer und zähe. Waren gestern andere 
ihrer Truppenkörper schwächlich, so zeigten sich heute diese 
von schönster kriegerischer Tugend. Weder wichen sie, noch 
dachten sie an Übergabe — und heiß und immer heißer tobte 
der Kampf, den unsere von bewunderungswerter Unver- 
zagtheit beseelten Braven den ganzen Tag über führten.
	        
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