Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Einkreisung auf dem Kosovo polje. 
Indes, der erste entscheidende Schritt war wuchtig und 
greifend genug, und man konnte sich daher Zeit lassen, 
den nächsten wieder gründlich vorzubereiten. Damit hatte 
es gewaltige Schwierigkeiten. Allein schon, daß die Drina 
wieder hochgestiegen war und die gefährdete Kriegsbrücke 
abermals abgebrochen werden mußte, band der Gruppe in 
vielem die Hände. So gelang es dem Feinde, dem überdies 
starker Schneefall zugute kam, sich ihr fürs erste zu ent- 
ziehen. Er erholte sich von der erlittenen Niederlage über-- 
raschend schnell und plänkelte bald wieder mit den Vor- 
Posten der Gruppe über die Flüsse hinüber sehr rege. Dies 
war zwar lästig,doch störte es im Grunde die Vorbereitung zu 
der nun gegen Plevlje anzusetzenden Offensive nicht im ge- 
ringsten. Bei dieser sollte der ViZegradgruppe von Teilen der 
dem Kommandierenden General 
in Bosnien und der Hercego- 
vina unterstehenden Heeres- 
körpern Unterstützung werden. 
Dazu wurde die Gruppe FML. 
R o l l i n g e r von Rolleg mit 
der aus Truppen der Feste Sa- 
rajevo zusammengesetzten Bri- 
gade GM. B l e ch i n g e r, der 
bei Gorazda stehenden Gruppe 
Obst. v. V u ch e t i ch und einem 
bosnisch-hercegovinischen Gen- 
darmeriebataillon gebildet. Ihre 
Aufgabe war, die Drina bei 
Gorazda zu überschreiten und 
auf sajniea vorzustoßen. Des 
weiteren sollte die Gruppe Obst, 
v. Vukadinovic von Foka 
aus mit eingreifen. 
Die Division Kaiser 
widriger Verhältnisse wegen bis 
zum 2z. November gebraucht, 
bis alles soweit vorbereitet war, 
daß die ersten geschlossenen Ab- 
teilungen den Uvac übersetzen 
konnten. Sie griffen den Feind 
sogleich äußerst scharf an und 
drängten ihn noch am selben 
Tag über Priboj hinaus. Diesen 
vorgeschobenen Punkt nun in 
der Hand, fiel es, da auch die Kciegsbrücke bei ViSegrad 
über die unterdes zahmer gewordene Drina wieder eingebaut 
werden konnte, nicht sonderlich schwer, den Lim bei Novo 
Rudo zu überbrücken und daraufhin eine brückenkopfartige 
Stellung auf den Höhen südlich von Novo Rudo, bei 
Ustibar und Priboj einzunehmen. Die Brigade Zhuber 
blieb im Räume Militärstation Bjelo brdo, Zubac, Rieka 
und Strpci als Reserve zurück. 
Um diese Zeit war von der Gruppe R o l l i n g e r 
die Brigade Blechinger in Gorazda eingetroffen. Tags 
darauf übersetzte sie auf der in Betrieb gestellten fliegenden 
Brücke die Drina und erreichte, ohne überhaupt vom Feinde 
etwas wahrzunehmen, mit der Vorhut den Kozarasattel. 
Nun übersetzte ein bei Megjegja nebst dem bosnisch-hercego- 
vinischen Gendarmeriebataillon stehen gebliebenes Halb- 
bataillon Infanterie dort den Fluß und nahm als linke 
Seitenhut den Marsch gegen den Metalkasattel auf. Am 
27. November setzte ihn auch die Brigade fort und rückte 
um 1 Uhr nachmittags in Eajnica ein. Die ihr nachfolgende 
Gruppe V u ch e t i ch, der zweite Heereskörper jener des 
FML. v. R 0 l l i n g e r, gelangte unterdessen mit ihren 
vordersten Truppen bis zum Kozarasattel. In dieser Gliede- 
rung, die den Raum von GoraZda bis zum Metalkasattel — 
auf den hinauf jenes Halbbataillon, früher Seitenhut, 
nunmehr Vorhut der Brigade B l e ch i n g e r gelangte — 
einnahm, blieb die Gruppe R 0 l l i n g e r auch am darauf- 
folgenden Tage stehen. Ostlich von ihr trat aber die 62. In- 
fanteriedivision den Vormarsch auf Plevlje an und erreichte 
die Linie Lisina siijena—Megjurijekje—Citluk. Die Monte- 
negriner gaben ihr, wenngleich nicht in Gutem, so doch 
ziemlich leicht den Weg frei. Mehr Anstrengung kostete es 
die Division am 29. November, sich diesen bis zur Iavorje 
planina, der Höhe Krusevlje am Abhang des Poblacnicatales, 
in der Schlucht der Sutjeska 
und bis zu dem den Pobjenik 
krönenden Ljeskovo brdo zu 
bahnen. Unterdessen stand die 
Gruppe R 0 l l i n g e r noch 
dort, wo wir sie verlassen haben, 
wartend bis die Division K a l- 
s e r im Einklang mit ihr mehr 
Raum nach Süden gewinne. 
Allein ein Detachement Grenz- 
jäger rückte gegen Boljanic vor. 
Es traf auf der Gradina auf 
etliche Banden, die es vertrieb, 
doch als es gegen Han Kovac 
weiter vorrückte, stieß es auf 
zehnfach überlegene Kräfte und 
mußte umkehren» Nun wußte 
man aber, wo der Feind zu 
und am folgenden 
gegen ihn, der die 
Gradina wieder besetzt hatte, die 
Grenzjäger und ein Bataillon 
Infanterie an. Er nahm den 
Kampf an und war fürs erste 
nicht unterzukriegen. Immerhin 
waren die Kräfte der Monte- 
negriner hier so sehr gebunden, 
daß diese auch nicht einen Mann 
nach der Flanke der 62. Jnfan- 
teriedivision ausspielen konnten. 
Und das war gut, denn sie hatte mit dem Feind, der sich ihr 
entgegengestellt hatte, gerade genug zu tun, und es dauerte 
bis in die Nacht hinein, bis es ihr gelang, ihn im Sturm 
von den Höhen Mednisat, Kapavica, Cemerna, Debeli brijeg 
und Rovnica hinabzuwerfen. Allerdings gab dies dann aus, 
und am Morgen des 1. Dezember zeigte sich kein Feind mehr 
im Bereiche ihrer Waffen. Doch kurz vor Mittag, um welche 
Zeit das bewußte Bataillon und die Grenzjäger der Brigade 
B l e ch i n g e r die Gradina erstürmten und die Truppen 
der Division von Norden her vor Plevlje gelangten, stellten 
sich diesen die Montenegriner abermals entschieden entgegen. 
Sie hielten bis zum Abend wiederholten Angriffen stand und 
wichen erst, als sie arg in die Klemme gerieten und auch von 
der, nun der Division unterstellten Brigade B l e ch i n g e r, 
die von Westen anrückend Boljanic besetzt hatte, im Sturm 
aus der südöstlich des Ortes gelegenen Defensionskaserne 
Gotovusa hinausgeworfen wurden. Zugleich unterlagen sie 
im Osten auf den Höhen bei Jabuka, und so stand nun den 
Unsrigen der Weg nach Plevlje von allen Seiten her offen.
	        
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