Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

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vom Mali und Veliki Kamen her, in sie hinein. Kein Wunder, 
daß die Bataillone den Befehl, bereits um %io Uhr zum 
Angriff vorzubrechen, als Erlösung aus ihrer tatenlosen 
Pein mit aufrichtiger Freude begrüßten. Sie ließen sich 
diese auch nicht trüben, als sie dann, hervorbrechend, aus 
dem Regen in die Traufe kamen: in das noch stärkere Feuer 
der Geschütze, dem das jetzt einsetzende der feindlichen Ma¬ 
schinen- und Jnfanteriegewehre in nichts nachstand. All 
dies wurde ja jetzt, wo es vorwärts ging, wo sich die Leute 
regen durften und, soweit es ging, Gleiches mit Gleichem 
vergelten konnten, bei weitem weniger empfunden. 
Dreiviertel \Uhr nachmittags war es, als sich die 
Unsrigen trotz aller Gegenwehr des Feindes auf Pasuljiste 
hinaufgearbeitet hatten, um den Feind mit eisernem Griffe 
zu fassen, ihn in die Knie zu zwingen. Doch die Serben 
wollten noch immer nicht daran glauben; geradezu Mann 
für Mann mußten sie zu Boden geschlagen werden. Nur 
wenige von ihnen flohen im letzten Augenblick. Diese schoß 
bann ihre eigene Artillerie nieder. » 
Die Zwischenstufe, PasulMe, in der Hand, setzte die Brigade 
den Angriff auf Mostine—Pandurica—Lozovikko brdo fort. 
Da kam aber die Nachricht, daß die Serben in der rechten 
Flanke, im Räume Lozoviköo brdo—Lipovica, einen Gegen- 
angriff vorbereiten. Um nun diesem voll gerüstet begegnen 
zu können, war es notwendig, besondere Maßnahmen zu 
treffen. Sie nahmen beträchtliche Zeit in Anspruch, und 
so wurde es schon später Nachmittag, als die Brigade zu 
neuem Angriff ansetzte. Er kam aber in dem regenauft 
geweichten Gelände, nicht zuletzt auch des immer heftiger 
werdenden feindlichen Feuers wegen, nicht mehr so recht in 
Fluß. Insbesondere gehemmt wurde das Vordringen des 
rechten Flügels der Brigade, an dem das Bataillon II./70 
in das wirksamste Feuer der das Lozovicko brdo verteidigenden 
Batterien, Maschinengewehre und Infanterie geraten war. 
Dadurch geschah es, daß, obwohl der erwartete Gegenangriff 
aus der Flanke ausblieb, die Brigade von einer weiteren 
Vorrückung absehen mußte. Übrigens ließ dies schon die 
einbrechende Nacht ratsam erscheinen. Die Brigade grub 
sich also in den erreichten Stellungen ein: am Südhang 
von PasulMe, links im Räume bis zur Donau, rechts 
bis östlich Bolek. 
Bei der 6. Gebirgs- 
brigade hatten die Trup- 
pen den Angriff früher am 
Tage als jene der Schwester- 
brigade vorzutragen be- 
gönnen. Das am rechten 
Flügel befindliche Batail- 
lon iv,/8n hatte die Vor- 
ückung um %8 Uhr in 
zwei Gruppen angetreten. 
Beide hatten Mali Kamen 
zum Ziel, nur nahm die 
eine den Weg zu ihm ge- 
radeaus, die andere rechts, 
über Krecane umfassend. 
Diese Gruppe hatte einen 
Dornenweg zu gehen, denn 
sie kam bald in starkes, 
vom Veliki Kamen herüber-- 
schlagendes Feuer, zugleich 
in ein ihren Vorrückungs- 
räum von der Avala und 
von Zuce aus wirksam bestreichendes Seitenfeuer. Nichts- 
destoweniger erreichte sie um 9 Uhr vormittags den Mali- 
Kamen und warf die dort vorgeschobenen feindlichen Ab- 
teilungen zurück. Die andere Gruppe des Bataillons hatte 
sich unterdessen, wennzwar unter günstigeren Verhältnissen, 
ebenfalls nur mühsam dem Ziele nähern können. 
Schwer war dem Bataillon IV./81 der Anfang gefallen, 
noch Schwereres wartete seiner: die Erreichung des nächsten 
Zieles, des sichtbar sehr stark besetzten Westhanges des 
Veliki Kamen und dann dessen von einer mächtigen Schanze 
beschirmten Gipfels. Ungeachtet dieser bevorstehenden Kräfte- 
anspannung hielt das Bataillon in der Vorrückung nicht 
länger an, als um nur gerade Atem zu schöpfen. Vor- 
brechend, gelangten bann zwei Kompagnien der Frontgruppe 
um Mittag bis nahe an die feindlichen Schützengräben 
am Westrande des Veliki Kamen. Damit war indessen erst 
wenig gewonnen, denn die Umfassungsgruppe hatte sich 
während dieser Zeit nicht mehr als etwa 300 Schritte Raum 
nach vorwärts erkämpfen können. Sie, die den Serben gefähr- 
licher als die andere war, hatte kurz nacheinander zwei Gegen- 
angriffe abzuwehren gehabt. Dadurch geschwächt, konnte 
sie aus eigener Kraft nicht mehr weiter. Immerhin, das 
Verdienst, bedeutender Übermacht standgehalten zu haben, 
ließ sie sich nicht schmälern und leistete auch weiterhin dem 
stetigen Druck hartnäckigsten Widerstand. Als ihr dann das 
Bataillon I./6 zu Hilfe beisprang, wurde das Gleichgewicht 
völlig hergestellt. Vorwärts kam jedoch der Angriff nicht, 
denn die Serben hatten die Verstärkung der Unsrigen ihrer-- 
seits gleich und beträchtlich wettgemacht. Es mußte also 
abgewartet werden, bis die Artillerie die feindliche Stellung 
sturmreif gemacht haben würde. 
Während nun sämtliche Batterien der Division, die auf 
Kamen Anschuß hatten, diese heiß umstrittene Höhe unter 
Feuer nahmen, schoben sich die beiden Gruppen der Ba- 
taillone I./6 und IV./81 näher und näher an die feindliche 
Stellung heran. Mühsam und langsam ging es wohl, doch 
schließlich ging es doch nach Wunsch. Um %7 Uhr abends 
waren sie am Feind, brachen zum Sturm vor. Zugleich mit 
ihnen stürmten, von links kommend, Abteilungen des Ba- 
taillons IV./50. Sie drangen in die Schanze ein, die anderen 
nahmen die anstoßenden Gräben. Vergeblich versuchten 
Der Feldzug gegen Serbien 1915/16.
	        
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