Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Sett Saß, Sief-Sattel und Col Vi Latta, 
Die Dolo 
sozusagen Tag und Nacht ohne Erfolg. Am 19. Oktober 
begann der Hauptangriff, zunächst gegen unsere Vorstellung 
am Südostgrat des Berges, etwa 800 Meter Luftlinie 
vom Gipfel. Eingeleitet wurde er mit einem furchtbaren 
Ärtilleriefeuer, das zwei Stunden dauerte und bei dem bis 
zu 55 Schüsse in der Minute abgegeben wurden. Durch 
die ununterbrochene Beschießung hatte der hier schon reichlich 
gefallene Schnee seine Farbe geändert, er war getränkt mit 
Pikrinsäure und gefärbt von den Stinkgasen der krepierten 
Geschosse. Die Felsen aber waren zu erdigen Massen zerfchla-- 
gen, tausendfach zertrümmert und zerkleinert. Als der Feind 
die Unseren zermürbt glaubte, begannen die Stürme seiner 
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dann sank er selbst tödlich getroffen zu Boden. Von der Kom- 
pagnie Kaiserjäger, die diesen heldenmütigen Sturm unter- 
nommen hatte, kehrten nur wenige zurück; der Boden vor 
und zwischen den Hindernissen war mit Leichenhaufen bedeckt, 
in die dann fortwährend bald eigene, bald feindliche Granaten 
einschlugen. 
Ohne den Besitz des Berggipfels war jener der Vorstellung 
für den Gegner wertlos. Das Stürmen mußte also von neuem 
beginnen, wieder mußten zahlreiche Menschenopfer ge-- 
bracht werden, wieder war alles vergeblich. Am 7. November 
mittags glückte es den Feinden einmal, die Spitze des Berges 
zu erreichen, aber schon am Abend dieses Tages war sie 
Infanterie, welche 8 Tage lang fortgesetzt wurden. Am 25. Ok-- 
tober gelang es den Italienern, durch ihr Trommelfeuer 
die Felsenwache auf dem linken Flügel unserer Vorstellung 
bis auf einen Kadetten und 4 Mann zu vernichten und dort 
Raum zu gewinnen. Aber sie konnten diesen Vorteil wegen 
des präzisen Feuers unserer Schützen in der Vorstellung 
nicht ausnützen und auch am folgenden Tage mißlangen ihnen 
sechs Angriffe, die alle unter großen Verlusten abgewiesen 
wurden. Die Zahl ihrer Toten war so beträchtlich, daß sich 
der Verwesungsgeruch in unserer Stellung empfindlich be- 
merkbar machte. Endlich, am 29. Oktober, drangen sie mit 
zehnfacher Übermacht in die von 200 Mann verteidigte Vor- 
stellung ein. Die Unseren mußten vor der Gewalt zurück, 
drangen aber im Gegenstoß noch einmal in die verlorene 
Stellung ein. Es kam zu einem gräßlichen Morden. Ein 
Oberjäger hieb allein 30Welsche mit seinem Säbel nieder. 
wieder in unseren Händen. Das hinderte Eadorna allerdings 
nicht, in den italienischen Blättern nicht bloß die Eroberung 
des Col di Lana, sondern auch gleich die des Monte Sief 
triumphierend zu verkünden, aber diese Lüge war mit einem 
Verluste von ungefähr 10000 Mann bezahlt, die vor den 
fest in unseren Händen befindlichen Stellungen seit Beginn 
der Angriffe den Tod gefunden hatten. Der schwedische 
Obst. A k e r m a n sandte am 21. November dem Kriegs-- 
preßquartier aus Tirol die Mitteilung: „Ich habe persönlich 
konstatiert, daß der Col di Lana den Österreichern gehört." 
Eingehender und ausführlicher sprach sich ein anderer 
Neutraler, der dem Kriegspreßquartier zugeteilte schwel, 
zerische Major T a n n e r über die Lage der Dinge am Col 
di Lana aus. Er schrieb am 29. November: „Die sehr stark 
auseinander gehenden Meldungen der amtlichen österreich- 
ungarischen und italienischen Preßberichte, betreffend ten
	        
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