Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

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Der Krieg gegen Italien. 
Schützengraben auf Le Celle. 
früher oben und schössen jeden Mann ab, der aus der Wand 
auf das Plateau heraus wollte. Von der Wand selbst konnten 
wir sie nicht vertreiben, da sie dort gedeckt waren. Unsere 
Artillerie beschoß daher nahe rückwärts gelegene Felsen, um 
durch zurücksplitternde Steinstücke indirekt zu wirken. Gegen 
6 Uhr abends war an der ganzen Front der letzte Schuß 
verhallt und alle Angriffe unter schweren Verlusten abge- 
schlagen. Die zehn an den verschiedenen Punkten eingesetzten 
italienischen Bataillone hatten über 2000 Mann an Toten 
und Verwundeten eingebüßt; 41 Tote lagen noch im Vor-- 
feld des Contrinhauses, zudem waren vier feindliche Geschütze 
durch direkte Treffer demontiert. Wir hatten 19 Tote und 
55 Verwundete. 
Jn^en nächsten Wochen machten die Italiener gegen die 
Stellungen in den Fassaner Alpen und an der Marmolata 
keine weiteren Versuche; erst in der Nacht vom 13. auf den 
14. August erfolgte wieder ein heftiger Angriff gegen den 
Fedajapaß nach starker Artillerievorbereitung. 
Schon an den vorhergehenden Tagen waren von uns 
rege Verschanzungsarbeiten der Italiener in ihren Stellungen 
oberhalb des Fedajasees wahrgenommen worden. Offenbar 
wollten sie bei dem zu Kriegsbeginn gesprengten Hotel 
Venezia Geschütze einbauen. Als aber die Arbeiterkolonne 
beschossen wurde, zog sie ab. Am iz. August %9 Uhr abends 
sielen am südlichen Hange des Fedajatales Gewehrschüsse. 
Punkt 9 Uhr begann die italienische Artillerie die Beschießung; 
zwei Batterien mittleren und eine schweren Kalibers gaben 
bis u Uhr nachts Hunderte von Schüssen ab. Gleichzeitig 
feuerte die Infanterie auf 800 Schritt Distanz aus Gewehren 
und Leuchtpistolen. Um 11 Uhr wurde sie zum Angriff 
vorgeführt. Unsere Schützen — mährische Infanterie, dar- 
unter viele Leute von 
über 40 Jahren — be- 
gann ihre sichere Arbeit. 
Sie schössen ruhig und 
ohne Nervosität. Wo die 
Leute in den Gräben 
nicht gut sehen konnten, 
sprangen sie ohne Be- 
fehl aus der Deckung 
heraus. Der Abteilungs¬ 
kommandant, Reserve- 
oblt. K r i e h u b e r, in 
Friedenszeiten k. k. Be- 
zirksrichter, ging unge- 
deckt die ganze Front ab 
und sprach ermunternd 
zu den Mannschaften, 
während ihn die Kugeln 
umschwirrten. Als die- 
ser Angriff abgeschlossen 
war, trat allmählich 
Ruhe ein, aber bald 
nach Mitternacht be- 
gann das italienischeGe- 
schützfeuer von neuem. 
Gegen 2 Uhr wurde 
noch ein dritter An- 
griff blutig abgewiesen. 
Die Italiener hatten 
1000 Mann eingesetzt; 
nach der Zahl der von 
uns beobachteten Sa- 
nitätskolonnen müssen ihre Verluste recht beträchtlich ge- 
wesen sein; die unseren waren gering. 
Weit stärkere Kräfte als im Gebiet der Marmolata setzten 
die Italiener seit Beginn des Monates Juli am Eingänge 
des Buchensteiner Tales ein, um sich die Dolomitenstraße 
nach Canazei zu öffnen. Im Mittelpunkte dieser Angriffe 
stand der Co l d i La na, ein 2464 Meter hoher Berg, welcher 
die Straße zu einer jähen Biegung nach Nordosten zwingt. 
Ein Blick auf die Karte läßt die räumlichen Beziehungen des 
Col di Lana erkennen. Von der das Ampezzaner Tal be- 
grenzenden Tofanagruppe streicht ein Ast der Dolomiten 
in westlicher Richtung gegen die Sellagruppe. Von einem 
seiner Zwischengipfel, dem 2562 Meter hohen Sett Saß 
schiebt sich ein Abfallrücken gegen Süden vor, der zunächst 
den 2426 Meter hohen Monte Sief trägt und an seinem 
Ende sich zu dem kapähnlichen Col di Lana erhebt. Dieser 
aus dem allgemeinen Hauptzuge weit vorspringende Vor- 
berg, dessen Spitze von der italienischen Grenze nur 5 Kilo¬ 
meter entfernt ist, während, sein Fuß ihr auf einige hundert 
Meter nahe kommt, sollte trotz seiner exponierten Lage, welche 
es den Italienern ermöglichte, ihn unter Kreuzfeuer zu nehmen, 
durch zehn Monate den feindlichen Angriffen widerstehen. Und 
als er endlich fiel, mußten die Italiener erkennen, daß sie mit 
den größten Opfern erst eine vorgeschobene Position gewonnen 
hatten,deren Besitz sie dem eigentlichen Ziele nicht näher brachte. 
Westlich vom Col di Lana liegt das Sperrfort Corte, 
gegen Norden schlössen sich unsere Stellungen am Monte 
Sief und am Passo Tre Sassi an. Nicht weniger als ändert- 
halb Armeekorps setzten die Italiener an diesem Punkte ein 
und ihre Angriffe wiederholten sich, abwechselnd mit inten- 
siver Artilleriebeschießung während des ganzen Sommers
	        
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