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eitern im 17. und 18. Jahrhundert fremdartig vor, weil sie es nicht
verabsäumten, das saft- und kraftlose Gewäsche rechtzeitig durch
mitunter recht derbe Zwischenspiele zu unterbrechen.
Diese Intennedien spielen überhaupt in der Dramatik der hier
behandelten Zeit eine große Rolle.
Man könnte angesichts der massenhaften lateinischen Schau¬
spiele, die uns allüberall begegnen, glauben, daß die deutsche Mutter¬
sprache auf der Bühne keinen Platz gehabt haben könne. Dem ist
aber nicht so.
Im großen und ganzen behauptete freilich die Sprache Vergils
das Terrain, aber in der Abtei Lambach z. B. spielte man doch
schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts das Trauerspiel „Hera-
clius“ in deutscher Übersetzung und der jetzt verlorene „Euripus“
war nach einem Vermerke des Handschriften-Kataloges ebenfalls „in
germanicis rhytmis“ abgefaßt.
In St. Florian spielen die Klosterschüler im 17. Jahrhunderte
trotz Alvarus und Gretser ihre deutsche Faschingskomödie,1) wie
es ein Jahrhundert früher schon geschehen war.
Und war ein lateinisches Stück noch so tragisch und klassisch
vollendet, selten fehlte doch das deutsche Intermezzo in den Zwischen¬
akten. Selbst in Märtyrerstücken war für das heitere Element gesorgt.
So erinnern z. B. in dem lateinischen Dorotheaspiel,* 2) das in
Kremsmünster im Jahre 1651 aufgeführt wurde, die satellites, welche
nach prahlerischen Reden auf die Christenjagd ausziehen, aber un¬
verrichteter Dinge zurückkehren müssen, weil das Wild schon aus¬
geflogen ist, an den alten miles gloriosus. „Die eigentlich komische
Figur bildet jedoch der Zimmermann Lentulus, der auf dem Forum
das Tribunal aufrichten helfen soll, aber statt zu arbeiten mit ge¬
schwätziger Zunge die Zeit vergeudet »in depingenda sua Xantippe«
oder wie es gut deutsch übersetzt heißt »mit Beschreubung seines
alten Haußkhreuz« (II. 3). Nach dem Bilde, das der Mann von
seiner besseren Hälfte entwirft, muß diese allerdings eine recht un¬
liebenswürdige Person gewesen sein. Doch scheint sich die Satire
nicht bloß gegen böse Eheweiber, sondern auch gegen gewisse faule
Zimmerleute zu wenden. Lentulus hat von seinem seligen Vater
Celadon, Marcolfus, Crispulus und ein Chor von Hirten. Der Schauplatz, heißt
es, befindet sich „in einer angenehmen Aue“.
x) Im Jahre 1699 druckte z. B. Kaspar Freischmidt in Linz 100 Exem¬
plare einer deutschen Komödie für dieses Stift.
2) Sancta Dorothea virgo, Casareae in Cappadocia martyrio affecta a
Sapritio tyranno. Tragica scena producitur a iuventute Cremiphanensi 1651.
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