Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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eitern im 17. und 18. Jahrhundert fremdartig vor, weil sie es nicht 
verabsäumten, das saft- und kraftlose Gewäsche rechtzeitig durch 
mitunter recht derbe Zwischenspiele zu unterbrechen. 
Diese Intennedien spielen überhaupt in der Dramatik der hier 
behandelten Zeit eine große Rolle. 
Man könnte angesichts der massenhaften lateinischen Schau¬ 
spiele, die uns allüberall begegnen, glauben, daß die deutsche Mutter¬ 
sprache auf der Bühne keinen Platz gehabt haben könne. Dem ist 
aber nicht so. 
Im großen und ganzen behauptete freilich die Sprache Vergils 
das Terrain, aber in der Abtei Lambach z. B. spielte man doch 
schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts das Trauerspiel „Hera- 
clius“ in deutscher Übersetzung und der jetzt verlorene „Euripus“ 
war nach einem Vermerke des Handschriften-Kataloges ebenfalls „in 
germanicis rhytmis“ abgefaßt. 
In St. Florian spielen die Klosterschüler im 17. Jahrhunderte 
trotz Alvarus und Gretser ihre deutsche Faschingskomödie,1) wie 
es ein Jahrhundert früher schon geschehen war. 
Und war ein lateinisches Stück noch so tragisch und klassisch 
vollendet, selten fehlte doch das deutsche Intermezzo in den Zwischen¬ 
akten. Selbst in Märtyrerstücken war für das heitere Element gesorgt. 
So erinnern z. B. in dem lateinischen Dorotheaspiel,* 2) das in 
Kremsmünster im Jahre 1651 aufgeführt wurde, die satellites, welche 
nach prahlerischen Reden auf die Christenjagd ausziehen, aber un¬ 
verrichteter Dinge zurückkehren müssen, weil das Wild schon aus¬ 
geflogen ist, an den alten miles gloriosus. „Die eigentlich komische 
Figur bildet jedoch der Zimmermann Lentulus, der auf dem Forum 
das Tribunal aufrichten helfen soll, aber statt zu arbeiten mit ge¬ 
schwätziger Zunge die Zeit vergeudet »in depingenda sua Xantippe« 
oder wie es gut deutsch übersetzt heißt »mit Beschreubung seines 
alten Haußkhreuz« (II. 3). Nach dem Bilde, das der Mann von 
seiner besseren Hälfte entwirft, muß diese allerdings eine recht un¬ 
liebenswürdige Person gewesen sein. Doch scheint sich die Satire 
nicht bloß gegen böse Eheweiber, sondern auch gegen gewisse faule 
Zimmerleute zu wenden. Lentulus hat von seinem seligen Vater 
Celadon, Marcolfus, Crispulus und ein Chor von Hirten. Der Schauplatz, heißt 
es, befindet sich „in einer angenehmen Aue“. 
x) Im Jahre 1699 druckte z. B. Kaspar Freischmidt in Linz 100 Exem¬ 
plare einer deutschen Komödie für dieses Stift. 
2) Sancta Dorothea virgo, Casareae in Cappadocia martyrio affecta a 
Sapritio tyranno. Tragica scena producitur a iuventute Cremiphanensi 1651. 
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