Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

157 
Ferner bevorzuge er Original- und Nationalstücke, weil der 
persönliche Anteil an solchen und dadurch die Wirkung größer sei. 
Stoffe aus der vaterländischen Geschichte seien mehr geeignet, den 
Patriotismus zu heben. 
Nach einer etwas überschwänglichen captatio benevolentiae 
trägt nun Cremeri seine besonderen Wünsche vor: Das Theater¬ 
wesen soll verstaatlicht und die Schauspieler müssen vom Staate 
besoldet werden. 
Die Zensur soll noch mehr als bisher der Staatsklugheit 
Rechnung tragen. 
Daß derlei „gereinigteu Stücke der Kasse nicht schadeten, 
bezeuge Staatsrat von Gebier, der versichert habe, in Wien könne 
sich kein rein komisches Stück mehr halten. Die Wandertruppen 
sind abzuschaffen, gleichgültig, ob sie ein adeliger Privatmann oder 
sonst jemand hält. Sie gereichen der Kunst nur zum Schaden, weil 
die Unternehmer nur auf die Vergnügungssucht der Leute achten, 
um ihren Beutel zu füllen. 
Vom Schauspieler muß Bildung und Befähigung für seinen 
Beruf gefordert werden. Er muß gründlich Philosophie studieren, 
um die Rolle zu verstehen, die Physiognomik und die Lehre von 
den Affekten beherrschen, um dem Worte auch die entsprechende 
Betonung und Gebärde verleihen zu können, und Musiker sein. 
Er hat ferner vertraut zu sein mit der Zeichen- und Tanzkunst, 
mit der Geschichte, Jurisprudenz und den terminis technicis der Natur¬ 
wissenschaften, sowie mit der Handhabung physikalischer Instrumente. 
Endlich muß er Literaturkenntnisse besitzen und ein recht¬ 
schaffener Mensch sein. 
Besondere Anforderungen müssen in bezug auf den letzt¬ 
erwähnten Punkt an die weiblichen Bühnenmitglieder gestellt werden, 
damit nicht, wie in Frankreich, die Schauspielhäuser privilegierte 
Orte der öffentlichen Prostitution werden. 
Um die berufsmäßige Aneignung der für einen Schauspieler 
unentbehrlichen Kenntnisse zu ermöglichen, sei eine eigene Akademie 
nötig. An derselben hätten etwa vier Lehrer die Spezialfächer vor¬ 
zutragen, während die allgemeinen Fächer, wie Literatur, Ge¬ 
schichte usw. an der Universität gehört werden müßten. Solche 
Akademien für Schauspieler würden längst bestehen, wenn nicht 
die Wandertruppen solche Versuche geradezu unmöglich machten, 
wie das Fiasko in Hamburg zeige. 
Cremeri verlangt ferner für den Schauspieler die Möglichkeit, 
wie jeder andere Staatsbeamte Auszeichnungen und Titel und durch
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.