Volltext: 47. Jahresbericht der Städtischen Mädchen-Mittelschulen in Linz a. D. 1935/36 (47. 1935/36)

Die Heimgegangene Frau Erhard war aber auch eine treue 
und stets hilfsbereite Dollegin. Ts hat wohl nie jemand an ste 
eine Bitte gerichtet, die ihm nicht erfüllt worden wäre. 
Wie sehr ste ihre Jugend, ihre Schule geliebt hat, wie ste mit 
ihr verwachsen war, wie schwer ihr gerade der Abschied von der 
Anstalt und allen, mit denen ste so viele Jahre zusammengearbeitet 
hatte, wurde, als ste ihren letzen Dang ins Drankenhaus antrat, 
davon kann der Berichterstatter Leugnis geben. Doch auf ihrem 
Schmerzenstagev galt Sorge und Frage immer ihrer Schule. 
Die Anstalt, der Frau Erhard 14 Jahre treu gedient, wird ihr 
Andenken heilig halten; ste wird in den Herzen aller, die die IDustk 
lieben, die den Aufstieg unserer Schule mit ihr erlebten, weiterleben 
und ihr Dame wird allzeit in der Geschichte der Anstalt mit Thren 
und Dank genannt werden. 
Im letzten Jahresbericht sprach der Berichterstatter die Hoffnung 
aus, daß mit der Annahme und Durchführung der neuen -Lehrpläne 
und der Änderungen in der Grganifation der Wittelschulen, wie ste 
1934/35 beschlossen worden waren, endlich nach ein und einhalb 
Iahrzenten ständiger Beunruhigung für die österreichische Mittelschule 
eine Leit der inneren Festigung und der zielbewußten Arbeit zum 
Wohle unseres heißgeliebten Baterlandes anbrechen werde. -Leider 
hat stch diese Hoffnung nicht erfüllt, denn das abgelaufene Schul¬ 
jahr war durch neuerliche, allerdings von einem anderen Gebiete 
ausgehende Störungen auf das heftigste beunruhigt. And doch ver¬ 
trägt kaum irgend eine öffentliche Tinrichtung weniger eine solche 
Beunruhigung als gerade die Schule und noch dazu gehobene 
Schulen wie unsere Mittelschulen, sollen ste ihrer so wichtigen Aus¬ 
gabe vollkommen gerecht werden, die ihnen gestellt ist. Mie ein Blitz 
aus heiterem Himmel kam Mitte Dezember — es war am selben 
Gage, da uns die Dachricht vom Ableben unserer Frau Erhard 
erreichte, — die Dunde, daß aus staatsstnanziellen Gründen am 
Dapitel Mittelschulen, und hier wieder am allerstärksten an den 
Mädchenmittelschulen eine sehr große Summe erspart werden müffe. 
Dies sollte durch Austastung von Mittelschulen, durch Erhöhung der 
-Lehrverpflichtung der Lehrkräfte und schließlich für. die privaten 
(d. h. alle nichtstaatlichen) Mädchenmittelschulen durch den Abbau 
von denselben zur Dienstleistung zugewiesenen Bundeslehrkrästen 
erfolgen. 
Für unsere Anstalt kam die erste Gefahr nicht in Frage, da 
ste ja nicht Dundesmittelschule ist, wohl aber die größte Mittelschule 
des -Landes and die einzige nichtklösterliche Mädchenanstalt. Die 
zweite Maßnahme, die als Mehrbelastung der -Lehrkräfte zu den 
in der letzten Leit oft ins Angemeffene gesteigerten Arbeiten der¬ 
selben hinzukommt, mußte natürlich die Anstalt so wie alle Mittel¬ 
schulen mittragen. Am schwersten aber trifft ste die letzte Herordnung, 
denn durch diese soll sie gerade die ältesten -Lehrkräfte, die natur¬ 
gemäß die Träger der Tradition einer Anstalt stnd, verlieren. Dann 
auch gegen die Maßnahme, -Lehrer in den Duhestand zu versetzen, 
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