Volltext: XXI. Jahresbericht des Mädchen Lyzeums in Linz 1909/10 (21. 1909/10)

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(Schlags elektrischer Funke) ausgelöst werden kann. Gerade so wie beim 
kontraktilen Plasma verschiedene Reize (mechanische, thermische, chemische ro.) 
die gleiche Reaktion, das ist eine Kontraktion erzeugen, so kann das 
chemisch labile Nitroglyzerin, der Hauptbestandteil des Dynamits, durch 
eine Erschütterung, Erhitzung, den elektrischen Funken explosiv mit großer 
Energieentwicklung zerfallen, wobei Reiz und Effekt in gar keinem 
geraden Verhältnis stehen. —° Anderseits können durch Lichtwirkung auch 
chemische Synthesen rasch erfolgen, wobei das Licht als Anreger 
oder Induktor wirkt. (Photosynthese.) Wasserstoff und Ehlorgas im 
Dunkeln entwickelt, vereinigen sich bei Belichtung plötzlich und mit 
Heftigkeit, Kohlenoxyd und Ehlorgas ebenso zu Phosgengas. Und da 
diese Vereinigung auch nach Abschluß der Belichtung andauert, so er¬ 
innert dieser Prozeß an die Kohlensäureassimilation, die, einmal einge¬ 
leitet, auch nach Lichtabschluß noch einige Zeit anhält, (photochemische 
Induktion.) 
Der Biochemie stehen wir mit unserer derzeitigen chemischen Praktik 
ziemlich hilflos gegenüber. Namentlich sind wir Stümper gegen die 
chemische Kunstfertigkeit der grünen Pflanzen in Synthese und Umsatz. 
Diese vermögen Eiweißkörper, Fette und Kohlehydrate ohne Schwierig¬ 
keiten ineinander überzuführen, was uns entweder gar nicht oder nur 
unter den umständlichsten Verfahren gelingt. — Bei den genannten Ver¬ 
gleichen und Nachahmungen suchte man dem Chemismus des Lebens 
durch hinweise auf analoge anorganische Vorgänge nahezukommen. 
Man vergißt dabei aber eines, daß nämlich eine anorganische Synthese, 
z. B. die Verbindung von Eisen und Schwefelsäure zu Eisenvitriol 
(Fe S04), wobei ein Körper mit völlig neuen, weder dem Eisen noch 
der Schwefelsäure innewohnenden Eigenschaften entsteht, ebenso viel des 
Rätselhaften in sich birgt wie ein biochemischer Aufbau, wie die Ent¬ 
stehn, ig von Lebendigem aus totem Material bei der Assimilation. Wenn 
es gelingt, irgend eine mechanische Erscheinung z. B. auf die Schwer¬ 
kraft als Grundkraft zurückzuführen, so ist damit noch gar nichts „erklärt". 
Denn es ist vorläufig noch ganz dunkel, warum ein chtein zur Erde 
fällt. Die vermeintliche „Anziehung" oder „Stoßung" ist doch nur eine 
Versinnbildlichung, und zwar eine ganz anthropomorphe obendrein, wie 
ja die meisten Begriffe der Energetik (Kraft, Druck, Last) von den 
Muskelleistungen unseres Körpers entlehnt sind. 
Fermente- Katalyse — eine Analogie. 
Im Stoffwechsel der Organismen stellen die Fermente chemische 
handlanger dar, die in kurzer Zeit die verschiedenartigsten Spaltungen
	        
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