Volltext: XXI. Jahresbericht des Mädchen Lyzeums in Linz 1909/10 (21. 1909/10)

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bestimmtes schloß öffnen kann, nur einen Stoff und nicht einmal 
dessen isomere Verbindung aufzulösen und ein und dieselbe Substanz, 
z. B. Stärke, wird durch verschiedene Fermente anders gespalten. Das 
merkwürdigste aber an ihnen ist, daß sie sich bei der Spaltungsarbeit 
nicht chemisch zersetzen, sondern intakt bleiben und daher in kleiner 
Menge beliebig große Massen zersetzen können. Sie erinnern auch 
hierin an die lebende Materie, von der eine minimale Menge (z. B. 
ein Bakterium) genügt, um durch fortgesetzte Assimilation unbegrenzt 
Lebenssubstanz neu zu bilden, so daß man das Plasma selbst ein 
„synthetisches Ferment" nennen könnte. Line besondere Beachtung unter 
den Enzymen verdienen die Oxyd äsen, die auch in pflanzlichen Ge¬ 
weben nachgewiesen wurden und bei der sogenannten inneren oder 
Gewebsatmung den Sauerstoff an reduzierende Substanzen (Kohlehydrate, 
Fett) binden (Sauerstoffüberträger). Diese oxydativen Fermente wirken ganz 
ähnlich wie manche Metalle in feinzerteiltem oder suspendiertem Zustand, 
die freien Sauerstoff auf sich kondensieren und diesen leicht und rasch 
an oxydable Stoffe binden, somit als Beschleuniger der Oxydation wirken. 
Diese Eigenschaft kannte schon Berzelius am Platin x), es besitzen sie 
aber auch das Palladium, Iridium, Eisen, Silber u. a., überhaupt 
Metalle in kolloidalem Zustande. Sie bewirken durch ihre Gegenwart 
eine Katalyse, das heißt eine Beschleunigung eines an und für sich 
träge verlaufenden chemischen Prozesses. Man nannte sie Katalysatoren 
oder wegen ihrer den Fermenten ähnlichen Wirkungsweise auch „an¬ 
organische Fermente". So hilft z. B. das Platin durch seine bloße An¬ 
wesenheit, durch Kontakt, ohne eine chemische Bindung einzugehen, bei 
der Fabrikation von Schwefelsäure (nach dem winklerschen Verfahren) 
mit, indem es die Oxydation von S02 zu S03 vermittelt. — Man ver¬ 
gleiche die Gärung (Spaltung) einer Traubenzuckerlösung: 
0g H12 06 = 2 C02 (wird frei) + 2 C2 H5.0H (Alkohol) 
mit der Spaltung einer Lösung von Wasserstoffsuperoxyd (H2 02) durch 
Platinmoor: 
H2 02 -p Pt = H2 0 -f- Pt 0 erste Phase 
Pt 0 -f- H2 02 == Pt + H2 0 + 02 (wird frei) — zweite Phase. 
Hier kann also durch Platinmoor das Superoxyd in unbegrenzter 
Menge in Wasser und Sauerstoff gespalten werden. Das „Urbild der 
Gärungen" hat man die Katalyse des Superoxyds durch Platin genannt. 
Was bei der echten Gärung das Ferment, das bewirkt hier das Metall. 
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überträger.
	        
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