Volltext: Die älteste Geschichte des jüdischen Volkes (1, Orientalische Periode / 1925)

§ 68. Die Siege Kyros und die Hoffnungen der Judäer 
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(der Krieg Gog-Magogs, Kap. 38—39). Die Vorstellung von der 
Zukunft erscheint hier in phantastischer Verhüllung, wie es auch 
nicht anders sein konnte in einer Zeit, wo alles rings um den 
Propheten in Nebel gehüllt war und nur eine beschwingte Phantasie 
die Geister von der traurigen Wirklichkeit abzulenken vermochte. 
§ 68. Die Siege Kyros und die Hoffnungen der Judäer 
Die Regierung Nebukadrezzars dauerte über vierzig Jahre, bis 
502. Unter ihm befestigte sich die Oberhoheit Babyloniens in 
Vorderasien. Die Gewalt des am Erbe Assyriens gleichfalls be 
teiligten Medien erstreckte sich über Armenien und einen Teil 
Kleinasiens; es war nun bestrebt, sich den Ausgang zum Ägäischen 
Meer zu erzwingen. Hier trat ihm aber das reiche, halbgriechische 
Lydien in den Weg, an dessen Grenzen alle Anstürme des medischen 
Königs Kyaxares erfolglos zerschellten. Der alte Rivale der meso- 
potamischen Monarchie, Ägypten, hielt schließlich Frieden, nach 
dem er von Nebukadrezzar mit aller Wucht zurückgeschlagen 
worden war. In Palästina und dem größten Teil Syriens war 
die babylonische Oberhoheit unbestritten; der ägyptische König 
Amasis II. getraute sich nicht, sie anzutasten. Der babylonische 
König hauste in diesen Ländern ganz nach seinem Belieben: aus 
dem zerstörten Juda brachte er Leute, aus dem unterworfenen 
Phönizien die besten Libanonzedern für seine Bauten. Die erhalten 
gebliebenen Inschriften Nebukadrezzars zeugen davon, daß er mehr 
auf die Errichtung prächtiger Bauten in seinen zwei Residenzen, 
Babylon und Borsippa, bedacht war als auf kriegerische Unter 
nehmungen. Er baute großartige Paläste, deren einer von märchen 
haften, auf hohen Dämmen angelegten „schwebenden Gärten“ um 
geben war. Auch wurden dicke Mauern und feste Schutzvorrichtungen 
rings um Babylon aufgeführt. Die Pracht und Macht des gefallenen 
Ninive schien in dieser neuen Hauptstadt Asiens am Ufer des Euphrat 
neu erstanden zu sein. Wer mochte glauben, daß diese prunkvolle 
Residenz schon in einigen Jahrzehnten einem Eroberer zur Beute 
fallen und vom Los Ninives ereilt werden würde? 
Bald nach dem Tode Nebukadrezzars setzten innere Wirren ein. 
Sein Sohn Ewil-Merodach (Amel-Marduk) herrschte nur zwei Jahre 
(562—60). In der Geschichte der Judäer ist diese kurze Regierung
	        
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