Volltext: Die älteste Geschichte des jüdischen Volkes (1, Orientalische Periode / 1925)

Das babylonische Exil 
durch ein freudiges Ereignis gekennzeichnet: Ewil-Merodach be 
freite den judäischen König Jo jakin aus dem Gefängnis in Babylon, 
wo dieser 35 Jahre lang geschmachtet hatte, zog ihn in seine un 
mittelbare Nähe und räumte ihm eine der ehrenvollsten Stellungen 
an seinem Hofe ein. Wer weiß, welche Folgen die Gunst Ewil- 
Merodachs den Judäern gegenüber noch hätte zeitigen können, wenn 
er länger König geblieben wäre; allein nach zweijähriger Regierung 
wurde er von seinem Schwager Neriglissar (Nergal-sar-ussur) ab 
gesetzt, der den Thron an sich riß. Der Usurpator herrschte vier 
Jahre. Sein minderjähriger Sohn, der ihm folgte, wurde von miß 
günstigen babylonischen Würdenträgern ermordet, die einen Mann 
aus ihrer Mitte, Nabanaid oder Naboned, auf den Thron brachten 
(555). Der neue König erwies sich als ein zu schwacher Regent für 
eine so ausgedehnte Monarchie, wie es Babylon war. Sein Augen 
merk war einzig auf die Errichtung neuer prächtiger Gebäude in 
Hauptstadt und Provinz und auf die Wiederherstellung der alten 
Tempel gerichtet, während gerade um diese Zeit das in Vorderasien 
zeitweilig stabilisierte politische Gleichgewicht wieder ins Wanken 
geriet. Vom Iran her drohte Babylonien eine neue Gefahr: der Ein 
fall der Perser. 
Um die Hälfte des VI. Jahrhunderts lehnte sich der junge per 
sische König Kyros (Kurusch, Koresch), der ein Vasall des großen 
medischen Königs Astiagas, des Nachfolgers des Kyaxares, war, 
gegen seinen Souverän auf, und es gelang ihm, diesen zu besiegen. 
Kyros unterwarf die Hauptstadt Mediens Ekbatana sowie viele Pro 
vinzstädte und rief sich zum Könige des vereinigten medo-persischen 
Reiches aus (55o). Auf seinem siegreichen Zuge näherte sich der 
Eroberer den Grenzen des lydischen Reiches in Kleinasien, durch 
welches sich die früheren medischen Könige vergebens einen Durch 
gang zum Ägäischen Meere zu bahnen versucht hatten. In Befürch 
tung eines Einfalls beeilte sich der lydische König Krösus, mit 
Ägypten und den Griechen von Lacaedemonien ein Schutzbündnis 
einzugehen, dem sich auch der babylonische König Nabunaid an 
schloß. Jedoch ohne die Ankunft seiner Verbündeten abzuwarten, 
zog Krösus unüberlegterweise nur mit seinem eigenen Heere den 
Persern entgegen. Kyros schlug die Lyder, schloß Krösus in seiner 
Hauptstadt Sardes ein, die er bald darauf besetzte, und dehnte seine 
Macht so über das ganze griechische Kleinasien bis zum Ägäischen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.