Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

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sind, cm denen nicht nur ein und das aridere Kleidungsstück, sondern auch, 
das Vogelhaus hängt! Beim Ofen hängt die Hausuhr, oft ein uraltes- 
Familienstück, bei dessen friedlichem Ticktack schon der Großvater einge 
schlummert war. Neben der Uhr war früher auch der oft schön gearbeitete 
Schüsselkorb angebracht, der mit seinen blankgeputzten Geschirren ein Stolz 
stück der Bäuerin war. Erwähnen wir noch das Mauerkastel, irr dem der- 
Bauer die rotlederne Brieftasche, die Steuerbüchel und seine Hausbriefe 
verschließt, urrd nebst dem Ofenbankel, von dem die Kinder den Sprühen 
urrd Funkeln des Feuers so gern zusehen, noch einer: und den andern 
Scherrrrnel für die Kinder und alten Leute, so haben wir den ganzen. 
Stubenrat beisammen. In früheren Zeiten waren es die Webstühle, in 
manchen Stuben zwei bis drei, welche den größten Raum der Stube ein- 
rrahrnen. Nicht nur Knecht und Bauer saßen damals fleißig auf der Weberbank,, 
wenn der Winter in das Land kam, sondern auch schon die Heranwachsenden 
Söhne und Töchter. Und wer reicht webte, mußte fleißig spinnen oder 
spulen, auf daß den Weberrr der Faden zum Einschüsse nicht ausging. Es- 
gab den ganzen Winter viele Arbeit, aber man war froh dabei und betete 
und sang dazu, da sich der „Har" (Flachs) des Feldes durch den Weber 
schlag flugs in gedruckte Guldenzettel verarbeiten ließ. Die Mühlviertler 
Leinwand erfreute sich des besten Rufes. Woche um Woche führte man sie 
auf schwerbeladenen Wagen oder Schlitten über den Böhrnerwald oder zur 
Donau hinaus, von wo sie selbst über die Grenzen des Vaterlandes hinaus 
gegen blankes, bares Geld verfrachtet wurde. 
So kam viel Geld in das Land; es lohnte sich der Anbau wie die 
Verarbeitung des Flachses aufs beste. Diese Zeiten werden wohl nimmer 
kommen. Man erzeugt jetzt aus einer Grasart, die in den Steppen wüster 
Länder in Riesenmassen wild wächst, wie aus der billigen Baumwolle- 
Zeuge und Stoffe in großer Menge, die nur wenig Geld kosten, weil sie 
nicht die Menschenhand, sondern die Maschine aus dem wohlfeilen Roh 
stoffe verfertigt. Aber der Bauer soll bei seiner festen Hausleinwand bleiben, 
sie ist stärker und dauerhafter als alle diese Zeuge, mögen sie auch noch sw 
schön aussehen, und sie kostet ihm nichts als die Arbeit, zu der ihm der 
Winter Zeit und Weile genug bietet. Wenigstens darf er dann, wenn er 
auch fein Geld mehr einnimmt, doch für viele Kleidungsstücke keines aus 
geben. Früher hielt man m jedem Hause auch Hauslämmer, aus deren. 
Wolle man Hausloden, „Nießling", herstellte, der warme, wasserfeste Joppen 
gab, die mehr aushielten und weniger kosteten als die aus den neuen 
Fabrikstoffen. Aus der Stube des wirtschaftlichen Mannes wird daher 
wohl der Webstuhl auch in unserer Zeit nicht verschwinden, da er ihm in 
der Zeit, in welcher er für die Hausleute sonst keine Arbeit hat, wenigstens- 
mittelbar großen Nutzen schafft. 
Zur Zeit, als die Dorfwälder noch nicht so gelichtet waren und die 
breiten Raine und Weiden schönes „Gerechtholz" (Geräteholz) lieferten, 
waren in vielen Stuben die Männer mit Holzarbeiten beschäftigt, und im 
Frühjahre wurden schwere Wagenladungen von Schaufeln und Rechen,. 
Schüsseln imb Tellern, Wannen und Maliern, Reitern, Schwingen un^ 
Backkarren, Trögen, Sechtern und Schaffeln besonders in das Weinland- 
und in das Bistum Passau verfrachtet. Jetzt ist diese Holzarbeit meist nur 
auf den Ortsverbrauch an Schaufeln und Rechen, Schindel:: und Holz-- 
schuhen angewiesen.
	        
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