Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Hegels Berufung nach Berlin. 
während Schulze seiner stürmischen Redegewalt nachgab und sogar eine 
politische, von Görres verfaßte und an den König gerichtete Adresse, 
welche die Bitte um Verfassung enthielt, unterzeichnete, was ihm eine 
offizielle Rüge zuzog, die einzige, die er je erhalten. 
Trotz der leidenschaftlichen Erregungen, die ihn für oder wider 
bestürmten, war er in seiner Amtsführung ein höchst pflichttreuer, sach 
kundiger und ausgezeichneter Geschäftsmann. Als sich der preußische 
Staatskanzler im Jahre 1817 in den Rheinlanden aufhielt, lernte er 
ihn persönlich kennen und seine amtlichen Verdienste und Talente 
schätzen, und es geschah auf seine Empfehlung, daß ihn Altenstein im 
Juli 1818 zu sich nach Berlin rief. Der in den Rheinlanden be 
wanderte und bewährte Schulrath konnte ihm bei der eben im Werke 
befindlichen Gründung der Universität Bonn gute Dienste leisten. 
2. Die Verdächtigungen. 
Bis zu welchen Ungeheuerlichkeiten die Befürchtungen vor den 
Universitäten und den sogenannten demagogischen Umtrieben und nach 
dem Maße der Furcht auch die Verdächtigungen groß gewachsen waren, 
davon hat Schulze in den Anfängen seiner Wirksamkeit als Geheimer 
Oberregierungsrath im preußischen Cultusministerium zu Berlin eine 
recht merkwürdige Probe erfahren, welche ihn selbst betraf. Auf einer 
Jnspectionsreise im Herbst 1819 hatte er dem Besuch der Schulpforte 
einige Tage gewidmet und eines Sonntags von hier aus einen Aus 
flug nach Schloß Dornburg unternommen, um eine dort anwesende, 
ihm von Weimar her befreundete Dame wiederzusehen. Er wußte 
nicht, daß auch der Großherzog Karl August sich zu derselben Zeit 
dort aufhielt. Dieser aber, als er von Schulzes Anwesenheit gehört 
hatte, wünschte ihn zu sprechen. Die vertrauliche Unterredung, bei 
welcher nur die Erbgroßherzogin und zwei Hofdamen zugegen waren, 
betraf die Demagogenuntersuchungen, die dem Großherzog schon viel zu 
schaffen gemacht und vielen Aerger und Unwillen erregt hatten. Schulze 
sprach sich gegen dieselben aus und schilderte sie als übertriebene und 
im Wesentlichen grundlose Maßregeln. Dieses Gespräch wurde aus- 
spionirt, nach Berlin berichtet und kam auch dem König zu Ohren. 
Nun hatte Schulze bei Altenstein ein förmliches Verhör zu bestehen, worin 
es ihm leicht gelang, den Minister durch die Erzählung des Hergangs 
völlig zu beruhigen, aber die Männer der Demagogenfurcht, zu denen 
auch der König gehörte, behielten ihn argwöhnisch im Auge, und er
	        
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