Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Neue Offensivpläne. 
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Abschluß kamen: Die Sowjet-Regierung gab Livland und Estland endgültig 
frei und erklärte sich mit der Anerkennung Georgiens als selbständigen 
Staates durch Deutschland einverstanden; Deutschland erklärte sich bereit, 
nach Abschluß des Friedens zwischen Sowjet-Rußland und der Ukraine die 
Gebiete am Schwarzen Meer bis zur Grenze Georgiens zu räumen und 
das weitere Vordringen einer anderen Macht (gemeint war die Türkei) 
nach Norden nicht zu dulden; dafür sollte Deutschland ein Viertel der Öl¬ 
ausbeute von Baku erhalten, das durch den Zerfall der Transkaukasischen 
Republik wieder in die Hände von Sowjet-Rußland gekommen war. 
Für den deutschen Vormarsch gegen die Murman-Bahn Kron¬ 
stadt und Petersburg zur Verfügung zu stellen, schien die Sowjet-Re¬ 
gierung aber nicht bereit. Daneben blieben als Bedenken gegen die Durch¬ 
führung des Unternehmens die bevorstehende Abgabe weiterer Kräfte an 
den Westen und die Frage der Ernährung der Petersburger Bevölkerung. 
Der Oberbefehlshaber Ost, Prinz Leopold von Bayern, trat trotzdem mit 
Nachdruck für die Durchführung ein. Die Unterstützung durch die Flotte 
gegen Kronstadt wurde vorbereitet. Mitwirkung der finnischen Armee kam 
aber nach dem Urteil des Generals Grasen von der Goltz wegen ihrer ge¬ 
ringen Kampfkraft nicht in Frage. Als dann am 4. September Nach¬ 
richten über eine schwere Erkrankung Lenins und bevorstehenden Sturz 
der Sowjet-Regierung eingingen, befahl die Oberste Heeresleitung: „Ein¬ 
marsch derart vorbereiten, daß er in kürzester Frist erfolgen kann". 
Eine Woche später begann sich aber auch die Lage an der Balkan- 
Front in Mazedonien zuzuspitzen1). Generalfeldmarschall von Mackensen 
trat daher für Durchführung der Offensive gegen die Rumänen ein, um 
„eine Reinigung des hiesigen politischen Horizonts zu erreichen". Am 11. Sep¬ 
tember schlug die Oberste Heeresleitung daraufhin Generaloberst von Arz 
vor, den Aufmarsch gegen Rumänien zu vollziehen, um ultimativ Demobil¬ 
machung und Waffenabgabe zu erzwingen; die Gefahr der Neubildung 
einer Ostfront müsse unbedingt beseitigt werden. Am 13. September er¬ 
hielt die Heeresgruppe Mackensen Befehl, den Aufmarsch zum „Fangstoß" 
durchzuführen. 
Andererseits ergaben sich neue Schwierigkeiten für den Vormarsch 
auf Petersburg. Am 14. September mußte General Ludendorff dem Ober¬ 
befehlshaber Ost mitteilen, die Unternehmung könne, „sofern nicht ganz 
besondere Ereignisse eintreten, frühestens stattfinden, wenn mit Rumänien 
abgerechnet" sei; auch solle der Oberbefehlshaber Ost wegen des immer 
größer werdenden Bedarfs im Westen mit weiteren Abgaben rechnen. 
Nachdem dann am 15. September Verhandlungen über die Räumung des 
*) S. 407ff.
	        
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