Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Graf Czernin in Berlin. Friede mit der Ukraine. 
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Rumänien aufzuerlegenden Bedingungen*) und um die Frage, wie in 
Brest weiter zu verfahren sei. Während General Ludendorss vor allem 
mit Trotz« brechen, „etwas gegen die Großrussen unternehmen" und „auf 
diese Weise auch den deutschen Besitz in Livland und Estland schützen" 
wollte, schlug Gras Czernin vor: 1. Friede mit der Ukraine, 2. Friede 
mit Rumänien, 3. möglichst auch Friede mit den Großrussen. Diesem 
Plan trat dann auch die Oberste Heeresleitung bei. 
Am 7. Februar drahtete Generalfeldmarschall von Hindenburg an 
den Oberbefehlshaber Oft, Kaiser Wilhelm habe beim gestrigen Vortrag 
„die feste Absicht" ausgesprochen, „den Deutschen in den bisher nicht be¬ 
setzten Teilen Livlands und Estlands den von ihnen erbetenen Schutz zuteil 
werden zu lassen. Mit den Operationen, die hierfür in Aussicht genommen 
find2), wird daher als feststehend zu rechnen fein. General Hosfmann erhält 
hiermit zugleich den Auftrag, die Räumung von Livland und Estland 
seitens der russischen Truppen oder den Bruch mit Trotz« zu erwirken". 
Graf Czernin machte zunächst noch einen letzten Versuch, sich mit Trotz« 
zu verständigen. Als dieser fehlschlug, wurde in der Nacht zum 9. Februar 
der Friede mit den Vertretern der Ukraine unterzeichnet. Dabei 
wurde ihnen das Gebiet von Cholm und die Umwandlung des hauptsächlich 
von Ukrainern bewohnten Ostteiles von Galizien in ein selbständiges öster¬ 
reichisches Kronland — letzteres als Geheimklausel des Vertrages — zu¬ 
gesagt. Als Gegenleistung verpflichtete die Ukraine sich, große Mengen von 
Getreide an Deutschland und Österreich-Ungarn zu liefern. 
Durch diesen Abschluß waren für die militärische Lage insofern klarere 
Verhältnisse geschaffen, als Österreich-Ungarn von Wiederaufnahme der 
Feindseligkeiten gegen Sowjet-Rußland künftig nicht mehr unmittelbar 
berührt wurde. An seiner Ostgrenze herrschte — abgesehen von der Front 
in Rumänien — Friede. Deutschland hatte gegen Sowjet-Rußland mehr 
als bisher freie Hand. 
Abschluß der Verhandlungen. 
Die Russen versuchten unterdessen weiterhin, den inneren Halt der 
deutschen Truppen zu erschüttern. Ihre Heeresleitung verbreitete durch 
Rundfunk am 9. Februar einen Befehl, der unter Hinweis auf die Wohltat 
weitgehender Entlassung russischer Reservistenjahrgänge sowie aus „Revo¬ 
lution in Deutschland und Beschießung deutscher Arbeiter durch eigene 
Truppen" die russischen Soldaten aufforderte, „deutsche Truppen an- 
zuleiten zum Vorgehen gegen ihre Peiniger, Generale, Offiziere". Dieser 
*) 6.357. 
2) 6.363 ff. 
Weltkrieg. XIII. Bd. 23
	        
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