Graf Czernin in Berlin. Friede mit der Ukraine. 353 Rumänien aufzuerlegenden Bedingungen*) und um die Frage, wie in Brest weiter zu verfahren sei. Während General Ludendorss vor allem mit Trotz« brechen, „etwas gegen die Großrussen unternehmen" und „auf diese Weise auch den deutschen Besitz in Livland und Estland schützen" wollte, schlug Gras Czernin vor: 1. Friede mit der Ukraine, 2. Friede mit Rumänien, 3. möglichst auch Friede mit den Großrussen. Diesem Plan trat dann auch die Oberste Heeresleitung bei. Am 7. Februar drahtete Generalfeldmarschall von Hindenburg an den Oberbefehlshaber Oft, Kaiser Wilhelm habe beim gestrigen Vortrag „die feste Absicht" ausgesprochen, „den Deutschen in den bisher nicht be¬ setzten Teilen Livlands und Estlands den von ihnen erbetenen Schutz zuteil werden zu lassen. Mit den Operationen, die hierfür in Aussicht genommen find2), wird daher als feststehend zu rechnen fein. General Hosfmann erhält hiermit zugleich den Auftrag, die Räumung von Livland und Estland seitens der russischen Truppen oder den Bruch mit Trotz« zu erwirken". Graf Czernin machte zunächst noch einen letzten Versuch, sich mit Trotz« zu verständigen. Als dieser fehlschlug, wurde in der Nacht zum 9. Februar der Friede mit den Vertretern der Ukraine unterzeichnet. Dabei wurde ihnen das Gebiet von Cholm und die Umwandlung des hauptsächlich von Ukrainern bewohnten Ostteiles von Galizien in ein selbständiges öster¬ reichisches Kronland — letzteres als Geheimklausel des Vertrages — zu¬ gesagt. Als Gegenleistung verpflichtete die Ukraine sich, große Mengen von Getreide an Deutschland und Österreich-Ungarn zu liefern. Durch diesen Abschluß waren für die militärische Lage insofern klarere Verhältnisse geschaffen, als Österreich-Ungarn von Wiederaufnahme der Feindseligkeiten gegen Sowjet-Rußland künftig nicht mehr unmittelbar berührt wurde. An seiner Ostgrenze herrschte — abgesehen von der Front in Rumänien — Friede. Deutschland hatte gegen Sowjet-Rußland mehr als bisher freie Hand. Abschluß der Verhandlungen. Die Russen versuchten unterdessen weiterhin, den inneren Halt der deutschen Truppen zu erschüttern. Ihre Heeresleitung verbreitete durch Rundfunk am 9. Februar einen Befehl, der unter Hinweis auf die Wohltat weitgehender Entlassung russischer Reservistenjahrgänge sowie aus „Revo¬ lution in Deutschland und Beschießung deutscher Arbeiter durch eigene Truppen" die russischen Soldaten aufforderte, „deutsche Truppen an- zuleiten zum Vorgehen gegen ihre Peiniger, Generale, Offiziere". Dieser *) 6.357. 2) 6.363 ff. Weltkrieg. XIII. Bd. 23