Ende der Schlacht bei der Heeresgruppe Böhm-Ermolli.
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zur Wiedernahme von Kalusz einheitlich eingesetzt werden. Die Lage blieb
aber ernst, denn das unzureichende Bahnnetz gestattete nur langsames und
tropsenweises Heranführen von Verstärkungen.
Oberste Heeresleitung und Oberbefehlshaber Ost führten den Rück-
schlag auf Versagen der Armeeführung zurück. Für Generaloberst von
Tersztyanszky übernahm am 12. Juli Generaloberst Kritek den Befehl
über die ö.-u. Z. Armee. Die Russen drängten an diesem Tage nicht weiter
vor. Die nötigen Kräfte, um sie über die Lomnica wieder zurückzuwerfen,
konnten aber vor dem 15. Juli nicht heran sein. Inzwischen errangen die
Russen am 13. einen neuen Erfolg gegen Truppen des ö.-u. XIII. Korps,
die bei Rowica noch auf dem Ostuser des Flusses hielten. Von Dolina
herankommende Teile der bayerischen Kavallerie-Division halfen den
Stoh aufzufangen. Unterdessen hatte wolkenbruchartiger Regen die Wege
grundlos gemacht; die Lomnica schwoll hoch an und wurde damit zu einem
ernsten Hindernis im Rücken der Russen bei Kalusz, aber auch der öster¬
reichisch-ungarischen und deutschen Truppen bei Rowica.
In der Nacht zum 16. Juli gingen die Russen unerwartet und un¬
bemerkt bei Kalusz aus das Ostufer des Flusses zurück. Weiter südlich hatte
inzwischen General Litzmann (Generalkommando XXXX. Reservekorps)
den Befehl übernommen. Teile der ö.-u. 36. Infanterie-Division, unter¬
stützt durch solche der 8. bayerischen Reserve-Division und der 20. Infan¬
terie-Division, sollten am 17. Juli die Höhen um Rowica wiedernehmen,
um dann die russische Stellung aus dem Ostuser der Lomnica nordwärts
aufzurollen. Diesem Unternehmen warf der Gegner aber so starke Kräfte,
vier Divisionen, entgegen, daß es aufgeschoben werden mußte. Es unter¬
blieb schließlich ganz, da die 20. Infanterie-Division inzwischen zur Teil¬
nahme an der großen deutschen Gegenoffensive abberufen wurde.
Die Kerenski-Offensive hatte nach Anfangserfolgen an der ganzen
Front der Heeresgruppe Böhm-Ermolli mit Stillstand geendet. Wohl
hatte General Brussilow am 8. Juli gleichzeitig mit dem Angriff seiner
8. Armee auch die Offensive der 7. und 11. Armee nochmals in Gang zu
bringen versucht, aber hier verweigerte die Truppe neuen Angriff. Die
Erfolge der 8. Armee hatten Heer und Volk mit neuer Hoffnung erfüllt.
General Brussilow hatte ihr als Verstärkung das II. Gardekorps zugesandt,
damit sie sich nordwärts gegen die Flanke der deutschen Südarmee wende.
Kriegsminister Kerenski hatte gemahnt: „Laßt den Feind nicht zum Halten
und Eingraben kommen." Aber die Angriffskrast der Truppe war nach
den ersten gegen schwachen Feind verhältnismäßig leicht errungenen Er¬
folgen auch hier verbraucht, in Kalusz aufgefundene Vorräte an alkoho-