Betrachtungen.
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Stellung überschritten war, hatten sich in Ausbildung und Ausrüstung der
deutschen Truppen für den Angriff Lücken fühlbar gemacht. So blieb das
beispielhafte Vorwärtsstürmen von Teilen der 34. Infanterie-Division
gegen Fms ungenutzt. Hauptursache des Rückschlages bei Gouzeaucourt
aber waren wieder die feindlichen Tanks, gegen die wirksame Ab¬
wehrmittel um so mehr fehlten, als ausreichende Artillerie und Munition
über die wenigen Schelde-Übergänge erst spät herankamen. Auch hat
die Erbeutung reicher englischer Vorräte Teile der kaum genügend
verpflegten deutschen Truppe abgelenkt. Dazu kam im weiteren Ver¬
laus die zunehmende Verstopfung der Brücken, die Reibungen in der
Befehlsübermittlung, Stockungen im Vorkommen von Truppen wie
im Nachschub jeder Art mit sich brachte. Auch die Leistungsfähigkeit
der Kolonnen ließ zu wünschen übrig. Wertvolle Erfahrungen waren ge¬
macht worden; sie sollten die Grundlage werden für das künftige Angriffs-
verfahren.
Alles in allem stellte der Gegenangriff bei Cambrai einen Erfolg dar,
auf den Führung und Truppe stolz sein konnten. Der deutsche Gegen¬
schlag hatte den nachteiligen Eindruck des feindlichen Tanküberfalls völlig
verwischt. Zum erstenmal waren im Westen starke deutsche Streitkräste
aus der Abwehr zum umfassenden Gegenangriff übergegangen. Sie
hatten dabei gezeigt, daß sie auch ohne weitgehende Vorbereitung und
mit geringeren Mitteln als der Feind Erfolge zu erringen vermochten.
D. Das Ergebnis der großen Abwehrschlachten.
Mit der fast fünf Monate dauernden Schlacht an der Somme hatte
am 1. Juli 1916 die lange Reihe schwerer Abwehrkämpfe im Westen be¬
gonnen. Die Frühjahrsschlacht bei Arras und die Doppelschlacht an der
Aisne und in der Champagne hatten den Höhepunkt des gegnerischen An¬
sturms dargestellt, das dreieinhalb Monate währende Ringen in Flandern,
im Großen gesehen, den Abschluß. Daneben waren drei schwere Angriffe
vor Verdun, sowie die gegen den Wytschaete-Bogen, die Laffaux-Ecke
und bei Cambrai aufzufangen gewesen. In jedem Falle waren starke
Verluste, dabei vor allem auch hohe Einbußen an Gefangenen und Gerät
eingetreten. Eine Zusammenstellung ergibt etwa folgendes Bild der Ver¬
luste an Toten und Verwundeten*):
l) Zahlen nach Trupxenmeldungen, von denen die Angaben des Sanitätsberichts
über das deutsche Heer im Weltkriege vielfach abweichen (vgl. Bd. XI, 6.407); Zahl der
Vermißten, soweit deutsche Unterlagen fehlen, nach feindlichen Angaben über Gefangene.
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