Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Aussprache mit Kaiser Karl und seinen Beratern in Spa. 
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matie". Die im Anschluß an die Besprechung von der Obersten Kriegs¬ 
leitung gewünschte Unterrichtung der österreichisch-ungarischen Presse dahin, 
daß militärischerseits volle Einigkeit über die Absicht bestehe, den Krieg mit 
allen Mitteln fortzusetzen, wurde von Generaloberst von Arz abgelehnt: 
Das Ergebnis der Aussprache sei im Gegenteil gewesen, daß jede sich 
bietende Gelegenheit, zum Frieden zu kommen, ergriffen werden müsse. 
Vollends ergaben die Verhandlungen der Staatsmänner keine 
Einigung. In der polnischen Frage verhielt sich der Reichskanzler, wie er 
nachher seinem Sohne erzähltes, „dem zähen Grafen Burian gegenüber 
sehr abweisend". Der eigentliche Zweck des österreichisch-ungarischen Be¬ 
suches aber war, die deutsche Zustimmung zu einer beabsichtigten „Note an 
Alle" zu erhalten, die kein eigentliches Friedensangebot sein sollte, sondern 
die Aufforderung, durch Aussprache an einem neutralen Ort dem Frieden 
näherzukommen. Die deutschen Staatsmänner hielten den vorgeschlagenen 
Weg jedoch nicht für gangbar: Die Note würde wie ein Friedensangebot 
wirken und feindlicherseits allgemeine Ablehnung erfahren. Sie traten 
für die im Kronrat beschlossene Vermittlung durch eine neutrale Macht ein. 
Trotz der Ergebnislosigkeit des österreichisch-ungarischen Besuches 
konnte General von Eramon im Anschluß an ihn melden, Kaiser Karl sei 
über die Herzlichkeit des Empfanges „äußerst erfreut und von dem Resultat 
der Aussprache sehr befriedigt"; zu Generaloberst von Arz habe er geäußert: 
„Glauben Sie, daß die Deutschen nun auch wirklich davon überzeugt sind, 
daß ich es ehrlich meine?" 
Staatssekretär von Hintze, der Klärung der belgischen Frage als Di» End« 
Voraussetzung für jedes Friedensgespräch ansah, leitete die ihm aufge- ' 
tragene diplomatische Aktion noch am 14. August damit ein, daß er die Regie- 
rung der Vereinigten Staaten durch Vermittlung der Schweiz wissen lieh, 
Deutschland erstrebe in Belgien „keine Annexion, kein Vasallen- und ähn- 
liches Abhängigkeitsverhältnis", sondern „gute wirtschaftliche Beziehungen 
und Sicherheit dagegen, daß es in Zukunft Aufmarschgebiet unserer Feinde" 
werde. Nachdem dann Vizekanzler von Payer am 25.August in Avesnes 
die Zustimmung der Obersten Heeresleitung zu einem derartigen Verzicht 
eingeholt hatte, besprach Staatssekretär von Hintze mit dem niederländischen 
Gesandten die Vermittlungsfrage und erhielt am 29. August die Zusiche- 
rung, daß zu gegebener Zeit ein Friedensschritt im Haag unternommen 
werden könne. 
Unterdessen war die deutsche Westfront in fortdauernden schweren 
und verlustreichen Abwehrkämpfen bereits ein erhebliches Stück weiter 
') Karl Graf von Hertling: „Ein Jahr in der Reichskanzlei", S. 151. 
Weltkrieg. XIV. Band.
	        
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