Volltext: Lemberg 1914

Der Kriegsbeginn. 
bereit zu haben. Dazu sollten größere isolierte Kämpfe in Ostgalizien über¬ 
haupt vermieden und durch die kleinen Grenzkämpfe die große Absicht 
möglichst wenig berührt werden. In diesem Sinne war schon die Instruktion 
vom 25. Juli abgefaßt. 
Aus Anlaß der Abgabe einiger Landsturmformationen aus Lemberg an 
die Dnjestr-Brückenköpfe hatte das XI. KK. dem AOK. am 8. Aug. gemeldet, 
d^iß es Lemberg unbedingt zu halten beabsichtige. Das AOK. hatte hierauf 
nicht unmittelbar geantwortet, gab jedoch am 11. Aug. abermals „Direktiven 
für das Verhalten in Ostgalizien" (Op.-Nr. 519; C. IV., S. 366). Es hieß: ,,Ob 
das XI. Korps (gemeint waren 30. ID., 11. MBrig. und 93. LstBrig., die 
fernerhin das XI. Korps bilden sollten, während die übrigen bei Kriegs¬ 
beginn unterstandenen Heereskörper in andere Verbände übertreten sollten) 
im Falle einer vorzeitigen überlegenen russischen Offensive den Raum um 
Lemberg zu halten haben wird..., wird vom AOK. befohlen werden. Gegen 
Einfälle sekundärer russischer Kräfte, sofern sie nicht ohnehin zurückgeworfen 
werden, ist Lemberg zu halten cc 
Bei derart großzügigen Weisungen kommt es natürlich noch viel mehr 
auf die Lesart an als bei bindend gehaltenen Befehlen. Die ganze Friedens¬ 
schulung hatte für Aufgaben, wie sie im Grenzraum entstanden, niemals 
andere als offensive Lösungen gekannt. Gleichzeitig mit dieser Instruktion 
waren aber auch noch die erwähnten Telegramme eingetroffen: „Zurück¬ 
drängen des eingedrungenen Feindes sehr erwünscht, hiezu Grenzschutz¬ 
truppen und Kavallerie an geeigneter Stelle zu kräftigem Schlage einsetzen." 
„Eingedrungenes russisches Detachement angreifen und zurückwerfen...." 
Aber auch in der Instruktion vom 11. hieß es noch speziell, daß einbrechende 
feindliche Kavallerie energisch zurückzuwerfen sei. 
Die großen Direktiven des AOK. waren auf einer anderen Voraus¬ 
setzung aufgebaut, als sie tatsächlich bestand. Man hatte im Frieden stets 
auf Einbrüche großer und geschlossener feindlicher Kavalleriekörper für den 
Kriegsbeginn gerechnet. Solche waren aber nicht erfolgt, hingegen hatte sich 
ein Druck an der ganzen Grenze gleichzeitig gezeigt. Es waren also tat¬ 
sächlich überall nur „sekundäre" russische Kräfte vorhanden. 
Am entscheidendsten war aber, daß unmittelbar nach diesen Direktiven 
der Befehl für die Fernaufklärung der Kavalleriedivisionen eintraf. Die 
Kavallerie vorgehen lassen und die Infanterie zurücknehmen, war natürlich 
gänzlich ausgeschlossen. 
Als noch am 15. abends weitere Kräfte aus Lemberg in die Gegend von 
Sokal und Stojanów abgehen mußten, meldete das 3. AK. dies mit dem Zu¬ 
sätze, daß in Lemberg außer Landsturm und Ersatztruppen nur noch drei 
Heeresbataillone nebst Artillerie verblieben. Das AOK. antwortete, obwohl 
über die Detail-Lage laufend unterrichtet: „Zersplittern des XI. Korps ver¬ 
meiden, daher Vorsendung einzelner kleiner Abteilungen unterlassen. Schläge 
gegen einbrechenden Feind nur mit zusammengehaltenen Kräften führen, 
eventuell erst bei Lemberg. Daher dort auch eigene Kräfte beisammenhalten. 
Ii. ID. Brzezany belassen" (Op.-Nr. 700; C. IV., S. 395).
	        
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