Volltext: Das Schützenregiment Graz Nr. 3 und der steirische Landsturm im Weltkrieg 1914 - 1918 II. Band (II. / 1931)

11 Uhr 50 ist das Art.-Feuer, besonders das schwere, in den Raum von Roncalto 
und um Stensle zu vereinigen und durch 10 Minuten auf das heftigste zu 
steigern. Hierauf ist das gesamte Art.-Feuer nach rückwärts zu verlegen. Beginn 
des Jnf.-Angriffes 12 Uhr. Um eig. Inf. nicht zu gefährden, darf in den Wald 
100 Schritt nördl. von Stenfle gegen Nord und in gleicher Höhe östl. davon kein 
Art.-Schuß fallen." 
Während das Rgt. marschbereit stand, um für den geplanten Angriff ver- 
wendungssähig zu sein, setzte pünktlich um 11 Uhr unser Art.-Feuer ein. 
Aus allen Richtungen und, je nach dem Kaliber, in verschiedenen Tonarten 
pfiffen Art.-Geschosse über das Regiment. Sprengwolke um Sprengwolke stieg 
aus Mte. Sisemol und Stenfle aus; Erdmassen flogen in die Luft, der Boden 
zitterte, dröhnte und heulte. Im Orte Roncalto stürzten brennende Häuser ein. 
im Walde um Stensle splitterten, brachen und stürzten die Bäume. Aufgescheucht, 
versuchte die ital. Besatzung in Wechselstellungen dem schweren Art.-Feuer 
auszuweichen. Wo immer sich Gruppen von ihnen zeigten, zwang sie eine Lage 
Schrapnells wieder in die Deckung. Mitten in dieses Höllenkonzert schleuderte 
der in Asiago stehende 30.5 Mörser seine alles zerstörenden Geschosse. Bon einem 
heulenden Gesang begleitet, nimmt wieder eines seiner Geschosse den Weg zum 
Sisemol. Mitten in einen vollbesetzten Graben bohrt es sich ein. Ein dumpfer, 
dröhnender Schlag. Ein Krach, daß Erde und Häuser ringsum erzittern und 
30 Menschenleiber, von Erde und Steinen begleitet, wirbeln durch die Luft, um 
schließlich im breiten Sprengtrichter des Geschosses ihr Massengrab zu finden. 
Da erfaßt die anderen Angst und Grauen. Wie irrsinnig springen sie umher, 
gejagt und gehetzt von den folgenden Schüssen. Wenige halten aus, ein großer 
Teil flüchtet zurück gegen Bertico. 
Schweres Art.-Feuer und im Handgemenge den wuchtigen Kolbenschlag 
fürchtet der Italiener. Im Inf.-Feuer hält er hingegen äußerst zähe aus, wie er 
ein Meister im Heranschleichen und in Dolchstößen ist. Um 12 Uhr 15 setzte Ig. 22 
und Ig. 9 zum Angriff gegen Mte. Sisemol an. Um 13 Uhr drangen die Spitzen 
der Jäger aus der östl. Flanke in Roncalto ein. Bald darauf nahmen auch die 
frontal vorrückenden Truppenteile die fdl. Stellungen. 
Das II. Baon hatte sich im ständigen sdl. Art.-Feuer um 7 Uhr 30 aus dem 
Walde nordwestl. Mte. Zomo im Verein mit I.R. 73 in die Branzela-Schlucht 
südlich des Ortes Balle di Ronchi verschoben. Nach Überwindung tiefer, steiler 
Schluchten erreichte es die Waldzone nördl. Stenfle. Um 12 Uhr 20 befahl 
Obstl. S ch n e w e i ß, dessen Gruppe aus seinem und dem III. Baon I.R. 73 
bestand, den Angriff. Die eigene Art. hatte hier die Widerstandskraft des durch 
den Wald gut gedeckten Feindes nicht zu erschüttern vermocht. So mußten die 
vorzüglich angelegten Deckungen des Feindes, die meisterhaft aus Flankierung 
berechnet waren, einzeln niedergekämpft und erstürmt werden. Zudem erschwerte 
das rissige, unübersichtliche Gelände und der dichte Wald die Gefechtsführung. 
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