Volltext: Der Linzer Volksgarten

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Holz" der Linde wurden Gotteshäuser gebaut und Marienbilder 
geschnitzt. Das älteste Marienbild aus Lindenholz besitzt das 
Kloster Nonnberg in Salzburg. So blieb die Linde bis heute 
der Baum des deutschen Hauses. Karl der Große empfahl im 
ganzen Reiche die Anpflanzung der Linde um Hütte und Burg. 
Eine Unzahl von Personen und Orten trägt seit Jahrhunderten 
den Namen der Linde. Das ganze Mittelalter hindurch ver 
sammelte sich unter der Linde in den Feierstunden des Dorfes 
Jugend zu Spiel und Tanz bei Sang und Klang, und wie 
Walter von der Vogelweide seine schönsten Lieder von Lenz und 
Liebe „unter den Linden auf der Heide" sang, ebenso loben und 
preisen nach ihm alle deutschen Dichter die Linde in Wort 
und Lied. 
Als Dorflinde wird zumeist die Sommerlinde, die breit- 
oder großblättrige Linde gepflanzt. Ihre Blätter sind beider 
seits gleichfarbig grün und unten kurz behaart. In den größeren 
Aderwinkeln erscheinen an der Unterseite sogenannte „Ader 
bärte", winzige, weißliche Haarbüschel über kleinen Ver 
tiefungen, die ganze Milbennester beherbergen. Bei anbrechen 
der Dunkelheit laufen die Tierchen über die Blattfläche und 
nähren sich von den angeflogenen Pilzkeimen und den anderen 
pflanzlichen Stoffen. Vor dem Laubfall suchen die nächtlichen 
Wanderer in Spalten und Rissen der Rinde Winterschutz. Die 
zwei- bis fünfblütigen Dolden reifen zu holzigen Nüssen mit 
fünf starken Rippen. Die Sommerlinde erreicht eine bedeutende 
Größe (30 m) und ein hohes Alter. Tausendjährige Linden 
sind gar nicht so selten. Uns Linzern ist die auf zwei Jahr 
tausende geschätzte Dorflinde in Magdalena wohlbekannt. Wild 
wächst die Sommerlinde eingesprengt in Laub- und Misch 
wäldern der Alpenländer, Süddeutschlands und der südlichen 
Rheingegend. Etwa 14 Tage später als die Sommerlinde blüht 
die Winterlinde oder Steinlinde (vgl. S. 14), die klein- oder 
rüsterblättrige Linde, unterschieden durch blaugrüne, unbehaarte 
Blattunterseile, rostfarbige Aderbärte, fünf- bis elfblütige 
Dolden und dünnschalige Nüsse mit zarten Rippen. Die Winter 
linde wird nur 15 bis 25 m hoch; sie zieht weiter nach Norden 
und bevorzugt die Hügel und Ebenen Mittel- und Norddeutsch 
lands. 
Die Silberlinde trägt an der Unterseite ihrer Blätter ein 
dichtes Geflecht zarter, weißer Sternhaare, und wenn ein leiser 
Wind durch die Laubkrone weht, zittern Tausende von Blättern 
im silbernen Lichterglanz. Die Blüten stehen in üppigen Trug 
dolden. Die inneren Staubblätter sind blumenblattartig ver 
breitet. Der beliebte Gartenbaum wächst wild in Ungarn, am 
Balkan und in Kleinasien. Die Gartenkunst hat aus den 
Stammformen der Linde etwa zehn Arten gezogen. 
Der verheerende Sturm am 4. Heumonds 1929 hat leider 
die prachtvolle Silberlinde zur Hälfte gespalten und derart 
beschädigt, daß ihr Fortbestand sehr in Frage steht.
	        
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