Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch / Diplomatische Aktenstücke betreffend die Beziehungen Österreich-Ungarns zu Italien

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Grund unserer letzten Vorschläge ausgearbeitet habe. Daraus könne 
er ersehen, daß Euer Exzellenz nach wie vor bereit sind, mit 
Italien abzuschließen und der Umstand, daß man schon eine For¬ 
mulierung der einzelnen Punkte, wie sie in der Abmachung Platz 
finden sollten, vorschlägt, beweise neuerlich, daß man bei uns 
auch jetzt Alles tue, um jede unnötige Verzögerung zu vermeiden. 
Baron Sonnino trug, ob er das Schriftstück behalten könne, was 
ich bejahte. Auf meinen Vorschlag, es ihm vorzulesen, ging er 
bereitwillig ein. Ich wollte ihn dadurch zum Sprechen bringen 
und ihn bei Lektüre der einzelnen Artikel an unsere früheren 
Konversationen erinnern. 
Aber die Unterredung blieb ein Monolog. 
Als ich geendet, versicherte er sich nur, ob die Grenzlinie 
im Trentino dieselbe sei als die früher von Wien vorgeschlagene. 
Ich bejahte dies und erwähnte dann, daß meine Regierung 
nach wie vor bereit sei, was immer für neue Vorschläge, Bemer¬ 
kungen, Wünsche, Amendements, welche von italienischer Seite 
vorgebracht würden, mit größtem Wohlwollen zu prüfen. 
Baron Sonnino notierte sich, wie ich feststellte, auch diese 
Bemerkung und auf meine Frage, ob ich also nach Wien melden 
könne, daß er diesen Entwurf entgegengenommen habe und ihn 
dem Ministerrate vorlegen werde, bejahte er dies mit dem Bei¬ 
fügen, daß das vielleicht noch heute abends geschehen werde, daß 
übrigens die Kammer am 20. d. M. bestimmt zusammentreten werde 
und beschlossen worden sei, die ganze Frage derselben zur Ent¬ 
scheidung vorzulegen. 
Zu irgend einer Äußerung über den Vertragsentwurf war Baron 
Sonnino absolut nicht zu bringen. Die weitere Behandlung desselben 
muß nach den bisherigen Erfahrungen nur mit äußerster Skepsis 
beurteilt werden. Momentan hat er noch alles vermieden, was 
einem Abbruche hätte ähnlich sehen können. Aller Wahrschein¬ 
lichkeit nach wird aber übermorgen in der Kammer die Entscheidung 
gegen uns fallen und alles Weitere sich sehr rasch abwickeln. 
Schon der Umstand, daß zwei Stunden nach Kammereröffnung der 
Senat mit derselben Tagesordnung einberufen ist, läßt vermuten, 
daß man nur mit der Abstimmung über eine vorbereitete Regierungs¬ 
kundgebung rechne, worauf wohl, wenn dieselbe, wofür alles spricht, 
ein Vertrauensvotum sein wird, die Vertagung und zugleich der Ab¬ 
bruch mit uns folgen würde. 
195. 
Freiherr von Macchio an Baron Burián. 
Telegramm. Rom, am 19. Mai 1915. 
Die mir mit gestrigem Telegramme mitgeteilte Formulierung 
der in den Akkordentwurf als neuer Artikel aufzunehmenden Kon-
	        
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