Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch / Diplomatische Aktenstücke betreffend die Beziehungen Österreich-Ungarns zu Italien

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zurückzuführen ist. Damit dürfte für Herrn Salandra in der Kammer 
ein neuerliches Vertrauensvotum gesichert sein. 
Nachdem das Ministerium wieder konstituiert ist, beabsich¬ 
tige ich morgen Baron Sonnino um eine Unterredung zu ersuchen, 
da ich Alles vermeiden möchte, was die Handhabe zu der Behauptung 
bieten könnte, ich hätte ihn gemieden. 
190. 
Baron Burián an Freiherrn ron Macchio. 
Telegramm. Wien, am 17. Mai 1915. 
Da die Demission des Kabinettes Salandra nicht angenommen 
wurde, ersuche ich Euer Exzellenz, den mit meinem gestrigen 
Telegramme festgestellten Entwurf eines Akkordes mit Italien nun¬ 
mehr im Einvernehmen mit Fürsten Bülow unverweilt Baron Sonnino 
mitzuteilen. 
Wenn die im Akkordentwurfe enthaltenen Zugeständnisse von 
Baron Sonnino als ungenügend bezeichnet oder abgelehnt werden 
sollten, treten die Euer Exzellenz mit meinem Telegramme vom 
10. 1. M. erteilten Instruktionen wieder in Kraft. 
Euer Exzellenz wollen daher in diesem Falle etwaige modifi¬ 
zierte oder weitere, sei es spontan, sei es über Ihre Anregung 
vorgebrachte Wünsche der italienischen Regierung bereitwillig ent¬ 
gegennehmen und, ohne sich zu engagieren, sofort zu meiner Kennt¬ 
nis bringen. 
191. 
Freiherr von Macchio an Baron Burián. 
Telegramm. Rom, am 17. Mai 1915. 
Auf meine Anfrage ersuchte mich Minister des Äußern, erst 
morgen früh zu ihm zu kommen. Es zeigt sich also, daß der¬ 
selbe Baron Sonnino, welcher uns den Vorwurf des Temporisierens 
macht, seinerseits Unterredungen stets hinausschiebt. Hiebei werde 
ich ihm auftraggemäß den Entwurf des Akkordes in der von Euer 
Exzellenz angeordneten Fassung überreichen und trachten, aus 
seinem Verhalten vielleicht einen Anhaltspunkt dafür zu gewinnen, 
ob der Kriegsausbruch ganz imminent ist. 
Der schon heute früh zusammengetretene Ministerrat dürfte 
diesfällige Entscheidungen getroffen haben. 
Die öffentlichen Manifestationen nehmen immer mehr den aller¬ 
dings künstlichen Charakter nationaler und patriotischer Kund¬ 
gebungen an und dauern in den verschiedensten Formen hier und 
in ganz Italien fort.
	        
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