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mit den vorzüglich wirkenden Maschinengewehren der Lte. Baron Graff
und Schenk die Angreifer aufhalten.13)
Den Sturm der Alpini und den darauffolgenden Kampf mit den
Kaiserjägern schildert der italienische Oberleutnant Campana in dem
bereits erwähnten Buche folgend:
„Genau um 16 Uhr gingen die Alpini des Bataillons Mte. Berico zum
Angriff auf die Felsen der österreichischen Platte vor- Im Laufschritte
stürzten sie sich zuerst von unserer Platte herab in den Qualm der
Geschoßeinschläge und überquerten, ohne auch nur einen Moment zu
zögern, den kleinen Sattel14), der die beiden Platten voneinander trennte.
Von Stein zu Stein arbeiteten sie sich an den Felsen der feindlichen Platte
empor. Im Grau des Gesteins sah man nur ein dunkles Gewimmel wie
in einem Haufen von Ameisen. Eine Welle von Menschen nützte jeden
Tritt aus und schob sich nach aufwärts.
Am Felsrande machten die Alpini ein wenig halt, um ihre Reihen in
Ordnung zubringen und besetzten die Felskante.1?) Wir konnten die ersten
Helme sehen, wie sie sich im Lichte abhoben.16) Bald schien sich auch die
Masse der Alpini gesammelt zu haben. Wir hörten den Ruf: ,,Savoia,
Savoia!" und sahen, wie die erste Welle stürmisch über den österreichi¬
schen Graben schlug. Die Platte, jene furchtbare Bastion, der Eckpfeiler
der österreichischen Verteidigung, war unser. Der Angriff der Alpini
war glänzend und hatte sich so enge an die Feuerwand angeschmiegt, daß
der Gegner ihn fast nicht merkte. Nur eine Vedette alarmierte beim Ein¬
dringen in den Graben die Besatzung, indem sie, als sie bereits von den
Alpinis umzingelt war, doch noch einen kräftigen Zug an einer in die
Kaverne führenden Alarmglocke tat.
Nun sah man auf der rückwärtigen Seite der Platte eine lange Reihe
von Verteidigern mit einem Maschinengewehr an der Spitze herauf¬
kommen, die mit schußbereitem Gewehr hinter den Steinen Deckung
suchten. Das Maschinengewehr bezog eine Stellung, während die Bedie¬
nung bei der Waffe kniend unausgesetzt das Vorrücken der Alpini beob¬
achtete. Die ordneten sich neuerdings, wie bei einem Manöver, und stürz¬
ten mit dem Rufe „Savoia" wieder nach vorwärts. In diesem Augenblick
aber begann das Maschinengewehr der Österreicher mit einem Schnell¬
feuer wie aus einem Feuerschlunde unsere Linien abzustreuen. Auch
ihre Infanteriegewehre spien Feuer. Ein Alpinioffizier, immer allen
voran, erhob plötzlich die Arme und, sie in einem Kreis herumschwen¬
kend, sank er zu Boden, Die Alpini aber gingen schön, groß und erhaben
13) Dabei tat sich Oberjäger Calliari besonders hervor, indem er die vorstürmen¬
den Alpini trotz des gegen ihn gerichteten Feuers unausgesetzt mit Handgranaten bewarf
und so mithalf, den bedrohten Flügel der Stellung zu retten. Er wurde für seine tapfere
Tat mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.
14) Eselsrücken.
15) Platz der verlassenen Feldwache und den rechts und links anschließenden
Felsrand.
16) Im österreichisch-ungarischen Heere waren Stahlhelme damals noch nicht
eingeführt.