Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Seite 2. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 1. 
mH 
Spruch nimmt, ist in verschiedene Räume geteilt, von 
welcher jeder seine besondere Be Stimmung hat. 
Bevor wir in das Innere des Werkes eintreten, be 
sehen wir uns die äußere Gestaltung der Baulichkeiten 
und müssen sagen, daß sich dieselben durch ihre archi 
tektonische Gliederung und durch die Belebung der Wand 
flächen mit färbigen Ziegeln recht wirksam repräsentieren. 
Dem Administrationsgebäude gegenüber liegt das so 
genannte Ofen- oder Retortenhaus, in welchem die Gas 
erzeugung vor sich geht. Zur Destillation des Gases 
dienen darin sogenannte Retortenröhren, von denen zwei 
Stück zu je zwei und vier Retorten im Ofenhause unter 
gebracht sind. Der Fabrikationsvorgang zur Erzeugung 
des Gases ist folgender: In den erwähnten Retorten wird 
die Steinkohle sehr stark erhitzt, wodurch die gasförmigen 
Bestandteile frei werden und die Retorte durch das so 
genannte Steigrohr verlassen. Das in den Retorten er 
zeugte Gas muß nach der Erzeugung eine Abkühlung 
erfahren und wird daher durch Kühlapparate auf eine 
niedere Temperatur gebracht, wodurch sich der größte 
Teil des im Gase enthaltenen Teeres abscheidet. 
Zur Kühlung bei diesen Apparaten dienen sowohl 
die von der Außenluft bestrichenen Wandungen der Kühl 
apparate als auch Apparate, welche durch in Röhren 
zirkulierendes Wasser gekühlt werden. Nach der Kühlung 
muß das Gas mehrere Apparate passieren, in welchen 
die Entfernung der schädlichen und verunreinigenden 
Bestandteile vorgenommen wird. Der Vorgang ist nach 
folgender: Zuerst passiert das Gas die sogenannten 
Scubber, in welchen durch fein verteilte Wassertropfen 
und feuchte Temperatur 
eine Waschung des Gases 
zur Entfernung des 
Ammoniaks, der Kohlen 
säure und der letzten Spur 
von Teer erreicht wird. 
Aus diesen Apparaten wird 
zürn größten Teil das soge 
nannte Ammoniakwasser 
gewonnen. Die letzte 
Gruppe von Apparaten, 
welche der Reinigung 
dienen, hat den Namen 
„Reiniger“ erhalten und 
entfernt aus dem Gase 
beim Durchströmen eines 
eisenhaltigen Rasenerzes 
die schwefelartigen Be 
standteile, nach deren Ent 
fernung das Gas endlich 
für den Gebrauch in Woh 
nungen geeigneterscheint. 
Das Gas könnte jetzt also 
direkt in die großen Auf 
bewahrungsbehälter, soge 
nannte Gasbehälter, ge 
leitet werden, doch wird 
jetzt zuerst die Menge des 
erzeugten Gases gemessen, 
um immer eine Kontrolle 
über den Kohlenverbrauch 
und etwaigen Undicht 
heiten des Straßenrohr- 
11 Meter und beträgt sein Fassungsraum 500 m 6 . Der kom 
plizierte Eisenbau wurde unter der Leitung eines Ober 
monteurs der Firma S. Elster mit 24 Arbeitskräften in 
60 Tagen tadellos fix und fertig gestellt. Erwähnenswert 
ist noch das an das Ofenhaus angeschlossene große 
Kohlenmagazin, ferner ein Arbeiterzimmer mit Baderaum, 
ein Lokal zur Vornahme von Installationsarbeiten oder 
Reparaturen sowie ein Schuppen, in welchem die zu der 
Reinigung gehörige Rasenerzmasse durch Liegen und 
Durchschaufeln in der Luft für den Betrieb wieder 
brauchbar gemacht wird. Wir haben noch anzuführen, 
daß die ganzen Bestandteile der maschinellen Einrichtung 
des Gaswerkes inklusive Ofenkonstruktion der Fabrik 
von S. Elster erzeugt und ausgearbeitet wurden, da 
die genannte Firma sich speziell mit Gaswerksbauten 
beschäftigt. Nachdem wir die ganze Anlage geschildert 
haben, gehen wir zur Ausführung auf die Straße über, 
worüber nur so viel zu berichten ist, daß die Rohrleitung 
sich auf 8000 Meter ausdehnt und diese Arbeit ohne 
Störung mit den Herstellungen im Gaswerke gleichen 
Schritt hielt, daher nicht ganz drei Monate andauerte. 
Der Bau des ganzen Gaswerkes hat am 27. August 1905 
begonnen und schon am 26. November gleichen Jahres 
konnte die feierliche Eröffnung der Anstalt stattfinden. 
Die Beleuchtung funktioniert vom ersten Tage an 
vorzüglich, was uns nicht wunder nimmt, da die Firma 
L. Elster, die außer ihren Sitz in Wien auch in Berlin, 
Budapest, Mainz, Dresden, Rotterdam und Luzern Fabriken 
für Gaswerksbauten und Erzeugung von Gasapparateu 
besitzt und bekanntlich schon zahlreiche Gaswerke in den 
netz.es zu erhalten. Die 
Abmessung der erzeugten 
Gasmenge erfolgt in dem 
sogenannten Stationsgas 
messer, von welchem alle 
Stunden die gemachte 
Produktion abgelesen wird. 
Jetzt geht das Gas in den 
Behälter und wird bei Ge 
brauch durch einen Druck 
regler in das Stadtrohrnetz 
eingelassen. Der Druck 
regler hat den Zweck, wie 
schon sein Name besagt, 
den Druck zu regeln, da 
mit nicht etwa durch zu 
hohen Druck ein zu hoher 
Verbrauch an Gas eintritt. 
Dies der Vorgang zur Er 
zeugung des Gases und 
sehen wir, daß die maschi 
nelle Anlage in dem Werke 
vonbesondererVorzüglich- 
keit sein muß, um den Be- 
triebg e fahrlos und ohne 
hohen Kostenpunkt zu er 
möglichen. 
Nächst dem Retorten 
hause ist der Aufbewahr- 
ungs- oder Gasbehälter das 
wichtigste Objekt des 
Werkes. Der Behälter hat 
einen Durchmesser von 
Maschinen raum.
	        
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