Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

Seite 78. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 10. 
Uin ein dichtes, fehlerfreies Gusstück aus Kupfer 
oder Messing* herzustellen wird bekanntlieh empfohlen, 
der geschmolzenen Masse vor dem Glessen etwas Phosphor 
zuzusetzen; weniger bekannt aber durfte sein, in welcher 
Weise das Zusetzen zu geschehen hat. Phosphor ist so 
ausserordentlich leicht verbrennlich, dass er sofort bei 
Berührung des geschmolzenen Metalles sich entzündet 
und in Rauch auflöst. Um ihn zur vollen Wirkung zu 
bringen, müsste man ihn auf den Boden des Tiegels 
bringen, sodass die entwickelten Dämpfe gezwungen 
werden, die ganze Masse des geschmolzenen Met alles zu 
durchstreichen. Ein ausserordentlich einfaches Verfahren, 
um den Phosphor beizumischen, besteht in Folgendem : 
Ein Tiegel kleinsten Formates wird in seinen Wandungen 
und .im Boden mit verschiedenen Durchbohrungen ver¬ 
sehen. Darauf bringt man die zuzusetzende Quantität 
Phosphor. in denselben uud umwickelt das Ganze mit; 
starkem Papiere, sodass keine Luft zu den Oeffnungen in 
der Tiegelwand treten kann. Befindet sich nun das Metall 
in der richtigen Temperatur; so bringt man den kleinen 
Tiegel mit einer Zange auf den Boden des grossen. Das 
Papier verbrennt natürlich und gibt die Oeffnungen frei, 
durch welche die Phosphordämpfe austreten können.; 
Dieselben müssen nun die ganze Masse des geschmolzenen 
Metalles durchstreichen und können auf diesem Wege 
leicht absorbiert werden. Mit derartig behandeltem Kupfer 
oder Messing lässt sich ein fehlerfreier Guss herstellen. 
Meteorologisches Observatorium. Die Stadt Ulm hat 
beschlossen, auf dem Thurme des Domes ein meteorolo¬ 
gisches Observatorium einzurichten, welches vom König¬ 
lichen Observatorium in Stuttgart mit Instrumenten ver¬ 
sehen werden soll. Dasselbe soll der Leitung des Meteoro¬ 
logen Dr. Schimpf unterstellt werden. Der Thurm ist 
eines der höchsten menschlichen Bauwerke auf der Welt, 
sodass das Ulmer Observatorium nächst dem auf dem 
Eifelthurme das höchste sein wird, welches sich auf 
einem Bauwerke befindet. 
Offert-Ausschreibung. 
Für die Herstellung einer neuen stabilen Reichs- 
strassenbrücke-über den Traunfluss in Lambach ist die 
Ausführung sämmtlicher Unterbauarbeiten, als Erd¬ 
arbeiten, Brückenwiderlager, Flügelmauern, Stützmauern 
und Nebenarbeiten im veranschlagten Kostenbetrage von 
rund 66.200 fl. an einen Unternehmer im Offertwege zu 
vergeben. Die Projectspläne, dann die allgemeinen Be¬ 
dingnisse mit den näheren Bestimmungen über die Ein¬ 
bringung der Anbote, die speciellen Bedingnisse, der 
Einheitspreistarif, sowie der genehmigte Kostenvoranschlag 
sind im technischen Departement der k. k. Statthalterei 
in Linz einzusehen. Die Offerte, deren Form aus den 
allgemeinen Baubedingnissen zu ersehen ist, sind spätestens 
bis 17. Juni 1899, 12 Uhr mittags, imEinreichungsprotokolle 
der k. k. Statthalterei in Linz zu überreichen. 
Aus der Fachliteratur. 
Die moderne Stilrièhtung in Kunst und Kunstgewerbe 
macht allerorten viel von sich reden und man begegnet ihr 
bei allerlei, nicht selten wunderlichen Schöpfungen des Kunst- 
und Gewerbefleisses, man bewundert sie, man kritisiert sie, 
die einen finden ihre Formen stillos, die anderen originell — 
gleichviel welche Stellung man dazu nimmt, man wird an 
der herrschenden Strömung nicht achtlos vorüber gehen 
können, vielmehr wird jeder denkende Mensch mit Interesse 
beobachten, wie sich auf allen Gebieten kunstgewerblichen 
und gewerblichen Schaffens ein kräftiges Vorwärtsstreben, 
ein Ringen nach einem neuen Stil sichtbar Ausdruck ver¬ 
schafft. Soll sich nun zu diesem Interesse auch das richtige 
Verständnis für die moderne Kunstbewegung hinzugesellen, 
so ist es unablässig nöthig, sich zunächst über die festen 
Formen der historischen Stil arten ganz klar zu werden. Hiezu 
verhilft in geradezu classischer Art das. soeben erschienene 
ausgezeichnete Buch von Karl Kimmich „Stil und St i 1- 
vergleichung", das jedermann, sowohl Laien wie Kunst- 
und Gewerbebeflissenen die Möglichkeit gibt,, ohne zeit¬ 
raubendes Studium und ohne Besuch von Kunstsammlungen 
sich auf dem Gebiete der verschiedenen Stilarten und Stil¬ 
richtungen heimisch zu machen. Kimmichs „Stil und Stil¬ 
vergleichung" ist in schlichter., klarer Sprache gehalten, dabei 
sehr interessant zu lesen und dieser leicht verständliche Text 
wird noch unterstützt durch zahlreiche .gruppenartige, bild¬ 
liche Darstellungen, durch welche die charakteristischen Typen 
jeder einzelnen Stilart und die Merkmale der Unterscheidung 
bestens veranschaulicht werden, so dass jedermann schon 
durch die blosse Betrachtung der Tafeln sich die Kenntnis 
der Stilformen und Stilgesetze im Gedächtnisse gut einprägt 
und der Laie wie der Fachmann so-fast-spielend ein sicheres 
Stilgefühl und ausgeprägten Formensinn erhält. Die bei¬ 
gegebenen Erklärungen der vielfachen, in Kunst und Kunst¬ 
gewerbe gebräuchlichen Fachausdrücke erhöhen noch den 
Wert dieser trefflichen Anleitung und so darf man hoffen und 
wünschen, dass dieses billige, gediegene und schön ausge¬ 
stattete Buch in allen Kreisen recht willkommen sein wird. 
Kimmichs „Stil und Stilvergleichung" ist zum Preise von nur 
Mark 1*50 durch jede Buchhandlung, sowie direct vom Verlage 
von 011 o M a i e r in Ravensburg zu beziehen. 
Briefkasten. 
Herrn J. H., liier. Die Bauunternehmung von Freiherrn 
v. Schwarz hat ihr Baubureau in Gmunden aufgelassen. 
Herrn M. A. in München. Herr Vicebürgerrneister Emil 
König bekleidet auch die Stelle eines Landes-Oberingenieurs 
beim oberösterreichischen Landesausschusse. Wenden Sie sich 
dorthin. 
Herrn B., Gemeindeschreiber in 0. Der Bericht ist zu 
reclamehaft gehalten und dürfte die Veröffentlichung des¬ 
selben weder Ihrem Herrn Bürgermeister, noch dem Gemeinde¬ 
ausschusse wünschenswert sein. 
Offene Stellen. 
„¿»O 
Baubeamte. 
Bei der fürstbischöilichen Gliterdirection in Kremsicr 
werden für den Baudienst drei Beamte aufgenommen, welche 
beider Landessprachen mächtig sein müssen, und von welchen 
einer die zweite Staatsprüfung aus dem Ingenieur-Baufache, 
einer die zweite Staatsprüfung aus dem Hochbaufache abge¬ 
legt, und einer die höhere Gewerbeschule absolviert hat. Ge¬ 
suche sind bis 31. Mai 1. J. einzubringen in der fürstbischöf¬ 
lichen Kanzlei der Güterdirection. 
Baitadjuiicteii- und Ingemeurstellest. 
Beim schlesischen Landesbauamte in Troppau gelangen 
drei Bauadjunctenstellen mit einem jährlichen Adjutum von 
800 fl., eventuell drei definitive Ingenieurstellen der IX. Rang- 
classe, mit der Möglichkeit der Vorrückung in die VIII. und 
VIL Rangclasse, das ist mit dem Anfangs-Jahresgelialte von 
1400 fl. und der Activitätszulage von 250 fl. zur Besetzung. 
Gesuche sind bis 30. Mai beim schlesischen Landesausschusse 
in Troppau einzubringen. 
Bauingenieur. 
Die Gemeinde Leitmeritz besetzt die Stello eines Bau¬ 
ingenieurs. Gehalt 1600 fl., Activitätszulage 300 fl., drei 
Quinquennalzulagen von je 100 fl. Gesuche bis 15. Juni an 
das Bürgermeisteramt.
	        
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