Volltext: Braunauer Heimatkalender 1923 (1923)

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Wenn t nur an Menschen hätt, 
der dies Gebet all Tag verrichten tät und net vergaß, 
dem wollt i geben Kost und Lohn, 
wollt i aufsetz'n a güldene Krön, 
wollt ihn führ'n ins ewige Leben 
und wollt ihm seine Sünden alle vergeben. Amen 
Das Begräbnis des Wucherers. 
Es starb eiumal ein Wucherer, und in jenem Lande war es Brauch, 
daß die Verstorbenen nicht zu Grabe getragen wurden, bevor ihr Lob 
gesungen war; auch bei anderen Völkern ist es ja Sitte, daß man über 
die Toten Trauerlieder singt, worin ihre Taten aufgezählt und preisend 
besungen werden. 
Da sich nun das Begräbnis dieses schändlichen Wucherers ver¬ 
zögerte, weil unter allen Anwesenden niemand war, der von ihm etwas 
Gutes zu sagen gewußt hätte, meldete sich endlich einer, der gewohnt 
gewesen war, ihm den Bart zu scheren, und der sagte, er habe niemals 
einen Bart getroffen, der so leicht wie seiner zu scheren gewesen wäre. 
Mit diesem Lobe mußte sich der Tote zufrieden geben und wurde, 
ohne sonst viel geehrt zu werden, begraben. 
Spinnen als Wetterpropheten. 
Als es noch keine Barometer gab, wurden die Spinnen, besonders 
die Hans- und Kreuzspinnen, mehr geschätzt als heutzutage, wenn über¬ 
haupt heute von einer Wertschätzung die Rede sein kann. Man findet 
jetzt die Tierchen ekelhaft. Immerhin sollte man die Abscheu nicht über¬ 
treiben. Ein tieferer Einblick in das Spinnenleben ist äußerst lehrreich, 
muten uns doch schon die Spinngewebe wie kleine Wunderwerke an, die 
keines Menschen Hand nachzuahmen vermag. Besonders interessant sind 
die Spinnen aber auch — wie die „Ackerscholle" erzählt — als Wetter¬ 
propheten. Früher richtete man sich sehr gern nach ihrem Tun, und 
wußte daher immer genau, ob in etlichen sechs oder sieben Stunden 
Wind und schlechtes Wetter eintreten würde oder helles sonniges Wetter. 
Im ersten Falle zieht sich die Spinne scheu in einen Winkel zurück, mit 
dem Leib dorthin gerichtet, von woher unfehlbar das Wetter kommt. 
Sitzt die Spinne aber sorglos in der Mitte ihres Netzes, so kann man 
sicher darauf rechnen, daß gutes Wetter eintritt oder doch das gute 
Wetter noch lange anhält. 
Oer Mensch ist stärker als der Elefant. 
Genaue Berechnungen, die man anstellte, haben ergeben, daß fünf¬ 
zig Männer im Gesamtgewicht von 3400 Kilogramm 3970 Kilogramm, 
also 570 Kilogramm mehr als ihr eigenes Gewicht ziehen können. Ein 
Elefant, der 5440 Kilogramm wog, zog jedoch nur 3970 Kilogramm 
zur selben Höhe, somit 1470 Kilogramm weniger als sein eigenes Ge¬ 
wicht beträgt.
	        
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