Volltext: Nr. 9 (9. 1919)

Jiid iselie Naeli r iuliten 
Nr. 9 
spricht von demi umfangreichen Landbesitz, den zu seiner 
Zeit Rabbi Kalonyinos inne hatte. 
In Deutschland linden wir die Juden als Grund¬ 
eigentümer. als Gastwirte, Mühlen- und Weinbergbesitzer. 
Weinberge' besaßen sie im 11. Jahrhundert besonders m 
der Gegend von Metz und Mainz. Der im Jahre lO-o 
verstorbene Rabbiner von Mainz, Rabbenu Ger son, spricht 
iu seinen Rechtsbeseheiden an verschiedenen Stellen von 
Weinhergen und Feldern, welche im Besitze der Juden 
waren Nach und nach wird es aber den Juden unmög¬ 
lich gemacht, irgend einen Grundbesitz zu erwerben. Die 
Juden kamen aber noch immerhin indirekt in ucn besitz 
von Landgütern. Im Falle nämlich eines Darlehens au: 
Tinmobiliarpfänder war es damals dem Glaubiger er¬ 
laubt. das verpfändete Landgut bis zur Zuruckerstattung 
,W ausgeliehenen Geldsumme zu bewirtschaften. Aus 
diesem Pfandbesitz ist oft ein dauernder Besitz geworden. 
In Deutschland mehren sich seit dem 13. Jahrhundert 
die Fälle, in denen größere Landgüter der Kloster und 
Bitter Weingärten und Wiesen in die Verwaltung der 
Juden'übergehen. Solche Verpfändungen an Juden sind 
auch in Oberösterreich nachweisbar. Auch sonst waren 
die Juden in Oberösterreich im Besitze von Acbern. 
einer Urkunde vom Jahre 1305 wird in der Nahe von 
Kremsmünster ein W eingarten, genannt <i • ut~ , 
wähnt. 1 
Es folgt nun eine Periode, in der die Juden, sei e» 
für die Dauer oder auch nur für kurze Zeit, aus den ein¬ 
zelnen Ländern ausgewiesen wurden. Wie sehr aucn 
der Jude damals wünschen mochte, im Besitze eines 
Ackers zu bleiben, er mußte bei der Unsicherheit senmt 
bürgerlichen Stellung, bei den stets drohenden Verfolg«n- 
Vermögenskon,fi skationen und Landesyerweibuntten 
Trachten, seinen Besitz möglichst mobil zu halten. 
Neben der Landwirtschaft war bei dem Jude« das 
Handwerk hochgeschätzt. Während bei den heidnischen 
Völkern des Altertums das Handwerk als eine den Men¬ 
schen erniedrigende Beschäftigung angesehen wurde, die 
man dent Sklaven überließ, werden schon in der Heiligen 
Schrift die Männer der Arbeit den hervorragendsten ler- 
-öuliehkeiten würdig zur Seite gestellt. Nach der Lehre 
des Judentums ist die Arbeit als eine der ersten und wich¬ 
tigsten Pflichten des Menschen zu betrachten. „Das Hand¬ 
werk ist. von großer Wichtigkeit, denn es ehrt und lobt, 
den Meister", lautet ein Ausspruch des 1 almud. 
„Wenn auch sieben Jahre Hungersnot ist, die lib 
des Arbeiters und Handwerkers erreicht sie nicht , heihf 
es an einer anderen Stelle. 
Handwerk und Handwerker wurden sehr geachtet, 
und so ist es zu erklären, daß die hervorragendsten Lehrer 
im Talmud auch als Handwerker und Arbeiter erscheinen. 
Hillel T. arbeitete als Taglöhner, R. Jehoschua tenA h.i- 
nanja war ein Nagelschmied, R. Jehuda ben Ilaj Böttcher 
Unter den alexandrinischen Juden gab es sehr viele 
Handwerker und Künstler, die sogar in Zunftgenossen- 
sehnften organisiert waren. Ebenso waren in Rom viele 
Juden als Handwerker tätig. (Vogelstem-Rieger, Ge¬ 
schichte der Juden in Rom, I, S. 61.) 
Im Gegensatze zu den umherstreifenden Beduinen 
erscheinen die Juden Arabiens zur Zeit Mohammeds als em 
seßhaftes Bevölkerungselement von Arbeitern und ge¬ 
werbetreibenden. Besonders verstanden sich die Wenn 
Tveinukaa in Medina auf die Kunst der Edelmetallbear¬ 
beitung. Den Reisebeschreibungcn Benjamins von Lu 
defa entnehmen wir, daß die Juden im 12. Jahrhuncer. 
mit Vorliebe den gewerblichen Beschäftigungen na< i- 
aingen. Im byzantinischen Staate war unter den Juden 
sehr stark die industrielle Arbeit, besonders aber die 
Seidenzucht verbreitet. Die Juden galten als die geschick¬ 
testen Meister von ganz Griechenland in Seiten- nn< 
Purpurwaren. In Konstantinopel gab es damals viele j«- 
disehe Tischler, ebenso betätigten sie Bich als blasb.asei. 
(Fortsetzung folgt.) 
Rundschau. 
Unsere Hoffnung. 
Folgender uns aus dein Kreise der Jugend zugegan- 
<«. Bemerkung zu Mm Wahl,»«»!« 
kratischen Partei geben wir um so lieber Kaum, als da 
mit treffend die innerliche Unwahrheit dieses Mitleides 
Ch:irilWi" wolkni auch nicht, daß die Jugend an ihrer Zu¬ 
kunft verzweifle." Das sind die Worte, die eine fische 
Partei findet, um das zu bekämpfen, was sie nicht veisteb . 
Die armen Kurzsichtigen! Wir und verzweifeln verzweu 
feln an unserer Zukunft! Seit Jahrtausenden In... s - 
jüdischen Volk keine Generation gegeben, die mit stob 
L-en Augen iu di* ZA. ! «h. al» 
die ganze Menschheit den kommenden Jahrenmit.d«-- 
,l"v«rt.uWcu entgegeitbliekt, 
;,;,V dure], uns tut diu Menschheit die Erfüllung aHe± 
S-^.nsuehtsfräume bald kommen wird. Aber ich weiß, s e, 
die plötzlich ein Herz entdeckt haben, für „^ren Jam¬ 
mer der eigentlich der ihre ist, sie werden diese Weite 
abtun als blutleeren Idealismus. Wir können sie daran 
nicht*hindern; aber ihnen nur sagen, daß wir von i h n e n 
keinen Trost benötigen. 
Banknotenabstempelung und Steuer¬ 
hinterziehung. 
Wer sich in der letzten Woche die Mühe genommen 
hat, vor den Bankfilialen und Sparkassen die eifrigen 
Einlöser ungestempelten Geldes zu beobachten des* bot 
sieh ein lange nicht geschautes Bild. Bauer und Baueiin 
drängten sich, als wenn es gälte, wie anno dazumal, ihre 
Vorräte anzubringen. Es galt auch, Vorrate anzubringen, 
ruglaubliche Mengen Papiergeld kamen schüchtern um. 
vereS zum Vorschein, Stimmen die seit Monaten und 
Jahren, nicht als Ergebnis von Schweiß und Ileiß, nen 
•il« Erfol" einer skrupellos ausgenutzten Konjunktur aul- 
g^ä^t worden waren, um demote, die Stenern zu 
Ii*r/en Und als gar hier ein Bauerlein harte Silbei- 
eu d'!n dort eine Bauersfrau blinkende Goldkronen in 
^hwerer Men^e zum „Abstempeln" brachte, hatten wir 
fast' mit den übrige« schadenfroh gelacht, wenn nicht 
alles so entsetzlich traurig ware. — — — Aber_dei 
Kr;eg ist eine Mache der Juden, fur Juden. A.m Eue 
gar bloß entfacht, um ihnen ihr steinreiches HeimatUnc 
zurückzugewinnen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.