Die Krone ist für ein, such im physischen Sinne, gewaltiges Raupt
angefertigt worden. Ueber ein halbes jahrtaufend, von 1424 bis 1796,
war sie 'in der alten Reichsstadt Nürnberg aufbewahrt. Und da konnte
sie natürlich nicht der Aufmerksamkeit Albrecht Dürers entgehen, der mit
ihr fein um 1512 entstandenes berühmtes Bild „Carolus magnus“ krönte;
dieses Bild schon zeigt die im buchstäblichen Sinne „überragende" Größe
der Krone. Etwas derber, aber immer noch klassisch, drückte sich Goethe
über jene Eigenschaft der Krone aus, wenn er, der Augenzeuge der
Kaiferkrönung zu Frankfurt am 3. April 1764, schreibt, die Krone fei
„wie ein Dach" vom schmalen Raupte Josephs II. abgestanden. Auch der
letzte „römische Kaiser“, Franz IT., hatte eine gewisse Scheu vor dieser
Riefenkrone, deren Bürde ihm Napoleon so schwer gemacht hatte, bis er
sie endlich 1806 niederlegte. Jedenfalls war der fanft geschwungene
Zylinder der Biedermeierzeit feine Eieblingskopfbedeckung. Seitdem ist die
alte deutsche Kaiserkrone IlMeumsgegenftand. Bier fei nur erwähnt, daß
uch die ungarische St. Stephanskrone viel zu groß für einen nor¬
malen Schädelumfang geraten ist. Als der letzte ungarische König Karl
1916 in Budapest mit ihr gekrönt wurde, war lie, obwohl ihr Reifen
eingelegt worden waren, beim Krönungsritt beinahe vom Raupte gefallen;
die Umgebung des Königs batte dies als schlechtes Vorzeichen gedeutet
und damit auch recht behalten.
6s ist wohl wenig bekannt, daß es feit über 300 Jahren zwei
deutsche Kaiserkronen gibt; neben der vorerwähnten noch die bei den
Krönungen durch den Papst verwendete, welche sich in der Form dem
tnitra = £yp nähert, um dadurch die sakrale ttleibe des Beiligen Reiches
zu unterstreichen. Diese Rrone hatte sich Rudolf II. im Jahre 1602 von
einem Augsburger Goldschmied anfertigen lassen. Sie ist ein Meisterwerk
der Spätrenaiffance und gilt als die schönste Krone der Ulelt. Seit der
Proklamierung des österreichischen Kaisertums durch IKaifer Franz im
Jahre 1804 gilt sie als österreichische Kaiserkrone. Der Vollständigkeit
halber fei auch vermerkt, daß nach der Reichsgründung von 1871 Pläne
bestanden, dem neuen Reich auch eine neue Raiferkrone zu geben. Auf
die alte deutsche Raiferkrone wollte Bismarck nicht zurückgreifen; einmal
mochte er die Empfindlichkeit der Habsburger schonen; dann wollte er
vielleicht auch der Erinnerung an das vorwiegend katholische „Heilige
Das TTtodett der deutschen Raiferkrone
Die öfterr. Kaiserkrone