Volltext: 150 Jahre Bistum Linz (225 / 1935)

Linzer Volksblatt, Nr. 225 
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Samstag, 28. September 1955 
Die Entwicklung des Ordenswesens 
Von Dr. Josef Fließer 
Ein blühendes Ordenswesen, das die wich 
tigen Gebiete der Jugenderziehung, der Karitas, der Innen 
missionen und der besonderen Seelsorgshilfe gut betreut, ist 
für eine Diözese ein großer Segen. 
Der Alostersiurm 
Der Anfang der Diözese fällt in den großen Klostersturm, 
der unter Josef H. einsetzte und erst nach den napoleonischen 
Kriegen zum Stillstand kam. Viel wertvolles religiöses, kul 
turelles und künstlerisches Gut ist dabei zugrunde gegangen 
und nur wenig dem Fonds zugeflossen, durch den -die neuen 
Pfarren und Seelsorgsstationen erhalten werden sollten. 
Von 16 Stiften wurden 10, von 20 anderen Männerklöstern 
14, von 5 Frauenklöstern 3, zusammen also 27 Ordens 
häuser aufgehoben. 
Von den fünf Chorherren st iften, die zur 
Zeit Josefs bestanden, bestehen heute noch St. Florian 
und Reichersberg. Tuben ist Zwangsarbeitshaus für 
männliche Sträflinge, Ranshofen Privatbefitz; Waldhausens 
Waldbesitz wurde dem Domkapitel zugewiesen. Auch Rei 
chersberg war schon aufgehoben, wurde aber, nachdem es 
feit 1810 ziemlich gründlich ausgeräumt worden war, 1816 
wieder hergestellt. 
Das Prämonstratenferstift Schlägl wurde 
wegen seiner ausgedehnten seelsorglichen Tätigkeit belassen. 
Von den fünf Benediktiner st iften fielen 
Garsten, die heutige Strafanstalt, Gleink, heute Dotationsgut 
des Bischofs, und Mondsee, heute.Privatbesitz, dem Kloster 
sturm zum Opfer. Nur Kremsmünster und Lambach 
konnten sich retten. 
Von den v i e r Z i st e r z i e n s e r st i f t e n hob Josef H. 
Baumgartenberg — heute Arbeitshaus für weibliche Sträf 
linge — und Engelszell auf. Letzteres war bis vor wenigen 
Jahren Privatbesitz. Jetzt haben Trappisten vom Kloster 
Banz in Deutschland das Stift Engelszell dem Verfall ent 
rissen und in ein vorbildliches Kloster umgewandelt. Wil- 
Hering und Schlierbach überstanden den Klostersturm. 
Das Kollegiatstift Spital a. Pyhrn wurde unter 
Franz I. aufgehoben. 
Für immer verschwanden die Orden der Paulaner 
zu Thalheim, der Dominikaner zu Steyr und Münz 
bach und der Minoriten zu Enns und Linz. 
Auch die beiden damals bestehenden Franziskaner- 
klöster zu Grein und Pupping wurden aufgehoben. 
Von den acht Kapuzinerklöstern wurden die 
sechs zu Braunau, Freistadt, Ried.Steyr, Urfahr und Wels 
aufgelöst, die zwei Klöster zu Linz und Gmunden 
blieben bestehen. 
Mit knapper Not entgingen die K a r m e l i t e n in 
Linz der Aufhebung, nachdem sie Kirche und Gebäude der 
neuzugründenden Josefspfarre überlassen hatten. 
Förderung erfuhren nur die Ba r m h e r z i g e n B r ü- 
d e r wegen ihres Humanitären und sanitären Wirkens. 
Ihnen wurde das aufgehobene Kloster der Karmelitinnen 
in der Herrenstraße zugewiesen. 
Von den fünf Frauenklöstern wurden säkulari 
siert das Haus der Karmelitinnen in Linz, der Dominikane 
rinnen in Windhag und der Zölestinerinnen zu Steyr, so 
daß nur mehr zwei Frauenklöster in ganz Oberösterreich 
existierten, nämlich das der U r s u l i n e n in Linz und der 
Elisabethinen in Linz. 
Die heutigen Männerorden in Oberösterreich 
Fünfzig Jahre vergingen, bis die Schäden, 
die der Klostersturm dem religiösen Leben unserer Diözese 
zugefügt hatte, durch Gründungen neuer Ordens 
niederlassungen und Wiederbesiedlung auf 
gehobener Klöster behoben wurden. 
Schon 1837 ries Erzherzog Maximilian Este die I e- 
suiten ins Land und erbaute ihnen das Kloster am 
Freinberg bei Linz. Heute besitzen sie außerdem noch 
eine Residenz in Linz und Steyr. Die Jesuiten nahmen 
sich besonders um die Jnnenmission und die Exerzitien an, 
begründeten das blühende Kongregationswesen unserer Diö 
zese und leisten bis heute Großes in der Seelsorge der Aka 
demiker und Studenten. 
Als nächste kommen die Franziskaner wieder ins 
Land, die besonders in die breiten Masten des Volkes durch 
ihre volkstümlichen Missionen den echt kirchlichen Geist zu 
bringen verstanden und an vielen Orten im Dritten Orden 
eine ausgezeichnete Schule der Vollkommenheit für Welt 
leute errichteten. 1856 bezogen sie im aufgehobenen Stift 
S ub en und 1889 im aufgehobenen Stift Bau m gar 
te n b e r g Quartier. In Enns übernahmen sie 1859 das 
frühere Minoritenklofter. Auch Pupping besiedelten sie 
wieder (1879). Reue Gründungen sind MariaSchmolln 
(1864) und Bruckmühl (1883). Ihre letzte Gründung am 
Kalvarienberg zu Linz (1898) haben sie wieder aufgelassen, 
dafür 1928 in S t e y r das Konvikt Vogelfang übernommen. 
Auch die Kapuziner kehrten wieder 1862 in ihr 
ehemaliges Kloster zu Ried und 1895 zu Braunau 
zurück und besiedelten sie mit Mitgliedern der Nordtiroler 
Provinz, während Gmunden und Linz der Wiener 
Provinz angehören. Auch die Kapuziner sind eifrig tätig in 
der Jnnenmiss'on. 
Große Verdienste um die kirchliche Erneuerung unseres 
gläubigen Volkes haben die R e d e m p t o r i st e n, die von 
Puchheim aus, wo sie 1851 sich niederließen, eifrig Mis 
sionen hielten und Standesbündnisse gründeten. Ihr Exer 
zitienhaus in Puchheim wurde eine segensreiche Stätte reli 
giöser Vertiefung. Das Kloster in Linz-Lustenau haben sie 
nach dem Kriege wieder aufgegeben. 
Nach 1850 war im Zuzug der männlichen Orden wieder 
Stillstand bis 1900. In diesen 50 Jahren breiteten sich 
vor allem die weiblichen Orden aus. Nach 1900 kamen zunächst 
die beiden Kongregationen, die sich um die Erziehung der 
männlichen Jugend in Konvikten und Schulen besonders 
bemühen, in die Diözese: nämlich die Marienbrüder und 
die Schulbrüder. Die Marienbrüder (Marianisten) 
zogen 1900 ins Provinzhaus in Freistadt ein und haben 
eine Niederlassung in L e st bei Freistadt und ein Novi- 
ziatshaus in M i st e l b e r g bei Tragwein errichtet und in 
den allerletzten Jahren das Lehrlingsheim (1927) und das 
Liebeswerkheim (1933) in Linz übernommen. Die S ch u l- 
b r ü ö e r führen feit 1902 das Stephaneum in Golfern. 
Neben diesen Erziehungsorden' kamen neue Misiions- 
gesellschaften in die Diözese. 1900 kam die Gesellschaft 
des göttlichen Heilandes, die in Hamberg ein 
großes Kolleg innehat, von wo aus die Patres Salvato- 
rianer auch sehr viel zu Jnnenmissionen gerufen werden. 
1902 kauften sich die Oblaten des hl. Franz von 
Sales zunächst in Schmiding bei Wels an; später errich 
teten sie in D a ch s b e r g bei Prambachkirchen und in 
Ried große Mistionskonvikte. 1904 gründete die M a- 
riannhiller Missionskongregation eine Nie 
derlassung in Linz. 1922 übernahm die Gesellschaft 
vom Göttlichen Wort von St. Gabriel-Mödling die 
Seelsorge an der Herz Jesu-Kirche in Wels. 1928 wurden 
die Salesianer Don Boscos nach Linz berufen. 
Sie haben in unglaublich kurzer Zeit im Arbeiterviertel 
nahe der Franckfabrik unter den schwierigsten Verhältnissen 
Kirche und Jugendheim gebaut und wirken in den Arbeiter 
kreisen vorbildlich eifrig und erfolgreich. 
1931 wurde das aufgehobene Zisterzienserstift Engels 
zell wieder zur Abtei erhoben, nachdem es schon im Jahre 
1925 vom Kloster Banz in Bayern aus mit Trap Pisten 
besiedelt worden war. Sie haben in der kurzen Zeit das 
verfallene Stift wieder zu voller Höhe gebracht, was nur 
durch den unermüdlichen Fleiß und die ganz anspruchslose 
Lebensführung aller Mitglieder dieses sehr strengen Ordens 
möglich war. 
Nur fünf männliche Orden hatten den Klostersturm 
überstanden, heute siedeln 19 männliche Orden 
und Kongregation e.n in zahlreichen Nieder 
lassungen in unserer Diözese und leisten w e r t v o l l st e 
Seelsorgshilfe. 
Die oberösterreichischen Frauenklöster 
Die Frauenorden, die vor Kaiser Josef fünf Klö 
ster besaßen, von denen nur die U r s u l i n e n und E l i- 
s a b e t h i n e n in Linz den Klostersturm überdauerten, 
haben den Verlust alsbald reichlich hereingebracht. Den An 
fang machten merkwürdigerweise die beschaulichen Orden 
mit strenger Klausur, auf die die Klosterstürmer besonders 
schlecht zu sprechen waren. 
Schon 1828 wurde den Karmelitinnen in Emun 
ds n ein Kloster erbaut, dem 1860 ein zweites in Linz folgte. 
1832 erhielten die Salesianerinnen in Gleink 
eine Niederlassung und 
1852 ließen sich die R e d e m p t o r i st i n n e n in Ried 
nieder. 
1856 übernahm der strenge Orden Unserer Lie 
ben Frau von der Liebe des Guten Hirten die 
Sorge für die weiblichen Häftlinge in Suden und über 
siedelten 1865 mit diesen nach Baumgartenberg, wo 
sie bis heute tätig sind. 
Mitte des vergangenen Jahrhunderts, in der Re 
gierungszeit des Bischofs Rudigier, kamen eine Reihe 
junger Schwesternkongregationen in die Diözese, die vor 
allem kleine Filialen in sehr vielen Pfarren gründeten, um 
dort im Dienste an den Kleinkindern, an der Jugend, an 
den Waisen, an den Kranken und Armen werktätige Seel 
sorgshilfe zu leisten. 
Den Anfang machten 1841 die Barmherzigen 
Schwesternvomhl. VinzenzoonPaul, die heute 
14 Filialen besitzen, darunter das große modernst eingerich 
tete Krankenhaus in der Herrenstraße zu Linz. 
1850 gründete der Diözefanpriester Sebastian Schwarz 
dos Mutterhaus der Armen Schulschwestern nach 
der Regel des Dritten Ordens des hl. Fran- 
ziskuszuVöcklabruck. Heute zählt die blühende Kon 
gregation in der Diözese 40 Filialen und außerhalb der 
Diözese 18, darunter in Berlin, Nordamerika und Jerusa 
lem, bei einem Mitglieüerstand von mehr als 800 
Schwestern. 
1854 begannen die Borromäerinnen vom Mutter 
haus in Prag zu Gmunden ihre Wirksamkeit. Heute haben 
sie in Stadl-Paura ein eigenes Provinzhaus und neun 
Filialen. 
1858 kamen die Armen Schulschwestern Un 
serer Lieben Frau nach der Regel des hl. 
Augustinus vom Mutterhaus in München ins Land. 
Sie besitzen heute Niederlassungen in Freistadt und Traun 
kirchen. Ihnen folgten 1863 die Schulschwestern des 
hl. Franziskus vom Mutterhaus in Hallein bei Salz 
burg und gründeten ein Haus in Hallstatt. 
1865 wurden die ersten Kreuzschwestern vom 
Mutterhaus zu Jngenbohl in der Schweiz nach Linz berufen. 
Sie besitzen heute ein Provinzhaus in der Wurmstraße in 
Linz und 65 Filialen, darunter eine Reihe großer Erzie 
hungsinstitute wie in Linz und Ort bei Gmunden, Kranken 
häuser und Altersheime. Die Kreuzschwestern haben unter 
allen Schwesternkongregationen die größte Ausbreitung in 
der Diözese gefunden und zählen heute nahezu 1000 Mit 
glieder. 
1885 wurde einer Ordensgründung die staatliche Anerken 
nung zuteil, die sich im Stillen in den Orten Linz, Eferding, 
Riedau, Haag a. Hausruck und St. Martin im Jnnkreis 
Die Wappen der Linzer Bischöfe 
Zu den Abbildungen im „Heimatland“ 
Anläßlich des Diözefanjubiläums sei auch der Wappen 
der Linzer Bischöfe gedacht, weil sie, obwohl wenig beachtet, 
doch manches Interessante bieten. Die Wappen der Bischöfe 
sind entweder die persönlichen Wappen ihrer Träger oder 
zusammengefügt aus dem persönlichen und dem Bistums 
wappen. 
Das Wappen des Bistums Linz, das bereits 
die ersten Linzer Bischöfe führen, enthält mehrfache symbo 
lische Beziehungen zur Stadt Linz und zum Lande Ober 
österreich: in blauem Felde ein goldenes Kreuz mit Klee 
blatt-Enden (Zeichen des Bistums), darunter in Rot zwei 
silberne Pfähle (die oberösterreichischen Landessarben), da 
neben in silbernem Felde ein blauer Querbalken (Donau), 
begleitet „von drei blauen, golden besamten Leinblüten", 
und zwar zwei oben und eine unten. Die Leinblüten dürften 
auf den Namen „Linz" hindeuten, die Dreizahl auf die 
drei ältesten Pfarren hinweisen, wie sie gleichzeitig 
mit der kirchlichen Errichtung der Diözese Linz im Jahre 
1785 ins Leben traten, auf die Stadtpfarre und die Pfarren 
St. Matthias und St. Josef. Nach anderer Deutung bedeu 
ten die drei Blüten Schloß, Stadt und Pfarre (Stadtpfarre) 
von Linz. 
Der erste Linzer Bischof war gräflicherAbstam- 
m u n g und führte auch als Bischof das Wappen der Gra 
fen von Herber st ein. Dieses Wappen ist figurenreich, 
es ist einmal gespalten und zweimal getellt. Im Herzschild 
das Stammwappen: in Rot ein silberner Sparren, das ist 
„eine weiße Schleifst daran man den Pflueg auf den Acker 
und wider davon führet". Im gespaltenen 1. und 6. Felde 
vorne in Rot ein goldener Zinnenturm mit offenem Tor 
(„Kastilien"), hinten „Österrei": weiß-rot-weiß. Im 2. und 
3. Feld das Neuberg-Wappen: im schwarzen, mit goldenen 
Herzen bestreuten Schild „ein weißer aufsteigender Wolf 
mit verguldten Elaen (Klauen) und roter ausgeschlagener 
Zungen". Im 4. und 5. Felde das Hag-Wappen: ein Kum 
met von Gold. 
Das Wappen des zweiten Bischofs von Linz Josef Anton 
G a l l enthält das Wappen des Bistums Linz und das per 
sönliche Wappen des Bischofs: unten ein Hahn (gallus) als 
„sprechendes" Wappen für den Namen Gall. Darüber das 
Stadtwappen des Geburtsortes des Bischofs, Weil der 
Stadt, Diözese Rottenburg. Die einstige schwäbische Reichs 
stadt Weil führt ihr Wappen auf eine römische Gründung 
zurück, daran erinnert das „8 P Q R" (Senatus Populus 
Que Romanus). Die beiden gekreuzten Schlüssel verweisen 
auf den hl. Petrus, den Patron der Stadtkirche und der 
Reichsadler auf die einzige Reichsstadt. 
Das bischöfliche Priesterseminar in Linz hat in 
seinem Siegel den Hahn (gallus) zur Erinnerung an Bischof 
Gall, den eigentlichen Stifter des Seminars in der Harrach. 
Einfach ist das Adelswappen des dritten Bischofs von 
Linz, Sigismund von Hohen warth. Im 1. und 
4. Felde in Gold zwei schwarze Flügel (Stammwappen der 
Linie „zu Furcht und Messenbach", der Bischof Hohenwart 
entstammte), im 2. und 3. Felde in Rot auf silbernem Drei 
berge ein silberner Zinnenturm („hohe Warte"). 
Im Wappen des vierten Bischofs von Linz Gregor 
Thomas Ziegler zeigt sich im 1. und 4. Felde „auf sil 
bernem Grunde ein dreifacher schropfiger Felsen, auf der 
Höhe des mitternen steht ein schwarzes Patriarchal-Kreuz" 
(Wappen des Benediktiner-Stiftes Wiblingen bei Ulm, 
wo Bischof Ziegler bis zur Aufhebung 1806 Prior war). Im 
1. Felde ist auf dem Kreuze das Wort PAX (Friede) zu 
lesen. Das 2. Feld ist schräg rechts durch einen schwarzen 
und goldenen . Wolkenschnitt" geteilt. Das 3. Feld hat auf 
schwarzem Grund drei goldene Sterne, zwei und eins ge 
stellt. 
Dieses Wappen hatte Bischof Ziegler schon als Bischof 
von Tiniec-Tarnow in Galizien, bevor er nach Linz 
kam. 
Der Ehrwürdige Diener Gottes Franz Joseph Rudi 
gier entschloß sich erst spät zur Führung eines Wappens.
	        
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