Volltext: Der Spaßvogel 1922 (1922)

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Eine heitere Geschichte von Wilhelm Richter. 
A 
Nachdruck verboten.) 
Eine rührend innige, man darf sa— 
zen ideale Freundschaft verbindet die 
beiden, den blonden Hansi und den schwar— 
zen Bauxl. 
Hansi, bisher der einzige Spröß— 
ling des Hartmannschen Ehepaares, kann 
unstreitig als der reizendste und best— 
derzogene Schlingel des ganzen Städtcheus 
gelten, während Bauxl — leider von 
ebenso dunkler Herkunft als Farbe und 
zänzlich unbestimmbarer Rasse — sich nur 
durch jugendlich drolligen Uebermut und 
eifrige aber durchwegs erfolglose Jagd 
nach seiner eigenen Schwanzspitze einiges 
Anrecht auf Beachtung erwirbt. Er, zählt 
ust ebenso viele Monate, als sein junger 
ßebieter Jahre, nämlich ein und ein 
Liertel, entwickelt aber dessen ungeachtet 
eine bedeutend sichere praktische Kennt— 
nis der Gleichgewichtslehre als Hansi, der 
8allerdings seit etlichen Tagen ver— 
schmäht, zum Zweck seiner Fortbewegung 
zlle vier Gliedmaßen in Anwendung züu 
bringen, jedoch bei seiner neu errungenen 
menschenwürdigen Aufrechterhaltung noch 
oft genug unfreiwillige Berührungspunkte 
mit Mutter Erde findte..— 
Gewöhnlich trägt an solchen „Unfäl— 
sen“ wohl Freund Bauxl schuld, der an 
hansi's Justig flatterndem rotem Röck— 
lein so lange mit unwiderstehlicher Ener— 
zie zerrt und rüttelt, bis er den Spiel— 
amergden glücklich wieder zu seinem eige— 
ten Niveau herabbefördert hat. 
Hansi. nimmt derartige Uebergriffe 
Bauxl's selten übel. Nur einmal, als 
der Hund bei solcher Gelegenheit unver⸗ 
sehens grob wurde, faßte er seelenruhig 
nach dessen Ohr und biß ebenfalls kräs— 
tig hinein. 
Damit war, die Sache wieder abge⸗ 
lan und vergessen. Hansi ist überhaupt 
für Gegenseitigkeit. Wie Baurl auf Tei— 
ung der Frühstücksemmel und der „Vis— 
koten“ besteht, nimmt auch er keinen Au— 
stand, sich gelegentlich einige Bröcklein 
aus der Futterschüssel des anderen zu fi— 
schen, wobei er sich nicht selten platt 
auf den Bauch legt, um des Freundes 
Freßweise möglichst naturgetreu kopieren 
zu können. 
Ihre Sympathien und Antipathien 
haben die beiden gemeinsam. Sie hän— 
zen mit Zärtlichkeit an Tante Lori, der 
zübschen, allzeit spielbereiten jungen Tante 
mit den goldbraunen Augen und dem fröh— 
lichen Lachen, das freilich seit kurzem 
nerkwürdig sellen hörbar wird, und sie 
derabscheuen mit gründlichem Nachdrüuck 
den blonden Apotheker Maresch, dem das 
roße Nachbarhaus gehört und der so lä— 
herlich besorgt um seinen hellen Anzug 
st, daß exr jede liebenswürdige Annä— 
herung mit empörender Entschiedenheit 
zurückweist. Wenn man noch erwähnt, daß 
herr Maresch, troßzdem er daheim wahre 
Riesengläser voll „Gutem“ stehen hat, noch 
nicht ein einzigesmal auf die an— 
genehme Idee gekommen ist, Hansi eine 
Probe, davon zur Bequtachtung vorzule— 
gen, daß er ferner jedes eingehendere 
—A— Baurl's für seine glänzenden 
ackstiefel durch einen heimtückischen Stoß 
mit dem Absatz quittiert, so dürfte die 
Abneigung unserer beiden Freunde gegen 
ihn genügend erklärt sienn. 1 
Es ist heute ein, schöner, heißer 
Sommernachmittag. Hansi hat sein 
Schläfchen hinter sich und soll nun ange— 
zogen werden, welcher Vorgang jederzeit 
zinen unnatürlichen Aufwand an Geduld 
on Nanni, dem kleinen blassen Kinder— 
nädchen, erfordert. Die Laune des jun— 
gen Herrn wird dabei nämlich von Mi— 
nute zu Minute kritischer, bei jedem 
teuen Armloch, durch das seine dicken 
Fäustchen t rhen 7— erhebt, er ein 
lungenkräftiges Zetergeschrei, das die Zahl 
der Armlöcher, die es zu überwinden 
gilt, allen Eingeweihten des Hauses bis
	        
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