Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

268 
Redaktionsbriefkasten. 
Herrn F. E. Bilz. Ihre uvonhographische Sendung verwertend, hören Sie folgendes 
Sie geben sc lbst zu, daß Ihr Werk mangelhaft und unvollkommen sei. Gut! Jeder Autor eines 
Buckes erachtet es als eine moralische und eme Ehrenpflicht, von der Kritik Getadeltes bei 
der nächst en Auslage schon zu verbessern. Das aber ficht Sie nicht im Geringsten an! Wer 
trägt die Hauptschuld? Alle diejenigen, welche das Buch von A bis Z — als mustergmig, 
unübertrefflich, als — heilige Schrift Prielen, an der in keiner Weise gedeutelt werden dürfe. 
Unsere Sacke hat mit dem uralten Hausrat und den Fragwürdigkeiten Ihres Buches absolut 
nichts zu schaffen, als daß ich ihr durch mein Urteil geschadet haben sollte. Im Gegenteil! 
Man bat gesehen, daß unsere Bestrebungen so hoch stehen, daß sie sich mit Ihrem Buche 
nicht decken. So etwas kann unseren Gegnern, die ja Ihr Buch bewnoers aus die „ Kraft - 
stellen" hin beurteilten, nur Respekt einflößen!! Wir stehen heutzutage so da, daß wir 
unseren Gegnern keine solche Handhaben, wie sie Ihr Buch bietet, mehr zu bieten brauchen. 
Die Naturheilmethode ist aus den Kinderschuhen heraus! Eben, weil Ihr Buch ir der 
litterarischen Mitte unserer Bewegung steht, darum muß es endlich einmal derart verbessert 
werden, daß es gegen alle Angriffe gefeit ist. Lessing sagt: „Einen elenden Dichter tadelt 
man gar nicht, gegen einen mittelmäßigen verfährt man gelinde; gegen einen großen ist 
man unerb ir tli ch." Das paßt auch etwas auf Sie. Ob ich als „studierter Mann" ein besseres 
Buch schreiben würde? fragen Sie an. M ehr Selbstkritik steckt wahrhaftig in meinen Büchern; 
wo Sie doch nur kritiklos, alles, was Ihnen gerade in den Wurf kam, zusammenlasen. 
Was? Sie haben die Narvetät zu sagen: daß „Neid oder Sonderinteressen" aus 
„mehreren meiner Briefe" herausleuchteten? Wollen Sie diese Briefe nicht drucken lassen, 
ebenso wie das „Anerkennungs-Schreiben" des Fürsten Bismarck, mit dem Sie eme wahr 
haft widerliche Reklame machen? Seit wann ist Fürst Bismarck eine „nalurärztliche 
Autorität"? Meine deutsche Meinung ist diese: Wenn ein Mann, der stets das Schlagwort 
der „guten Sache" im Munde führt, so viel an .einem Buche verdient hat (ich gönne es 
Ihnen!) wie Sie, dann hat er die heilige Pflicht, alles ausmerzen zu lassen, was die Gegner 
stets der guten Sache in die Schuhe schieben, was aber gar nichts mit ihr zu thun hat; 
sondern nur dem geistigen Standpunkte des einen persönlichen Verfassers entspricht ... Das 
leuchtet aus meinen Briefen. Verstehen Sie mich nun? Ich habe jedenfalls schon mehr 
Bücher beurteilt als das Ihrige und bin auch keiner, der die Naturheilmethode erst nach 
Ihrem Buche studiert oder nach Ihren Rezepten auf „Gut Glück und Gefahr" kuriert. 
Warum riefen Sie mich neulich gegen die Rezensionen im „Leipziger Tagebl." zu Hilfe, 
wenn Sie mir nun jede sachliche kritische Befähigung absprechen? Gegen solche gerechte 
Angriffe wird Sie der „Naturarzt" nimmer schützen, weil dann die Sache litte. Falls 
Sie Ihr Kapitel über „Verhütung der Schwangerschaft" in besserer Weise bereichern wollen, 
so lesen Sie nur Wollbold's Naturarzt. Wollbold's Missionspredigten sind mir aus der 
Seele geschrieben und müssen es jedem sittlichen Menschen sein! Und wäre das Buch in 
100 000 Exemplaren verbreitet, das macht es noch nicht mustergiltig („Ayrsis Naturheilmethode" 
und anderer Schund und Schwindel überflügeln Ihre Auflagenzahl noch) und entbindet Sie 
keineswegs von der Pflicht der thatsächlichen Verbesserung. Auch alle Anerkennungs- und 
Dankschreiben nicht! Wissen Sie und Herr Just denn nicht mehr, daß die größere Verbreitung 
des Buches in Schlesien besonders meinen Artikeln zu danken ist, wie dies sogar die 
Kalender für 1890 noch beweisen? Was ich Ihnen in Wiesenbad sofort erklärte, wozu Sie 
aber nicht das richtige Gehör zu haben schienen, das betone ich heute noch: Ihr Buch 
entspricht einem Bedürfnisse; es vertritt unsere gute und heilige Sache; es deckt sich aber 
nicht mit ihr, da sich neben dem vielen Guten manches darin „wie eine ewige Krankheit 
fortpflanzt", was unsere Gegner als Waffe und Handhabe benützen. Lassen Sie dieses fort 
schaffen — dann wird der „Naturarzt" seiner Pflicht als Bundesorgan mit Stolz nach 
kommen und Ihr Buch allen durchweg ans Herz legen. — Allen denen, die mir ihre An 
erkennung aussprachen, daß ich den „Mut" gehabt, gegen die „Vox p#puli“ (Volksstimme 
zu eifern, dankt Philo vom Walde. 
H. K., Dresden. Auf Ihre Anfrage teile ich Ihnen nach eingezogener Erkundigung 
mit, daß Herr Zupke in Wechselburg, früher in Eibenstock, in der Berliner Naturheilanstalt 
ein Studium nicot durchgemacht hat. Die betreffende Mitteilung ist also unrichtig. 
F. M., Berlin. Nächstes vegetarisches Speisehaus vom Moritzplatze aus soll sein: 
Jägerstraße 46. Sregert's Anwendungsformen, Verlag von Jßleib. 
W. W, Mittweida. Sie klagen, daß Naturärzte in ihren Vorträgen häufig mit 
falsch gebrauchten Fremdwörtern herumwerfen und Anlaß zu Spöttereien bei den Gegnern 
geben. Ja, wollte jeder doch so reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und wir bitten 
abermals unsere Mitarbeiter, Fremdwörter möglichst zu vermeiden — der „Naturarzt" ist ja 
ein deutsches Volksblatt und keme gelehrte Fackzeitung. 
Verantw. Redakteur: Johannes Reinelt (Philo vom Walde) in Neisse. 
Druck und Verlag von Wilhelm Jßleib (Gustav Schuhr), Berlin SW. 48, Wilhelmstraße 124. 
1 Jnftraren-Beilage.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.