Volltext: Der Naturarzt 1871 (1871)

55 
Warum ist namentlich für Kranke die fleischlose Diät 
entschieden zuträglicher als die gemischte Kost? 
(Fortsetzung) 
ad 1. Erste Frage: 0eite 31; ad a: Seite 34. Wie befin 
det sich der menschliche Körper bei blos pflanz 
licher ah rung in Bezug auf sein geistiges Ich, 
seine Int elligenz, sein Gemüthsleben, seine fünf 
fache Sinnesthätigkeit? 
Aehnlich sind die Erfahrungen aus neuester Zeit in Erziehungs 
anstalten Amerikas, wo man Versuches halber den Kindern die thie 
rische Nahrung gänzlich entzog und nur Pflanzenkost ver 
abreichte und nach einer Daniel'schen Prüfungszeit von ebenfalls 
3 Jahren mit dieser veränderten Diät sich eklatant herausstellte, daß 
die geistige Kraft und Thätigkeit der Kinder bedeutend 
sich vermehrt und die Schnelligkeit und der Scharfsinn 
ihrer Wahrnehmungen, ihrer Fassungskraft und ihr 
Unterscheidungsvermögen, sowie ihr Gedächtniß wirklich 
Jedermann in Erstaunen setzten, der sie vorher gekannt hatte 
und mit andern Kindern ihres Alters verglich. Dabei wurde aber auch 
eine Veränderung in der Gemüthsstimmung derselben beob 
achtet; sie waren nämlich weniger zänkisch, reizbar, lau 
nisch, unzufrieden und weit verträglicher, sanfter und 
friedlicher, auch freundlicher gegen einander. 
Das Gegenstück davon, den Beweis, daß der Uebergang von reiner 
vegetabilischer Nahrung zu gemischter Kost nach einiger Zeit nur 
störende Wirkung wie bei Kaspar Hauser hervorbringt, liefert der 
Versuch bei einer Anzahl Knaben in Irland, welche bei der rohen Pflan 
zenkost der elterlichen Hütte sich durch ihre besondere Geistesgewandtheit 
auszeichneten, hernach aber bei gemischter, sog. guter halb ani 
malischer Nahrung — in ihrer Thätigkeit erschlafften, 
dumm und faul und eben gewöhnliche Alltagskinder wur 
den! Man sieht also, daß der Verstand, die höheren geistigen, wie die 
Sinnesthätigkeiten, die sittlichen Empfindungen auf dem Mistbeete 
der Fleischkost lange nicht so gut gedeihen, wie auf dem Wege 
naturgemäßer Ernährung mittelst reiner Pflanzennahrung, wie sie die 
Natur uns bietet seit undenklichen Zeiten. Es kann dieß auch gar 
nicht anders sein, denn, wie der Lateiner sagt: in corpore sano dsmum 
mens sana — nur in gesundem Körper wohnt gesunder Geist! — 
so muß nun wohl der simpelste Verstand begreifen, daß die der Pflan 
zenwelt entnommenen Nahrungsstoffe bei ihrer Verwandlung in thierische 
Substanz niemals an Spannkräften gewinnen, niemals sich
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.