Volltext: Zur Geschichte der Gegenreformation in Tirol

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wann ain Heir seine Unterthanen und die Unterthanen jren Herren 
erkennen lernen." Da solle er sich dann „als ein frischer, starker, 
junger Herr" dem Kriegsdienste widmen: dies Leben sei das 
lustigste von der Welt: „ain Kriegsmann hat gute Gesellschaft, 
Essen und Trinken vollauf, Geld und Gut und was sonst sein 
Herz begehrt, bekommt er genug und überflüssig." 
Damit ist der „Sekretari" keineswegs einverstanden; wenn 
der Ansicht des Hofmeisters gefolgt würde, müsste er um seinen 
Abschied bitten, denn mit dem Krieg wolle er nichts zu thun haben ; 
er gibt den Rath, vielmehr „auff ain Jar oder zway ausszugen, 
fremde Land durchraisen und derselben art und sitten erkennen " 
lernen: denn wer viel sehe, der erfahre auch viel, werde mit 
vielen Leuten bekannt und könne in seinem Alter zu Nutzen kom¬ 
men, weil er sich in alles besser zu schicken weiss. 
Der Haussmeister endlich bemerkt, es wäre am besten, „E. 
Gn. blieben dahaimb und liessen umbsehen, ob ain schönes, junges, 
haussliches Fräwlein, E. G. standt und herkommen gemäss, und von 
einem fruchtbaren Geschlecht herkommende, vorhanden wär', die 
nitt vil in Stetten, und an Höfen erzogen, so bey allen Kirch¬ 
weyhes Hochzeiten und Panketen sein wollen, und verheyraten 
sich mit jr — zu Erhaltung ires Namens und Stammens." Was 
man auf Reisen lernen könne, sei auch leicht von denen zu er¬ 
fahren, „die sonst nichts zu schaffen haben, als Büecher schreiben", 
darin man allerlei Land und Volksart und Sitten beschrieben findet, 
desgleichen die verschiedenen Landesordnungen. 
Während also die Meinungen der Dienstleute so auseinander 
gehen und dieselben sich gegenseitig bekämpfen, tritt der „Ain- 
siedel" auf, d. i., wie der Hofmeister alsbald dem jungen Herrn 
erklärt, ein Mann, „der sich der Welt entschlägt und in den 
Wildnissen wohnt, in seiner Zelle oder Hüttlein Gott den All¬ 
mächtigen Tag und Nacht dient, denen auch durch die himmlischen 
Influenzen viele verborgene Sachen geoffenbart werden." 
Ihn bittet nun der Jüngling bei dem Zwispalt seiner Diener 
um Rath; der Ainsidel geht eifrig auf die Sache ein; denn 
durch die „himmlischen Influenzen" ist er gerade an diesen Ort ge¬ 
führt worden. Die Art und Weise, wie sich nun der ehrwürdige
	        
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