Volltext: Das Land ob der Enns

Ovilava — Joviacus. 
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überschritt, um Pettenbach 1 ) zu erreichen. Dieses letztere Stück ist in 
einer Urkunde von ca. 992 als via publica bezeugt * 2 ). Von Pettenbach 
führte die Straße über Magdalenaberg und Inzersdorf zum Anschluß 
an die Heerstraße Wels—Klagenfurt. 
Eine Abzweigung wird über Steinerkirchen, Kremsmünster und Hali 
nach Steyr bestanden haben, das Stück von Kremsmünster bis Steyr 
wenigstens ist durch Funde in Ober-Rohr, Hall (Mühlgrub) und Sierning 
als Römerstraße erwiesen. 
Ovilava — joviacus. \ 
Ein so bedeutender Ort wie die Kolonie Ovilava mußte naturgemäß 
mit dem Donaulimes in Verbindung stehen. Die Richtung über Eferding 
auf Joviacus ergab sich durch die Lage der Stadt. Die Straße führte 
über Haiding und Wallern (815 ad Uualdiu) und weiterhin durch das 
Tal des Innbaches. Nächst Haiding liegt die Ortschaft Wörist. Eine 
Aufschreibung (Census ecclesiarum) im Stifte Kremsmünster aus dem 
Beginne des 14. Jahrh. überliefert Wedust 3 ). In dieser Form klingt der 
Name wie römisches *Vetusta. Nun könnte sich freilich der Vokal der 
zweiten Silbe nicht so lange erhalten haben, aber der Verfasser, der sich 
wiederholt auf ältere Vorlagen beruft, hat zweifellos auch hier eine alte 
Grenzbeschreibung benutzt 4 ). Diese kann sogar noch der karolingischen 
Zeit angehört haben, da das in Frage stehende Territorium auf Grund 
einer Verfügung K. Arnulfs vom Jahre 888 5 ) an das Stift übergegangen 
war, ja gerade aus der Form Wedust ließe sich darauf schließen 6 ). Mög 
lich wäre diese allerdings wohl auch dann noch, wenn die Grenzbeschrei 
bung erst aus der Zeit der Einweihung der Kirche (um die Mitte des 
12. Jahrh.) stammen sollte, da sich u in Suffixen gut erhält. Der Name 
kann also ganz wohl römischen Ursprungs sein. 
Unweit Wallern begegnet eine Ortschaft Mauer. Ein alter Beleg 
für den Namen fehlt, und so ist es unsicher, ob er auf ehemalige antike 
Gebäudereste weist. In dieser Gegend zweigt heute eine Straße durch 
das Trattnachtal nach Westen ab. Ihr Bestand in römischer Zeit ist un 
wahrscheinlich, da die Funde fehlen und die Nomenklatur unverkennbar 
slawische Spuren trägt, also auf spätere Rodung weist. 
*) Der Ort kommt schon in der Stiftungsurkunde von Kremsmünster 
(777) vor. 
2 ) Oö. UB. II, 69. Vgl. auch ebd. III, n. 440 (1274). 
3 ) Oö. Stiftsurb. II, 222, n. 16. 
4 ) Diese hat ihn ja wohl zur Bemerkung veranlaßt, daß Mistelbach früher 
Michelbach geheißen habe. So stand es offenbar in seiner Quelle. Er über 
nimmt auch ganz unbefangen den alten Lautstand seiner Vorlagen, z. B. in 
Wilbüch, Tubenprunn. 
5 ) Oö. UB. II, n. 25. 
6 ) Sie scheint dem Verfasser gefallen zu haben, weil er auch im Zehent 
register so schreibt, oder es geht auch dieses auf eine alte (verlorene) Vorlage 
zurück, was noch zu untersuchen wäre. 
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