Volltext: Zweites Bändchen. (2. 1913)

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Da sie schon sehr müde waren und zudem die herrliche Aussicht auf die Ranna 
hinab bis zur Donau und auf die umliegenden Schlösser bewunderten, ließen sie 
sich auf den erwähnten Steinen nieder. Der Graf und die Gräfin setzten sich auf 
die zwei höheren, der Diener mußte sich mit dem mittleren niedrigeren Stein 
begnügen. Da der Gräfin infolge des steinigen Weges die feinen Schuhe zerrissen 
waren, mußte sie der Diener, so gut er konnte, von seinem Sitz aus herrichten 
und flicken. Weiteres weiß der Volksmund nicht mitzuteilen. Jedoch wird allgemein 
erzählt, daß von da an dieses merkwürdige Felsengebilde den Namen der drei 
Sessel trägt. 
 
3. Das verlorene Reit 
Auf demselben Weg von Altenhof nach Falkenstein befindet sich, bevor man 
die sogenannte „Falkensteiner Leite" erreicht, auf der Höhe eines Felsens ein ge¬ 
mauertes Rundell, das den sonderbaren Namen „das verlorene Reit" trägt. Es 
soll von diesem Felsenabsturze vor langen Zeiten ein Mädchen spurlos verschwunden 
sein, das man trotz alles Suchens nicht finden konnte. Nach der Ansicht des am 
31. Oktober 1902 verstorbenen Messelesers von Altenhof, des Herrn Pfarrers 
Gottfried Mudrak, sollte der Punkt nicht „verlorenes Reit", sondern „verlorene 
Maid" heißen. Das möge dahingestellt sein. Jedenfalls ist das „verlorene Reit" 
einer der besuchtesten und herrlichsten Aussichtspunkte des oberen Mühlviertels. Das 
hat auch seinerzeit Erzherzog Johann ausgesprochen. Mit Recht singt unser 
Hanrieder: 
„Altenhofer-Leithen, 
Grüaß di Gott vo Weitn! 
Stadtherrn, Burga, Moar und Knecht 
Koana kann vorbei, 
Zuwi reißts'n frei, 
Wann a neunmal hintenumi mecht." 
 
4. Vom Mühlholz 
In der Ortschaft Mühlholz bei Altenhof soll sich zur Zeit des später weitbekannten 
Pfarrers Philipp Kogler von Rannariedl, der aber damals Kaplan in Pfarrkirchen war 
(1783-1809), der Teufel in der Stube eines Hauses hinter der Bank in der Tischecke 
aufgehalten haben. Es war dies das früher sogenannte Schinderhäusel, jetzt Nr. 1, dem 
Josef Bogner gehörig. Da die Leute, die behaupteten den wahrhaftigen Satan mit Bocks¬ 
und Pferdefuß gesehen zu haben, immer ängstlicher wurden und nicht wußten, was 
sie anfangen sollten, wandten sie sich an den in hohem Ansehen stehenden Kaplan 
Kogler mit der Bitte, den „Bösen" auszutreiben. Der Geistliche kam, aber der 
Teufel sagte: „Du kannst mich nicht vertreiben, weil du einmal in deiner Jugend 
deiner Mutter ein Körbl voll Eier gestohlen hast". Darauf entgegnete Kogler: „Das 
geht dich nichts an, denn ich habe, da meine Eltern blutarm waren, die Eier zum 
Einkaufen von Schulsachen während meiner Studienzeit notwendig gebraucht." Der 
Teufel wußte nichts zu erwidern und verschwand. 
In demselben Hause lebte vor Jahren der sogenannte Schindermichl. Lebens¬ 
überdrüssig geworden, hängte er sich im „Schinderwinkel" in dem Gehölze auf, das 
gleichfalls den Namen Mühlholz trägt. Er wurde jedoch rechtzeitig bemerkt, herab- 
geschnitten und die Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg begleitet. Jedoch hielt 
man es für notwendig, ihn, weil er sehr schwach war, versehen zu lassen. Der 
Versehgang wurde dem damaligen Messeleser zu Altenhof, Heinrich Glaßl (1832-1848),
	        
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