Volltext: Zweites Bändchen. (2. 1913)

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angesagt. Dieser nahm sich den Mesner Ignaz Meisinger ("Schuastanazl" genannt) 
mit auf den Weg. Als sie durch das Mühlholz gingen, erhob sich ein so erschreck- 
licher Sturm, daß die stärksten Bäume entwurzelt wurden. Der damalige Besitzer 
der nahen Ganglmühle, Klimitsch mit Namen,erhielt bei dreihundert Blöcher von 
Bäumen, die der Sturm umgeworfen hatte, zum Bretterschneiden und noch vor 
40 Jahren sah man die umgerissenen Baumstöcke („Wurzwoll") im Walde. 
Durch das Aechzen und Krachen der Bäume sowie durch das Brausen des Sturmes 
erschreckt, fürchtete sich der Meßner gewaltig und wollte, zumal da es ganz finster 
war, um jeden Preis umkehren. Aber Glaßl sagte, er solle sich nur fest an ihn 
anhalten, dann könne ihm nichts geschehen. Und es ging auch alles gut ab. Der 
Schindermichel wurde versehen, erholte sich bald und lebte noch viele Jahre. Den 
Rückweg nahmen aber Priester und Meßner nicht mehr durch das Mühlholz, sondern sie 
wählten den etwas weiteren Weg über die schon erwähnte Gangelmühle. Noch heute 
gehen furchtsame Leute dem Orte im Schinderwinkel, wo sich der Michl hatte erhängen 
wollen, aus dem Wege. Auch eine dritte Geschichte ist über Mühlholz im Umlaufe. Es 
 
sollen nämlich in diesem Hause Nr.1 im Mühlholz, das schon erwähnt wurde, eines Abends 
mehrere Männer Karten gespielt haben, wobei mit dem Fluchen nicht gespart wurde. 
Plötzlich saß mitten unter den Spielern ein fescher Jäger, der auch mittat. Da er 
ohne viel Aufhebens zu machen hereingekommen war und die Kartenspieler voller 
Eifer waren, nahm man nicht viel Notiz von ihm. Da fiel auf einmal ein Karten- 
blatt unter den Tisch und man leuchtete, um es zu finden. Da sahen die Männer 
zu ihrem größten Entsetzen, daß der angebliche Jäger einen Bocks- und einen Roßfuß 
hatte, also der Teufel war. Sie wußten sich nicht zu raten und zu helfen, bis 
ihnen der rettende Gedanke kam, zum Kaplan Kogler zu schicken. Der erschien 
und machte der Sache ein Ende. In den um die Ortschaft Mühlholz herum- 
liegenden Gehöften ist es Sitte,  jüngeren, furchtsamen Leuten, die abends oder 
nachts durch den Wald 
gleichen Namens gehen müssen, die Geschichte vom "Roß 
ohne Kopf" zu erzählen. Es soll sich nämlich im Gehölz ein solches herumtreiben 
und jeden fressen, den es erwischt. Wie das möglich ist, das sagen freilich die Er- 
zähler nicht. Dennoch gibt es manche, die die alberne Geschichte glauben und nicht 
ohne Scheu das Mühlholz zur Nachtzeit betreten. 
 
5. Die neun närrischen Finslinger. 
An der Straße von Altenhof nach Oberkappel liegt nahe dem letzteren Orte 
das sagenumsponnene Dorf Finsling. Hier sollen vor alter Zeit neun Männer 
gehaust haben, die die absonderlichsten Schildbürgerstücke ausübten.Unter dem Volke 
nannte man sie kurzweg die neun närrischen Finslinger. Vieles über sie ist bereits 
der Vergessenheit anheimgefallen. Was sich noch gerettet hat und mir zu Ohren 
gekommen ist, will ich hier mitteilen. Einmal wollte einer von ihnen, ein Vater 
mit seinem Sohne, Holz im Walde fällen und dieses sogleich nach Hause schaffen. 
Der Junge fragte, wie man dabei zu Werke gehen müsse, und der Vater antwortete: 
"Zuerst wird der Schimmel an den Baum 
gebunden, damit man ihn dann, wenn 
der Baum gefallen ist, nicht erst anzuspannen braucht." So gingen sie denn ans 
Werk. Das Pferd wurde aus dem Stalle geholt und neben den einstweilen noch 
aufrechtstehenden Baum gebunden, indem an das Geschirr des Pferdes ein langes 
starkes Seil geknüpft und dessen Ende am Wipfel des Baumes befestigt wurde. 
Hierauf wurde der Baum umgeschnitten. Er fiel bergab und schnellte den an das 
Seil gebundenen Schimmel in die Luft, so daß das Tier zur Ranna hinabkollerte. 
Der Vater schickte nun den Sohn hinunter, um nachzuschauen, wie es sich mit dem
	        
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