Volltext: Erstes Bändchen. Beiträge zur Landes- und Volkskunde des oberen Mühlviertels. (1. 1912)

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Pflug erst am Samstag zurückkomme und dabei nur zwei Furchen gezogen habe. 
Franz Kram, der hier nie anders als „der Franzosenfranzl" genannt wurde, ver¬ 
heiratete sich hier und wurde Strohdecker; ein Absturz von einem Dache zog ihm 
zeitlebens einen bösen Fuß zu; er starb hier in Armut 1865. 
Die Franzosenkriege hatten die Freiheitskriege im Gefolge und diese brachten 
endlich wieder den Frieden. Von den von hier aus ins Feld gezogenen Jünglingen 
kehrten der Arzt Geißecker und die mit noch unbekannten Namen aus der 
Ortschaft Haar nicht mehr zurück, Hötzendorfer hatte eine Schußwunde am Fuße 
erhalten, kam aber mit Leitenbauer und Decker, die unversehrt geblieben waren 
wieder in die Heimat zurück. 
Die Franzosenkriege haben über Oesterreich eine schreckliche Geldnot gebracht. 
Unsere Kirchenrechnungen der betreffenden Jahre weisen große Ausgaben als Entgelt 
für verschiedene Naturalleistungen, Quartier, Vorspann, Fleischversorgung u. ä auf; 
aber damit nicht genug. 1810 kam auch noch die Kirchensilberablieferung. Kaiser 
Franz erklärte, er müsse mit schwerem Herzen wegen der ungeheueren Geldnot 
die Ablieferung des Kirchensilbers anordnen. Die hiesige Kirche war gezwungen, an 
silbernen Gefäßen abzugeben: drei Kelche und eine Monstranze; dafür erhielt sie 
vom Staate Wertpapiere in der Höhe des geschätzten Silbers; doch waren das die 
sogenannten sogenannten „Hofkammerobligationen" in Scheinwährunq, ein ganz 
klägliches Staatspapier. Die Kirche mußte sich neue heilige Gefäße anschaffen und 
zwar wegen der Geldnot solche aus unedlem Metalle. Die damals neu angekaufte 
höchst einfache Monstranze wurde übrigens nach einigen Jahrzehnten von Wohltätern 
durch eine silberne ersetzt; die Monstranze selbst kam, genau 100 Jahre alt 1910 
als Geschenk an eine ganz arme Kirche in Bosnien. Die das Kirchenvermögen so 
sehr schädigenden Folgen der Franzosenkriege waren aber mit den Kriegssteuern 
und der Silberablieferung noch nicht zu Ende. Es kam 1811 auch noch der unselige 
„Elferschlag", ein „Elferschlag", durch den die Zinsen aller Staatspapiere einfach 
um die Hälfte herabgesetzt wurden. Die hiesige Kirche verlor dadurch jährlich 
98 Gulden an Zinsen. 
Lange dauerte es so fort, und erst in den Vierziger-Jahren des vorigen 
Jahrhunderts erholten sich der Staatskredit und das Staatsvermögen wieder in so 
weit, daß die minderwertigen Staatspapiere allmählich eingezogen und durch neue 
wieder vierperzentige ersetzt wurden. 
So hat der hiesige Ort die Franzosenkriege hart verspüren müssen, und andere 
Orte werden auch Aehnliches, und vielleicht noch Bittereres, zu erzählen wissen. 
(Um Mitteilungen über die „Franzosenzeit" aus anderen Orten des Mühl¬ 
viertels bittet ergebenst der Herausgeber dieser Beiträge, G. Vielhaber in Schlägl.) 
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Die Stadelhenne. 
(Von Fr. Gerhard Ransmayr.) 
 
Mein Vater war Schulleiter an einer einklassigen Volksschule. Die Schule 
lag in einem freundlichen Tale ganz allein; es war ein ebenerdiges Gebäude das 
mit seinem roten Kupferdach zwischen großen Akazien und Obstbäumen hervorlugte. 
Ein ansehnlicher Gemüse- und Blumengarten umschloß das Ganze. Da wuchsen wir 
auf, da verträumten wir unseren Kindertraum. 
So lange der Unterricht dauerte und die Kinder von den umliegenden 
Bauerngehöften in der Schule waren, kamen wir auch nur wenig unter die Leute.
	        
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