Volltext: Das Land ob der Enns

Namen auf -ingern. 
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anders sprechenden Leuten mitten unter altbaierischer Bevölkerung 
müßte doch vor allem in der Mundart bis zum heutigen Tag erkennbar 
sein; was aber keineswegs der Fall ist. Wenn auch eine wissenschaftliche 
Untersuchung des Lautstandes und Wortschatzes nicht vorliegt, so ist 
es doch sicher, daß ein auffallender Unterschied der Mundart des alten 
Atergaues von der der Umgebung nicht zu bemerken ist. Es ist aber 
überhaupt ein Irrtum anzunehmen, daß das Verhältnis der Lehenshoheit 
eine unmittelbare Besiedlung von Bamberg aus in sich schließe. Das 
selbe gilt für Würzburg, das reichen Besitz um Wels hatte. Die Zehent- 
und Lehengüter dieser Hochstifte waren wie die anderer weitentlegener 
Herrschaften in den Händen von Ministerialen und diese nutzten nähere 
Verbindungen aus, um sich Kolonisten zu verschaffen. Die Namen 
Frankenburg (1160) und Frankenmarkt (1225) haften an bambergischen 
Herrschaftssitzen. Hier werden ja wohl fränkische Beamte und einiges 
Personal von dort angesiedelt worden sein, aber darüber hinaus sind 
Schlüsse auf Zuwanderung ohne Grundlage 1 ). Dopsch meint, die Namen 
auf -heim, -hausen und -bach für fränkisch halten zu dürfen, weil sie 
sich eben um Wels auf dem ehemals würzburgischen Territorium in grö 
ßerer Anzahl fänden * 2 ), aber erstens ist gerade das letztere nicht richtig 
und die Namen auf -hausen sind viel wahrscheinlicher alemannisch. 
Was ferner die heim-Orte betrifft, so folgen diese in einem gewissen 
Zahlenverhältnisse den ing-Orten schier auf Schritt und Tritt, so daß 
an ihrer baierischen Herkunft kaum zu zweifeln ist. 
Was nun die heutige Form des Suffixes, nämlich -igen, anlangt, 
so ist zu sagen, daß für die sprachliche Beurteilung in erster Linie die 
urkundliche Form maßgebend ist, und diese lautet -ingern, also nicht 
anders als in baierisch besiedelten Gegenden. Von fränkischer oder ale 
mannischer Besonderheit keine Spur. 
Es fragt sich nun: wenn die ersten Siedler dieser Orte des Atergaus 
mit ihren immerhin auffallenden Namen nicht aus Franken waren, woher 
sind sie dann gekommen? Da mache ich auf die Namen Ottokönigen, 
urk. Attakchringern, Otzigen und Lessigen aufmerksam. Den zwei 
ersteren liegt offenbar der steierische Personenname Otakar, bzw. dessen 
Kurzform Ozi zugrunde, und Lessigen erinnert an Lassing im steierischen 
Ennstal, urk. Lessingen 3 ). Es ist daher die Vermutung berechtigt, daß 
die -ingern, -igen-Orte des alten Atergaus von steierischen Kolonisten 4 ) 
*) Anders steht die Sache bei Klostergründungen. So scheinen die Zister 
zienser von Langheim, die sich nach 1200 im oberen Müheltal niederließen, 
fränkische Siedler mitgenommen oder hergezogen zu haben. Wenigstens heben 
sich noch heute die Bewohner einer Reihe von Ortschaften dieser Gegend merk 
lich von der übrigen Bevölkerung ab (L. Pröll, Das Obermühlviertier Bauern 
haus, S. 85 f.). 
2 ) Lf. Urb., S. 147 der Einl. 
3 ) Zahn 297. 
4 ) Verstärkt wird dieser Eindruck durch den Namen Kühschinken, Df. 
bei Frankenmarkt, der an Priesching bei Wels, urk. Prüschinken, erinnert, 
einen Namen von zweifellos steierischer Herkunft. Vgl. steierm. Prueschingk- 
hoff, Zahn 71.
	        
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