Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§ 215). 
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Nachdem von den Bronzen (S. 208 f.) und Bleien (S. 201 f.) bereits die Rede 
gewesen, erübrigt nur noch auf die Sammlungen von Edelmetallarbeiten 
hinzuweisen. Solche finden sich besonders im Museo Gregoriano (S. 43), 
im Musee Napoleon III. (S. 51), zu Wien (S. 60) und in der Petersburger 
Ermitage (S. 64). Unter den Privatsammlern hat sich bereits in der 
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts der römische Prälat Leone Strozzi einen 
Namen gemacht. 
Litteratur: Gr. Bapst, le musee r^trospectif du metal ä l’exposition de l’union cen 
trale des Beaux-Arts, Paris 1881. 
215. Den edlen Steinen könnte man auch die mineralischen Stoffe 
zuzählen, welche farblos und durchsichtig sind. Der Bergkrystall be 
gleitet den Zug der orientalischen Kultur nach Westen schon in der „my- 
kenischen“ Zeit; 1 ) stammte dieser vom Ural, 2 ) so hatten die Alpenbe 
wohner den gleichen Stoff bei sich in reicher Fülle, weshalb Arbeiten von 
Bergkrystall nirgends häufiger als in dem Emporium Aquileja sind. Bei 
den Hauptstädtern jedoch war er eine grosse Kostbarkeit. 3 ) Die Krystall- 
schneider lieferten Gefässe, 4 ) später auch Siegel 5 ) und kleine Büsten. 6 ) 
Die berühmte Murra, aus welcher die murrinischen Gefässe der Römer 
gefertigt wurden, dürfte mit dem Flussspat (Fluorit) identisch sein. 
Litteratur: Heraclius I 12 (Schneiden des Krystalls); N. Guibertus, de murrinis, 
Frankf. 1597; F. E. Saxius, de murrinis veterum, Lpg. 1748; Faust, Corsi, de’vasi murrinr 
Rom 1880 (er erwähnt auch die erhaltenen Gefässe); Fr. Thiersch, über die vasa murrina 
der Alten, Denkschr. der bayer. Akad. 1888. 
Diese Vorbilder gab die Natur für das Glas, dessen Erfindung den 
Phönikern zugeschrieben wird. Seiner Zusammensetzung nach unter 
scheidet sich das antike von dem heutigen dadurch, dass es weniger Kalk, 
dafür aber mehr Natron und Aluminium enthält. Die vielbewunderte 
irisierende oder opalartige Farbe jedoch entstand durch allmähliche Zer 
setzung der Oberfläche, wenngleich der Silberglanz auf Absicht beruhen 
mag. Das Fensterglas, welches auf eine Steinplatte gegossen wird, die 
es unten matt macht, während es oben wolkig wird und abgeschliffen 
werden muss, hat im Altertum wenig Bedeutung. Das geformte Glas da 
gegen ist durch Blasen, entweder unter Rotierung, welche runde Formen 
erzeigt, oder in viereckigen gerippten Formen entstanden. Der Boden er 
hält mehrere konzentrische Reifen, die Henkel werden oft gerippt. Der 
Leib kann als Verzierung Fäden und Tropfen erhalten, 7 ) welche mit der 
Zange gestellt oder zu geperlten Butzen ausgedrückt werden. Die also 
geformten Arbeiten erhielten oft noch weiteren Schmuck. So gibt es 
gravierte Glasgefässe, eine Technik, die in Rom besonders gegen Ende 
des 4. und im 5. Jahrhundert n. Chr. geübt wurde. 8 ) Mit dem Rade 
schliff man Inschriften und Bilder ein; auf dieselbe Weise dürften die 
diatreta ; auf deren Aussenwand ein ein paar Centimeter abstehendes 
1 ) Schliemann, Mykene (s. Register). 
2 ) Vom kaspischen Meer und vom Ther 
mo don Dion. Per. 724. 780 ff.; aus dem Orient 
Plin. 87, 2, 9 f. 
3 ) Stat. silv. 1, 2, 126; vgl. Plin. a. O. 
4 ) Schliemann S. 88. 844; Plin. 87, 6. 
5 ) Theophr. lap. 5, 20. 
6 ) Borioni, collect, antiqu. Rom. T. II.; 
Martini zu Ernesti, archaeolog. S. 160 f. 
7 ) Barocke Ornamente MB. 11, 28/9. 
8 ) Röm. Quartalschr. 6, 54; Beispiele aus 
Porto Bcrist. 1868 p. 85 ff.; Pilloy Ga. 9, 
224 ff. T. 32 8; Mowat, Ra. n. s. 44, 280 ff. 
m. T. 23.
	        
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