Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
Maschennetz ruht, entstanden sein; 1 ) diese schwierigste Arbeit stellten 
eigene diatretarii her. Das Anlöten von Figuren blieb eine Ausnahme. 2 ) 
Zuletzt verfielen die Glaser auf ein sehr einfaches, aber kostbares Aus 
kunftsmittel: sie setzten Goldplättchen mit gravierten Bildern ein, welche 
man nun unter einer Glasdecke sah. Diese Manier hat vorzugsweise bei 
den alten Christen geblüht. 
Litteratur: Alte Vorschriften von Heraclius T 4. 5 und Theophilus II 1 ff.; Reifen 
stein, Sendschreiben an Winckelmann über die Glasarbeiten der Alten; A. Sauzay, la 
verrerie depuis les temps les plus recules jusqu’ä nos jours, Paris 1869, m. 66 Abb., und 
marvels of glass-making of all ages, London 1870, m. 68 Abb.; A. Deville, histoire de l’art de 
la verrerie dans l’antiquite, Paris 1878, m. 118 T.; M. A. Wallace, glass in the old worid, 
London 1883. 1890; Blümner 4, 379ff.; Ilg, in der Ausgabe Cenninis zu K. 159. 172 und in 
Teirichs Blättern f. Kunstgew. 1872 S. 30; dazu die am Ende des § angeführten Bücher über 
einzelne Sammlungen — über die diatreta: G. d’Adda, ricerche sulle arti e sull’industria 
romana, Mailand 1870 (SA.) m. 2 T. u. A., s. Blümner 4, 400 ff. — Goldgläser: Theo 
philus II 13—15; F. Buonarroti, osserv. sopra alc. framm. di vasi ant. di vetro ornati di 
figure trovati ne’ cimiteri di Roma, Fir. 1716, f. m. 34 T.; R. Garrucci, vetri ornati di 
figure in oro trovati nei cimiteri dei cristiani primitivi di Roma, Rom 1858 f.; E. aus’m 
Weerth, Rhein. Jahrbb. 36, 121 ff. T. 3; Kraus, Realencykl. 1, 608 ff. 
Ebenfalls schon sehr früh verstand man das Glas durch Oxyde zu 
färben. Unter den verschiedenen Farben, deren Herstellung noch nicht 
ausnahmslos ermittelt ist, 3 ) erfreuten sich Blau (das durch Kobalt herge 
stellte gewöhnliche und das silberblaue Ergebnis von Bleioxyd, welches 
oft in Weiss übergegangen ist) 4 ) und Grün (aus Kupfer-Bioxyd und das 
smaragdene, welches die Ägypter mäfek c arit „falscher Smaragd“ nannten, 
mit Kupferprotoxyd hergestellte) der grössten Beliebtheit und scheinen 
auch die ältesten Glasfarben zu sein. 5 ) Der farbige Glasfluss eignet 
sich nun nicht bloss zu den Aufgaben des Krystalls und reinen Glases — 
also zu Gefässen, wie die berühmte grüne Portlandvase und der smaragdgrüne 
„sacro catino“ aus Caesarea in Genua 6 ) sind, und zu Büsten 7 ) —, sondern 
es lassen sich daraus Imitationen von Edelsteinen, und zwar auch von ge 
schnittenen (Intaglios und Cameen) anfertigen, welche man Glaspasten 
zu nennen pflegt. 8 ) An diesen sind alle Gemmensammlungen sehr reich. 
Dann ist die Anfertigung von Glasperlen ein schwunghafter alter Ge- 
werbzweig. Endlich wird der Glasfluss sogar zur Verschönerung von 
Bauten herangezogen; denn die von Herodot erwähnte smaragdne Säule 
in Tyros und der saphirne Ziegel des Pentateuch waren sowenig echt als 
der grüne Glasziegelboden auf der Tiberinsel. 9 ) Mehrfarbigkeit lässt sich 
x ) Rhein. Jahrbb. 5/6 S. 377 ff. T. 11.12; 
LIX T. 2; besonders schöne aus Novara im 
Museo Trivulzi und aus der Gegend von 
Strassburg (m. Acclamation von Maximianus): 
de Rosst, Roma sotterranea 3, 327 f. 
2 ) Gefäss im Besitz von Lionel Roth 
schild (Fröhner p. 87 ff.). 
3 ) Mattweiss: Zinn-Bioxyd; amethysten: 
Manganesium-Bioxyd; weinrot: Lösung auf 
Goldbasis; blutrot (Plin. 36, 67): Mischung 
von silex, Pottasche, Blei, Zinn, Kupfer und 
Eisen; opakes Rot: ?; durchsichtiges Braun: 
Silber-Chlorure; mattes Braun: Uranium 
~~ fRötlichgelb und Schwarz (Theophilus 2, 
4 j Jhst. 12, 199. 
5 ) Silberblau in Tiryns; Blau in Mykene: 
Schliemann S. 179. 184; beides in Ägypten. 
6 ) Millingen, Transactions of the r. soc. 
of litt. I. (1828). 
7 ) Ra. 2, 149 ff. (sechseckige paropsis, 
mit Reihen vertiefter Punkte verziert). 
8 ) Des Tiberius, in Florenz Mus. Flor. I 
T. 3; vgl. Reifenstein in Creuzers Studien 
V. St. 2. 
9 ) Künstliche Smaragde von Demokrit 
erfunden: Sen. ep. 100; im Inventar v. Delos 
Bch. 6, 122 (vafovog). Cameen werden auch 
aus zweierlei Stoff zusammengesetzt, z. B. 
Weiss auf Krystall, aus Praeneste Guattani 
mon. ined. 1787 Genn. T. 2. 3. 
10 ) Minutoli S. 13.
	        
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